Verfuehrung im Harem
Schultern, während einige kürzere Strähnen ihr schönes Gesicht umrahmten. Ihr edles Profil verriet Klasse, und die vollen, fein geschwungenen Lippen wirkten so verführerisch, dass er sie am liebsten geküsst hätte.
„Erzähl mir etwas über dein Leben“, bat er.
„Oh, ich bin enttäuscht.“
„Wenn du mir verrätst, wer dich enttäuscht hat, werde ich ihn oder sie zur Rechenschaft ziehen.“
„Du brauchst nur in den Spiegel zu schauen, dann weißt du es“, erwiderte sie trocken. „Fällt dir keine bessere Gesprächseinleitung ein? Ich gebe dir gern einige Tipps. Wie wäre es mit: ‚Du hast drei Wünsche frei. Einer davon ist dir gerade erfüllt worden, ich bin da. Wie lauten die beiden anderen?‘ Meine Lieblingseinleitung lautet: ‚Was hältst du von Liebe auf den ersten Blick? Soll ich noch einmal hinausgehen und wieder zurückkommen?‘“
„Warum bezweifelst du, dass ich es ernst meine und dich wirklich besser kennenlernen möchte?“
Sie sah ihn abschätzend an. „Ich weiß noch nicht, ob ich das glauben kann.“
Jessica Sterling wurde ihm immer rätselhafter. Seit sie wusste, wer er war, hatte sich ihr Verhalten ihm gegenüber verändert. Während sie ihm zunächst offen, freundlich und mit einem gewissen Interesse begegnet war und ihre Hand sogar in seiner gezittert hatte, war sie ihm gegenüber auf einmal misstrauisch und abweisend. So hatte noch keine Frau auf ihn reagiert. Aber irgendwie gefiel es ihm. Er empfand es als Herausforderung.
„Normalerweise erzählt mir jede Frau eine ganze Menge über sich, wenn ich sie höflich und ernsthaft darum bitte“, erklärte er lächelnd.
„Okay, ich bin bereit mitzuspielen.“
„Hältst du es für ein Spiel?“
„Was ist es denn sonst?“, fragte sie.
Kardahl nickte. „Wie du willst. Dann spielen wir beide. Ich bitte dich noch einmal, mir etwas über dich und dein Leben zu erzählen.“
Sie atmete tief durch. „Ich bin in Los Angeles geboren, und meine Mutter ist gestorben, als ich zwölf war. Ich bin in einem staatlichen Kinderheim aufgewachsen, aufs College gegangen und diplomierte Sozialarbeiterin.“ Sie zuckte die Schultern. „Das ist das Wichtigste in Kurzfassung.“
Kardahl war klar, es war noch längst nicht alles. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass sein Vater Erkundigungen über sie hatte einziehen wollen. Das hatte er bestimmt auch getan, aber damals war Kardahl daran nicht interessiert gewesen und hatte es wahrscheinlich versäumt, den Bericht zu lesen, was er jetzt bereute.
Nachdenklich blickte er sie an. „Ich vermute, du hast mir eine ganze Menge verschwiegen.“
Sie runzelte die Stirn. Dann wandte sie sich ab und schaute zum Fenster hinaus. Die Hände hatte sie im Schoß gefaltet. Sie wirkte seltsam angespannt und ließ die Daumen nervös kreisen.
„Sicher, aber der Rest ist absolut unwichtig“, antwortete sie schließlich und blickte ihn an. „Erzähl mir lieber etwas über dich, das ist bestimmt interessanter.“
Offenbar wollte sie nicht über sich reden, was ihn erst recht neugierig machte. Er war sich jedoch sicher, dass er früher oder später alles erfahren würde, was er wissen wollte. „Ich bin nach meinem Bruder der zweite Anwärter auf die Thronfolge.“
„Sozusagen der Ersatzerbe?“
Er musste lachen. „Wenn du es so nennen willst.“
„Deine Stellung entspricht in etwa der des Vizepräsidenten in den USA, oder?“
„Ja, so ungefähr.“
„Noch bist du ja sehr damit beschäftigt, alle möglichen Frauen rund um den Globus glücklich zu machen. Hast du überhaupt Zeit, dich vorzubereiten?“
„Worauf?“
„Das Land zu regieren, falls es nötig sein sollte.“
An seinem schlechten Ruf war er selbst schuld, doch vieles, was über ihn berichtet worden war, war stark übertrieben. Außerdem wusste niemand, warum er alles getan hatte, um sich diesen schlechten Ruf zu erwerben. „Falls es jemals nötig sein sollte, werde ich selbstverständlich meine Pflicht tun. Ich hoffe jedoch sehr, dass mein Bruder Malik die Nachfolge unseres Vaters antritt.“
„Okay. Erzähl weiter.“
„Was möchtest du denn wissen?“
„Mich interessiert vor allem, wie ein Mann wie du, der so viele Möglichkeiten hat, etwas Gutes und Sinnvolles zu tun, ein vergnügungssüchtiger Mensch werden kann, der sich von einer flüchtigen Affäre in die nächste stürzt.“
Ihre Stimme klang ruhig und sachlich, doch Kardahl war klar, dass Jessica ihn kritisierte. „Du hast eine sehr schlechte Meinung von
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