Verfuhrt auf dem Maskenball
Rosie auf dem Sofa und strickte.
Beinah hätte Lizzie geweint. Sie spürte, dass Tyrell sie sehr genau beobachtete, aber sie konnte ihn jetzt nicht ansehen, nicht wenn die Freude ihres Lebens nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Er war viel größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und in der Kniehose und der Jacke wirkte er sehr erwachsen. Noch immer war er dunkelhaarig und sehr hübsch, und als der Hund ihm endlich gehorchte und sich hinsetzte, lief ihr eine Träne über die Wange.
„Brav, Wolf, brav“, sagte Ned, die Hände in die Hüfte gestemmt. Dann warf er einen Blick über die Schulter zurück, erblickte seinen Vater und strahlte. „Papa!“
Lizzie stand ganz still da, als Ned auf seinen Vater zulief und der ihn in die Arme schloss. Sie lachten beide, Ned und Tyrell. Dann drückte Tyrell ihn einen Moment lang an sich. „Wir haben einen Gast“, sagte er leise zu seinem Sohn. „Erinnerst du dich? Heute Morgen habe ich dir gesagt, dass Tante Elizabeth kommen würde.“
Und als sie die beiden so sah, da wurde Lizzie klar, dass sie das Richtige getan hatte. Ned war so auf seinen Vater fixiert, dass nicht zu übersehen war, wie stark die Bindung zwischen ihnen beiden war. Außerdem wurde er seinem Vater immer ähnlicher. Einen Moment lang musterte er Tyrell, als müsste er irgendeine Entscheidung treffen, dann drehte er sich zu Lizzie um. Sein so ruhiger und neugieriger Blick genügte, und ihr kamen wieder die Tränen.
Tyrell stellte Ned auf den Boden. „Warum weint die Tante?“, fragte Ned, ohne dabei seinen Blick von Lizzie zu wenden.
Tyrell ließ seinen Sohn nicht ganz los. „Sie freut sich so sehr, dich zu sehen, denn beim letzten Mal warst du erst ein Jahr alt.“
Ned musterte sie weiterhin, und Lizzie brachte unter Tränen ein Lächeln zustande. „Hallo, Ned“, flüsterte sie. Nie zuvor hatte ihr Herz mehr wehgetan. Es fiel ihr so schwer, nicht zu ihm zu laufen und ihn in die Arme zu schließen. Aber Lizzie wollte ihn auf keinen Fall erschrecken, obwohl sie nicht glaubte, dass er besonders schreckhaft war.
Ihr Lächeln erwiderte er nicht. Er runzelte die Stirn, und Lizzie wusste, dass er sich vage an sie erinnerte und nicht recht wusste, woher er sie kannte.
„Ich habe dich gekannt, als du ein Baby warst“, sagte sie, streckte die Hand aus und berührte seine zarte Wange. Er rührte sich nicht. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht. Möchtest du es sehen?“
Er nickte. „Nicht weinen.“
„Ich werde es versuchen, aber dein Vater hat recht, ich bin so glücklich, dich zu sehen.“
Ned nahm ihre Hand.
Lizzie lachte und hielt seine kleine Hand fest. Dann sah sie auf und begegnete Tyrells Blick. Er lächelte ihr zu, und dann kniete sie nieder und sah Ned an, während ihr die Tränen über das Gesicht rannen. „Darf ich dich umarmen?“, fragte sie.
Ned zögerte nicht, sondern nickte gleich.
Lizzie schloss ihn in die Arme. Sie wusste, sie sollte nicht übertreiben, aber er legte seine Ärmchen um ihren Hals und umarmte sie auch. Sie schluckte und hielt ihn ganz fest, sie genoss diesen Augenblick, der der kostbarste in ihrem ganzen Leben war. Dann stand sie rasch auf. „Hier.“ Es fiel ihr schwer zu sprechen, und sie reichte ihm eines der Päckchen.
Ned riss die Verpackung auf und holte einen Jack-in-the-Box hervor. Ganz offensichtlich hatte er schon einmal einen gesehen, denn er klappte den Deckel auf, und ein bunter Clown sprang heraus. Ned lachte entzückt, stopfte ihn in die Kiste zurück und setzte sich dann auf den Boden, wo er die Figur noch einmal herausschnellen ließ. Wolf wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.
Lizzie wischte sich die letzten Tränen ab. Sie sah Ned vor sich auf dem Boden spielen, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie stand, und sie spürte, wie Tyrell hinter ihr wartete und sie beide beobachtete. Wie hatte ihr Leben sich so entwickeln können? Sie blickte hinüber zu Rosie, die inzwischen aufgestanden war. „Rosie“, sagte sie.
Rosie weinte. „Madam.“
Lizzie lief zu ihr, und die beiden Frauen umarmten einander herzlich.
„Wie geht es dir?“, fragte Lizzie und ließ sie los.
Rosie wischte sich die Augen. „Sehr gut, Madam. Aber wir haben Sie vermisst, wir beide, der kleine Ned und ich.“
Lizzie konnte nur noch nicken. Sie hoffte, dass Ned sie nicht lange vermisst hatte. „Ich bin so stolz auf den kleinen Jungen, zu dem er geworden ist“, sagte sie. „Wie sehr er gewachsen ist! Hab vielen Dank, Rosie. Danke, dass du bei
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