Vergiss mein nicht!
erinnere ich ihn.
Er hebt sein Glas, als proste er mir zu. »Tue ich auch.«
Verwirrt überlege ich, ob ich ihn fragen soll, schüttle aber stattdessen den Kopf und schaffe es endlich, Laila wegzuziehen.
»Heilige Scheiße, was war denn das?«, fragt sie, als wir außer Hörweite sind. »Er mag dich. So richtig.«
»Tut er nicht. Es ist Duke . Er flirtet mit jeder. Außerdem hast du’s ja selbst gehört, Bobby und er sind gute Freunde. Ich bin mir sicher, dass hier das Jungs-halten-zusammen-Prinzip gilt.«
»Aber du hasst Bobby. Er weiß das und jetzt will er dich ganz klar ihm wegschnappen.«
Ich bleibe vor einem Lautsprecher stehen. Die Musik ist höllisch laut und ich brülle: »Wegschnappen?«
»Wage es ja nicht abzulenken. Der Junge mag dich. Du musst das unbedingt ausloten. Finde heraus, ob ... keine Ahnung, finde heraus, ob er mit dir gehen will oder so.«
»Erstens kann ich nicht einfach das Universum befragen, ob Duke mich mag. So funktioniert das nicht. Ich muss vor der Wahl stehen. Hier gibt es aber nichts zu entscheiden. Zweitens, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, meine Zukunft mit Duke auszuloten, würde ich es nicht tun, denn wenn ich erfahre, dass ich am Ende doch noch eine Schwäche für diesen Typen habe, bringe ich mich auf der Stelle um.«
»Diesen Typen? Dieser Typ ist Duke Rivers, Addie. Was ist mit dir los?«
»Er spielt nur mit den Mädchen.« Der Song ist zu Ende und meine Worte hallen in der plötzlichen Stille wider. Ich fahre zu Duke herum. Er schaut mir eine Sekunde in die Augen und sieht dann weg.
Laila senkt ihre Stimme und beugt sich zu mir. »Und vielleicht kannst du diejenige sein, die dem ein Ende macht.«
Ich schüttle den Kopf. Ich will darüber nicht diskutieren. Und ganz bestimmt will ich nicht diejenige sein. Jede andere bekommt vielleicht weiche Knie, wenn Duke in der Nähe ist, aber das gilt nicht für mich.
Der nächste Song beginnt und eine Gruppe hinter uns bricht in Jubel aus und fängt an zu tanzen.
Das ist doch lächerlich. Selbst wenn ich an ihm interessiert wäre, ich bin doch nicht jemand, über den man sich streitet oder den man an seinen Freund weiterreicht oder was auch immer. Laila liest da viel zu viel hinein.
»Ich muss der Sozialfall sein. Die angesagten Kids veranstalten einen ›Monat der guten Taten‹. Oder haben eine Wette abgeschlossen oder so. Sieht man ständig im Kino – zwei beliebte Typen testen aus, wer das Durchschnittsmädchen zuerst rumkriegt.«
Laila wirft ihren Kopf zurück und stöhnt laut auf. »Mal im Ernst, wer hat dir eigentlich beigebracht, so zynisch zu sein? Du siehst umwerfend gut aus und du bist schlau. Warum sollte dich irgendjemand nicht mögen? Entspann dich und gib dem Typen eine Chance.«
»Hey, ich bin immer noch im Meine-Eltern-haben-sich-gerade-scheiden-lassen-Modus. Schon vergessen? Im Moment darf ich alle Beziehungen in Zweifel ziehen, mich fragen, ob es wahre Liebe überhaupt noch gibt, und mir schwören, ein Leben im Zölibat zu führen.«
»Gehst du gerade jedes Klischee durch?«
»Ja. Weil ich nun mal gezwungen bin, eine Scheidung mit durchzumachen, sollte das Ganze sich am besten auch so abspielen wie in den Büchern und Filmen.« Ich fange an, die wichtigsten Punkte an den Fingern abzuzählen. »Eltern versuchen ihre Tochter mit Bestechungsgeschenken auf ihre Seite zu ziehen, Tochter entwickelt Ängste, Freunde bemitleiden sie, Tochter traut niemandem mehr ...«
»Außer ihrer besten Freundin.«
»Klar. Und dann wird ihren Eltern klar, dass sie einen großen Fehler gemacht haben, und sie hilft ihnen, wieder zusammenzukommen, wenn sie reif genug ist oder einen Aha-Moment hat oder was auch immer.« So weit habe ich alle fünf Finger an meiner Hand ausgestreckt und ich halte sie hoch, als ob das meine Argumentation verdeutlichen würde.
Laila lacht. »Hast du dir allen Ernstes einen Plan gemacht, wie du mit der Scheidung umgehen willst? Was für Filme hast du dir überhaupt angeschaut? Ein Zwilling kommt selten allein? «
Meine Brust wird eng und ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Stattdessen sehe ich über Lailas Schulter, ein paar Leute bewerfen die Mauer mit Steinen, die Gebirgsillusion verwischt an der Stelle. »Nein. Jede Menge Filme und Bücher enden so. Muss ja wohl irgendetwas Wahres dran sein.«
»Deine Eltern kommen nicht wieder zusammen. Und du liest viel zu viel. Das ist nicht gut für deinen Kopf. Ich verbiete dir hiermit alle Bücher.«
Ich schaue nach unten, um
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