Vergiss mein nicht!
dir ist. Ich muss mit ihr reden. Addie, bitte sei mir nicht böse. Lass mich einfach nur reinkommen.«
Bobby lächelt. »Arme Laila. Sie denkt, dass du dich aus Wut in meinem Haus verbarrikadiert hast.«
Ich öffne meinen Mund, um ihr zu antworten, aber es geht nicht. Bobby schnürt mir die Kehle ab. Ich starre ihn an, wünsche, meine Blicke könnten zu Pfeilen werden. Stattdessen bin ich mit meinem nutzlosen Talent geschlagen. Es klopft wieder. Hilfe! Hinter dem Haus scheppert etwas und in Bobbys Gesichtsausdruck zeichnet sich für einen kurzen Moment Panik ab.
»Addie!« Dukes laute Stimme kommt aus dem Inneren des Hauses. »Bist du hier drinnen?«
Bobby knurrt. »Muss unbedingt seinen Zugangscode zum Haus ändern. Sieht aus, als veranstalteten wir jetzt eine Party.« Er schleift mich aus der Küche und stößt mich auf das Sofa. Dann öffnet er mit seiner Handfläche die Haustür und zieht Laila herein. »Setz dich«, befiehlt er und zeigt auf den Platz neben mir. Sobald sich unsere Blicke treffen, ist mir klar, dass sie nicht begreift, worum es hier geht. Sie setzt sich und sagt: »Es tut mir so leid, Addie. Ich habe keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Bitte verzeih mir.«
Mittlerweile steht Duke im Türrahmen zwischen der Küche und dem Wohnzimmer. »Was ist passiert, Addie?«
»Was meinst du mit ›Was ist passiert‹?«, sagt Laila mit einem Stöhnen. »Sie hat mich in eurem Haus gesehen, Duke.«
Er lässt meinen Blick nicht los. »Ist es das? Ich hab dich gehört, verstehst du? Du hast um Hilfe gerufen. Das warst du doch, oder?«
Mein Blick schießt zu Bobby, der meine Zunge immer noch in Schach hält, und ich hoffe, dass Duke den Wink kapiert.
»Nun mach schon, sag etwas.« Das kommt von Laila.
»Sie ist zu wütend auf euch beide, um jetzt mit einem von euch zu reden.« Bobby räuspert sich. »Das hat sie mir eben gesagt. Sie wollte nicht, dass ihr sie findet.«
Ich erinnere mich, wie Bobby mir vorhin erklärt hat, dass es seine Fähigkeiten limitiert, mich zu kontrollieren. Während er also spricht, versuche ich mit aller Kraft, mich aus seinem Einfluss zu befreien. Wenn Jugendliche stärkere Kraftschübe haben als Erwachsene, dann ist mit Sicherheit auch unsere Fähigkeit, diese Kräfte zu bekämpfen, stärker. Es ist Bobby, es ist Bobby, es ist Bobby, Hilfe, sage ich mir immer wieder und wieder in meinem Kopf, während ich versuche, mich zu befreien.
Duke marschiert auf Bobby zu und packt ihn am Kragen. »Was hast du mit ihr gemacht?«
»Nicht mehr als du.«
Er schleudert Bobby gegen die Wand, es gibt einen dumpfen Aufprall und ich befreie mich aus seinem Bann. Meine Muskeln sind so angespannt, dass ich in dem Moment, in dem ich frei bin, einen Satz nach vorn mache. In meinem Kopf muss ich auch noch geschrien haben, denn als ich auf dem Boden aufkomme, brülle ich: »Hilfe!«
Duke lässt Bobby fallen und ist sofort bei mir. »Alles ok?«
»Fass mich nicht an. Schnapp ihn dir!« Aber Bobby ist nicht mehr dort, wo Duke ihn hingeschleudert hat. Bevor ich noch eine Chance habe, mich zu fragen, durch welche Wand er geglitten sein könnte, steht er hinter Laila, die sich mit panischem Blick ein Messer an die Kehle hält.
»Addie«, sagt Bobby. Seine Augen sprühen Funken. »So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Warum musstest du ihn hierherrufen?«
»Laila, was tust du da?«, fragt Duke, der immer noch an meiner Seite hockt.
»Als Erstes wird sie die letzte Stunde aus euren Gedächtnissen löschen. Dann wird sie sich umbringen, weil ihr Vater so ein Versager ist. Stimmt’s, Laila?«
Sie nickt und ein kleines Rinnsal dunklen Blutes läuft an ihrer blassen Haut herab.
»Bobby, du musst das nicht tun. Wir werden niemandem hiervon erzählen.«
»Hm, warum glaube ich dir nur nicht, Duke?«
Trotz unserer Lage spüre ich plötzlich, wie ich ganz ruhig werde und nachdenken kann. »Duke«, sage ich im Flüsterton. »Unternimm etwas.«
»Versuche ich doch schon.«
»Kannst du ihr nicht das Messer aus der Hand schlagen oder das Sofa in Bobbys Gesicht fliegen lassen? Tu etwas.«
Bobby stößt ein leises Lachen aus, es ist eisig. »Ja, Duke. Tu was«, imitiert er mich mit hoher Fistelstimme. »Beweg etwas.« Er nimmt sich einen Bilderrahmen aus dem Regal neben sich. »Beweg irgendetwas .« Er schleudert den Rahmen auf uns zu und Duke hält seine Hand hoch, um ihn abzufangen. Er prallt an seiner Handfläche ab und trifft mich am Bein. Dann landet er auf dem Boden, das Glas
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