Verführung in Manhattan
würde sie auf seinen Schoß ziehen.
„Ich tue mit meinen Händen, was ich will“, erklärte er und musste daran denken, was er jetzt am liebsten tun würde.
„Du tust immer, was du willst“, fuhr sie ihn an und reinigte vorsichtig seine Finger. „Du schimpfst die Leute aus, prügelst auf sie ein und trinkst, bis du wie das Innere einer Wodkaflasche stinkst.“
Mikhail war nicht so betrunken, dass er eine Beleidigung nicht erkannte. Er schob Sydney beiseite, stand auf und verschwand im Badezimmer. Kurz darauf hörte Sydney die Dusche rauschen.
So war das eigentlich nicht geplant, dachte sie. Sie war zu Mikhail gekommen, um ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte, und ihn um Verzeihung zu bitten. Und er hätte nett und verständnisvoll sein, sie in die Arme nehmenund ihr sagen sollen, dass sie ihn zum glücklichsten Mann auf der Welt machte.
Stattdessen war er betrunken und schlecht gelaunt. Und sie war schnippisch und kritisch.
Nun, er verdiente es nicht besser. Bevor sie merkte, was sie tat, schleuderte sie den Waschlappen in Richtung Küche, wo er an die Wand schlug und in das Becken glitt. Einen Moment starrte sie dem Tuch nach und blickte verblüfft auf ihre Hände.
Sie hatte etwas durch den Raum geworfen, und es war herrlich befreiend gewesen. Sie sah sich um, entdeckte ein Taschenbuch und schleuderte es hinterher. Ein Plastikbecher mit einem Rest Cola hinterließ einen hübschen Fleck an der Wand, auch wenn ihr splitterndes Glas lieber gewesen wäre. Sie nahm einen alten Turnschuh und wollte ihn ebenfalls fortwerfen. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich, fuhr herum und schleuderte den Schuh instinktiv an Mikhails nackte Brust.
Er stieß die Luft heftig aus. „Sag mal, was machst du denn da?“
„Ich werfe mit Sachen.“ Sie nahm den zweiten Schuh und ließ ihn fliegen. Doch Mikhail fing ihn ab.
„Du verlässt mich ohne ein Wort, und anschließend kommst du zurück und wirfst mit Sachen um dich?“
„Richtig.“
Seine Augen funkelten, und er wog den Schuh in der Hand. Der Gedanke, ihn genau auf Sydneys trotzig vorgeschobenes Kinn zurückzuschleudern, war äußerst verlockend. Doch er konnte keiner Frau wehtun.
„Wo bist du gewesen?“
„Ich habe Peter besucht.“
Mikhail schob seine verletzten Hände in die Jeanstaschen. „Du verlässt mich, um dich mit einem anderen Mann zu treffen, kehrst zurück und zielst mit Schuhen nach mir. Sag mir bitte, weshalb ich dich nicht kurzerhand hinauswerfen und ein für alle Mal mit dir fertig sein soll.“
„Ich musste unbedingt mit Peter reden. Und ich …“
„Du hast mich tief gekränkt“, stieß er hervor. „Meinst du, es macht mir etwas aus, einen Faustschlag ins Gesicht zu bekommen? So was kann ich ertragen.“ Mit dem Handrücken deutete er auf seine aufgesprungene Lippe. „Aber was du mir antust, macht mich völlig hilflos. Und das verabscheue ich.“
„Es tut mir Leid.“ Sydney trat einen Schritt auf Mikhail zu, merkte aber, dass es dafür noch zu früh war. „Ich hatte Angst, ich würde dich noch mehr kränken, wenn ich versuchte, dir zu geben, was du dir wünschtest. Bitte, hör mir zu, Mikhail. Peter war bisher der einzige Mensch in meinem Leben, dem wirklich etwas an mir lag. Meine Eltern …“ Sie schüttelte denKopf. „Sie sind anders als deine. Sicher wollten sie das Beste für mich. In Wirklichkeit suchten sie nur die Kindermädchen für mich aus, kauften mir hübsche Kleider und schickten mich in das beste Internat. Du hast keine Ahnung, wie einsam es dort war.“
Sie rieb sich mit den Fingern über die Augen. „Ich hatte nur Peter, und den verlor ich am Ende durch eigene Schuld. Was ich für dich empfinde, ist noch viel, viel größer. Es ist so groß, dass ich nicht weiß, was ich tun würde, wenn ich dich auch verlieren würde.“
Er entspannte sich langsam. „Du bist weggegangen, Sydney, nicht ich.“
„Ich musste mit Peter sprechen, denn ich war davon überzeugt, unsere Ehe, unsere Freundschaft und unsere Liebe zerstört zu haben.“ Sie seufzte ein wenig und ging zum Fenster. „Merkwürdig war, dass Peter dieselben Schuldgefühle hegte wie ich. Wir haben uns ausgesprochen und können wieder Freunde sein. Das hat alles verändert.“
„Ich nehme dir nicht übel, dass du mit ihm geredet hast, sondern dass du, ohne mir ein Wort zu sagen, weggefahren bist. Ich dachte, du kämst nicht zurück.“
Sydney drehte sich wieder zu ihm. „Das letzte Stück bin ich buchstäblich gerannt. Ich ging weg, weil ich
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