Verfuhrt auf dem Maskenball
leidet gelegentlich noch unter Anfällen von Erschöpfung.“ Plötzlich wurde sie ängstlich. „Sind Sie gekommen, um meine Rückkehr nach Harmon House zu erbitten? Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Anwesenheit hier notwendig ist, damit ich mich um meinen Vater kümmere.“
„Nein, Blanche, ich bin nicht gekommen, um Sie zur Rückkehr in mein Haus aufzufordern.“ Er wandte den Blick ab und schien sich auf einmal sehr unbehaglich zu fühlen. Plötzlich dachte Blanche an seine frühere Mätresse Miss Fitzgerald. In der letzten Zeit hatte sie häufig über sie nachgedacht. Sie war so freundlich gewesen, so wohlerzogen. Blanche hatte eine betörende Kurtisane erwartet, aber Miss Fitzgerald war keine atemberaubende Schönheit gewesen. Hatte Tyrell vielleicht von ihrem höchst unpassenden Besuch bei seiner früheren Mätresse erfahren?
„Blanche, es gibt etwas, das ich Ihnen sagen muss, auch wenn es mir ungemein schwer fällt. Ich möchte Sie auf keinen Fall aufregen, aber ich fürchte, das könnte geschehen.“
Sie zupfte an einem der Kissen. „Hat es etwas mit Miss Fitzgerald zu tun?“
Überrascht sah er sie an. „Dann haben Sie also von ihr gehört?“
Sie nickte und musterte ihn gründlich. Es war ihr noch immer unmöglich, seine Gedanken zu lesen. „Vater erzählte mir von Ihrer … äh … früheren Beziehung.“ Sie lächelte ihm beruhigend zu. „Das ist in Ordnung, Tyrell, ich bin weder verletzt noch empört. Ich weiß, diese Affäre war im letzten Sommer, als wir noch nicht sehr lange verlobt waren.“
„Haben Sie noch niemals irgendwem irgendetwas Böses gewünscht?“
„Das liegt nicht in meiner Natur“, erwiderte sie wahrheitsgemäß und wünschte sich dabei, nur ein einziges Mal genug zu fühlen, um Hass oder Abscheu gegen jemanden zu empfinden. Sie seufzte. „Ich werde niemals wütend.“
Er stand auf. „Ich bezweifle nicht, dass Sie auf mich gleich ganz schrecklich wütend werden. Blanche, Sie sind eine großartige Frau. Sie wären eine wunderbare Countess und als meine Gemahlin eine wirkliche Bereicherung. Ich habe sehr gründlich über all das nachgedacht. Es liegt mir völlig fern, Sie verletzen zu wollen, aber ich sehe keine Möglichkeit, dies zu vermeiden. Ich kann Sie nicht heiraten.“
Erleichterung durchströmte sie, und dann erst bemerkte sie, dass sie sich erhoben hatte. „Sie können mich nicht heiraten?“, brachte sie schließlich heraus. Sie konnte kaum glauben, dass er genau wie sie dieser Angelegenheit ein Ende setzen wollte.
Ernst schüttelte er den Kopf. „Ich wiederhole es, es tut mir so leid. Es liegt nicht an Ihnen oder an etwas, das Sie vielleicht getan haben. Lange ehe wir einander begegnet sind, habe ich mein Herz einer anderen geschenkt. Ich habe beschlossen, sie zur Frau zu nehmen, ungeachtet des Vermögens, das ich dabei verlieren werde. Ich werde sehr genau wirtschaften müssen, um Adare zu sichern, vorausgesetzt natürlich, ich werde nicht enterbt.“
„Sie müssen Miss Fitzgerald sehr lieben“, rief Blanche aus. Sie war vollkommen fasziniert. Es war ihr klar, dass er wegen der Entscheidung, die er hier traf, enterbt werden würde. „Sie ziehen die Liebe der Pflicht vor!“
„Das tue ich“, erwiderte er ernst. „Sind meine Gefühle so offensichtlich?“
„An Ihnen ist nichts offensichtlich“, entgegnete Blanche und fragte sich, wie es wohl sein mochte, so sehr zu lieben. „Ich habe Miss Fitzgerald gestern getroffen, Tyrell“, sagte sie. „Sie ist eine außergewöhnlich liebenswerte und selbstlose Frau. Eigentlich hatte ich eine hinreißende Schönheit erwartet, doch sie wirkt eher unscheinbar. Es schien mir eindeutig, dass Ihr Verhältnis auf wahrer Liebe beruhte und nicht auf niederen Empfindungen. Und, Tyrell, es ist offensichtlich, dass sie Sie von Herzen liebt.“
Endlich sah sie in seinen Augen ein Gefühl, das sie zu deuten vermochte. Es war Hoffnung. „Das hat sie Ihnen gesagt?“
„Das war gar nicht nötig.“ Blanche dachte an das, was ihr Vater getan hatte. Es schien ihr sehr wichtig zu sein, dass Tyrell davon erfuhr. „Tyrell, mein Vater sagte mir, dass er sich in Ihr Verhältnis zu Miss Fitzgerald eingemischt hat. Allem Anschein nach hat er sie ermutigt, Sie zu verlassen. Außerdem erzählte er mir, sie hätte Ihnen vor ihrer Abreise einen Liebesbrief geschrieben. Er hat zugegeben, ihn vernichtet zu haben. Er hatte Angst vor dem, was Sie vielleicht tun könnten, wenn Sie ihn erst gelesen hätten.“
Er sah sie
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