Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
Vom Netzwerk:
meinen gesamten Vorrat an Gainomax Recovery haben wollte, sodass ich gleich nachbestellen musste. Außerdem kam dann noch eine Unmenge Leute, die trainieren wollten, und natürlich war Gunhild wie immer zu spät vom Lunch zurück. Warten Sie schon lange?«
    »Nicht so lange, dass ich schon wieder gegangen wäre.«
    Hansen ergreift Ivers Hand und drückt sie fest. Er setzt sich und stößt dabei so fest an den Tisch, dass etwas aus Ivers Bierglas schwappt.
    »Wollen Sie etwas essen oder trinken?«
    Auch Iver setzt sich wieder und schiebt sein Handy ein Stück weit vom Glas weg.
    »Sieht gut aus, was Sie da haben, aber ich sollte noch ein bisschen warten. Ich treffe später noch einen Kunden. Kaffee wäre gut.«
    Iver hebt die Hand, und die Bedienung nickt.
    »Wären Sie so nett, uns einen Kaffee zu bringen?«, sagt er freundlich. Sie erwidert sein Lächeln und macht auf dem Absatz kehrt. Hansen rückt näher an den Tisch heran und stellt die Ellbogen auf den Tisch.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erst mein Beileid ausdrücken«, beginnt Iver.
    »Danke.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, kannten Sie sich ziemlich gut?«
    »Ja …« Hansen seufzt und senkt traurig den Blick. »Das ist eine verdammte Scheiße.«
    Iver nickt. Er weiß nicht recht, wie er die Fragen vorbringen soll, die er vorbereitet hat. Sicher wäre es gut, wenn Hansen sich erst einmal warmreden könnte, weshalb er ihm zu Beginn die Fragen stellt, auf die er die Antworten bereits kennt, ehe er auf den eigentlichen Grund dieses Interviews zu sprechen kommt. In den ersten Minuten erfährt er, dass Tore immer sehr direkt und ehrlich war. Niemand trieb Spielchen mit ihm oder versuchte, ihn zu hintergehen. Ob Hansen das wirklich glaubt oder nur sagt, weil man über Tote ja nur Gutes redet, kann Iver nicht wirklich einschätzen.
    Nachdem der Kaffee gekommen ist, beugt Iver sich ein Stück weit über den Tisch. Er denkt daran, dass Henning gesagt hat, es sei bei diesem Fall sicher nicht leicht, an wirkliche Informationen zu kommen. Genau deshalb, denkt Iver, könnte es sich lohnen, etwas drastischere Mittel anzuwenden.
    »Wie läuft Ihr Geschäft?«, fragt er.
    »Eigentlich ganz gut.«
    »Kommen noch immer viele von der Straße?«
    »Nein, nicht mehr so viele wie früher.«
    »Warum nicht?«
    »Nun, es hat sich ein bisschen verändert, seit Vidar nicht mehr da ist.«
    »Aber Sie kriegen doch noch immer die Unterstützungsgelder für dieses Großstadtprojekt, oder?«
    »Ja. Und es sind auch immer noch Leute bei mir, die Teil dieses Projekts sind.«
    Iver unterbricht den Rhythmus seiner Fragen. »Und das andere Geschäft? Wie läuft das?«
    Hansen sieht Iver an. »Welches andere Geschäft?«
    »Das, wofür es keine Quittungen gibt.«
    Iver ballt die rechte Hand zur Faust und schlägt sich damit hart in die linke Handfläche.
    Hansen sieht Iver ein paar Sekunden lang an, dann lacht er. »Was soll das denn heißen?«
    »Ich habe gehört, dass Sie aus Vidar Fjells altem Büro einen Teil der Osloer Geldeintreiber-Tätigkeiten verwalten. Stimmt das?«
    Hansen lächelt noch immer. »Okay«, sagt er. »So einer sind Sie also.«
    Iver antwortet nicht, sondern wartet auf eine Antwort.
    »Wenn Sie ein bisschen Zeit darauf verwendet hätten, sich umzuhören, wüssten Sie, dass Kraft & Respekt nichts mit diesen Geschäften zu tun hat. Das war schon immer so. Und das wird auch immer so bleiben.«
    »Das deckt sich aber ganz und gar nicht mit dem, was ich gehört habe.«
    »Dann haben Sie etwas Falsches gehört.«
    Das Lächeln ist aus Hansens Gesicht verschwunden.
    »Sie leugnen also, eine Art Geldeintreiber-Pate zu sein? Und dass Sie Kraft & Respekt nutzen, um …«
    »Was zum Henker wird das hier?«, fällt Hansen ihm ins Wort. »Was haben Sie eigentlich vor? Ich dachte, wir wollten über Tore reden?«
    »Das werden wir auch, das tun wir.«
    »Wenn Sie mich fragen, wirkt das hier eher wie Schikane, und ich rate Ihnen nur, nicht eine Silbe über das zu schreiben, was Sie da gerade angedeutet haben, sonst …«
    Hansen richtet den ausgestreckten Zeigefinger auf Iver.
    »Das habe ich gar nicht vor, nein«, antwortet er. »Ich versuche bloß herauszufinden, wer Joachim Brolenius getötet hat.«
    Hansen sieht Iver lange ungläubig an. »Was ist das denn jetzt wieder?«
    »Tore Pulli gibt an, pünktlich um 23 Uhr zu seinem Treffen mit Jocke gekommen zu sein, er hat aber erst neunzehn Minuten nach elf die Polizei gerufen. Kann diese Verzögerung durch irgendetwas bedingt sein,

Weitere Kostenlose Bücher