Verführung der Schatten
ein Mensch. Ich muss den Zeitfaktor berücksichtigen.“
„Niemand würde es wagen, ihr etwas anzutun.“
Nein, aber sie könnten ihr Angst einjagen. „Außerdem möchte ich so bald wie möglich zum nächsten Checkpoint, was deinem Herrn und Meister durchaus entgegenkommen sollte.“
„Er wünscht, Neuigkeiten über den Gesundheitszustand des Gefäßes zu erfahren.“
Cade hasste es, wenn jemand auf diese Weise von Holly sprach, so unpersönlich. Groot würde niemals über das hinaussehen, was sie ihm geben konnte, und niemals entdecken, wie sie wirklich war.
„Holly geht es gut.“
„Wir hatten nicht erwartet, dass du ganz allein mit ihr reist.“
„Das war auch nicht so geplant. Nur hat leider Groots und Omorts Schwester Sabine, das kleine Miststück, meinen Bruder gefangen genommen.“
„Wir wussten nicht, ob du dir dieser Tatsache bewusst bist.“
Die Vorstellung, dass Rydstrom irgendwo gefangen war, gärte in Cade, aber er bemühte sich, den Gedanken zu verdrängen, da ihm inzwischen klar geworden war, dass die Verhandlungen an diesem Checkpoint nicht so einfach werden würden, wie er erwartet hatte. Imatra schien kapriziös zu sein. Sie könnte ihm Schwierigkeiten bereiten. Er wollte das Geschäft auf keinen Fall platzen lassen, nur weil er die Geduld mit ihr verlor.
„Ich nehme an, bald wird es sowieso alle Welt wissen“, sagte Imatra, „wenn man bedenkt, wie Sabine mit ihrem neuen Spielzeug angibt.“
Cade knirschte mit den Zähnen. „Wo ist Rydstrom?“
„Du erwartest von mir, dass ich dir das verrate, wo du doch nicht mal dein Schwert ablegst oder die Höflichkeit besitzt, ein Glas mit mir zu trinken?“
Er nahm brav seinen Schwertgürtel ab und legte ihn auf einen Stuhl. Dann hob er sein Glas.
Mit einem zufriedenen Lächeln setzte sie sich auf den Rand ihres Schreibtischs, wobei sie dafür sorgte, dass der Schlitz ihres Rocks bis zur Hüfte hochrutschte. Diese Frau bemühte sich, sexy zu wirken. Alles an ihr war darauf ausgerichtet, aber es erschien unnatürlich. Sie musste schwer dafür arbeiten.
Und sie konnte Holly nicht das Wasser reichen, der es vollkommen gleichgültig war, ob Männer sie attraktiv fanden oder nicht.
„Wo ist mein Bruder, Imatra?“
„Höchstwahrscheinlich in Tornin, aber sicher sind wir nicht. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir bald mehr wissen werden. Und diese Information würden wir nur zu gern mit dir teilen, vorausgesetzt, die Transaktion geht glatt über die Bühne.“
„Warum sollte sie nicht?“
„Wie können wir wissen, dass du nicht mit dem Gefäß schläfst?“, fragte Imatra.
Gute Frage. „Auf dieselbe Weise, wie meine Klienten stets wussten, dass ich den Wertgegenständen, die sie mir anvertraut hatten, niemals Schaden zufügen würde. Wäre schlecht fürs zukünftige Geschäft. Außerdem entspricht die Kleine ganz und gar nicht meinem üblichen Geschmack.“ Die anderen waren im Vergleich zu Holly nämlich der letzte Dreck gewesen.
Die Dämonin musterte ihn, als ob sie festzustellen versuchte, ob er log. War sie misstrauisch? Wenn ja, wieso? Niemand außer Rydstrom, Nïx und Rök wusste, was Holly ihm bedeutete.
„Solltest du auf die Idee kommen, besonders schlau sein zu wollen, und versuchen, das Schwert und das Mädchen zu bekommen, wirst du scheitern“, sagte Imatra. „Zuerst einmal ist Groot ein unglaublich starker Gedankenleser. Möglicherweise gelingt es dir, seine Sondierungen abzublocken, aber sie hat keine Chance. Zweitens wird der Austausch innerhalb von Groots Festung stattfinden, die auf magische Weise geschützt wird, mit zahllosen Fallen ausgerüstet ist und von Wiedergängern bewacht wird. Umgeben ist sie von einem Wald voller Wendigos. Sollte sie mit dir fliehen, wird das ihr Tod sein.“
Bis zu dieser Sekunde war es Cade nicht klar gewesen, dass er bis jetzt tatsächlich in einem Hinterstübchen seines Kopfes mit dem Gedanken gespielt hatte, den Versuch zu wagen, das Schwert zu bekommen und Holly zu behalten.
Das war es, was er sich mehr als alles andere wünschte.
Jetzt merkte er, wie seine Hoffnungen zerstört wurden.
„Jede Menge Hindernisse“, gab Cade zu. „Wie kann ich da sicher sein, dass ich die Festung lebendig verlasse?“
„Groot hat beim Mythos geschworen, dass du freies Geleit haben wirst. Wenn du im Gegenzug schwörst, dass du seinen Aufenthaltsort niemals preisgeben wirst.“
Beim Mythos zu schwören, war der verbindlichste Eid, den ein Unsterblicher ablegen konnte. Selbst ein
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