Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
war.
Carrie hob das T-Shirt auf und ließ sich auf das Sofa sinken. Was sollte sie jetzt machen? Einfach so tun, als wäre nichts geschehen? Als hätte Sam ihre Welt nicht zum Wanken gebracht? Sie glaubte nicht, dass sie das konnte. Besonders wenn sie Sam wiedersah und er so tat, als wäre nichts passiert. Aber genau das würde er vermutlich tun, sonst hätte er sich beim Abschied anders verhalten. Er hatte sie weder umarmt noch gesagt, dass sie sich bald wiedersehen würden. Gut, in einer Stadt dieser Größe war das unvermeidlich, aber es wäre trotzdem schön gewesen, eine Perspektive zu haben. Besonders weil ihre berufliche Zukunft in der Schwebe hing.
Ihr Laden. Carrie straffte den Rücken und blickte sich im Wohnzimmer um. Überall hingen Dessous oder waren noch in die Kisten gestopft. Sie sollte sich zuerst darum kümmern, dass sie keinen Schaden genommen hatten und trotzdem noch von ihr verkauft werden konnten. Sie schnitt eine Grimasse. Falls sie jemals wieder einen Laden hatte. Nachdem sie offenbar noch nicht mal einen Stand in der Stadt aufmachen durfte, waren ihren Möglichkeiten begrenzt. Um nicht zu sagen: nicht existent. Sie war am Ende, wenn das Gebäude nicht schnellstmöglich wiederaufgebaut wurde. Und danach sah es momentan nicht aus.
Kurz entschlossen holte sie ihr Handy aus der Tasche und rief ihren Vermieter an. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er sich meldete.
»Ja?«
»Mr Meyers? Hier ist Carrie Bishop. Ich wollte mal nachfragen, ob es inzwischen etwas Neues bezüglich des Hauses gibt.«
»Es tut mir sehr leid, Ms Bishop, das wird alles noch ein wenig dauern, weil sich die Gebäudeversicherung erst selbst ein Bild von der Lage machen möchte. Sie bestehen auf einem eigenen Gutachten, und das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Leider kann ich vorher aber nicht mit dem Wiederaufbau beginnen, weil mir ohne die Versicherungssumme das Geld dafür fehlt.« Echtes Bedauern klang in seiner Stimme mit.
Carries Kehle zog sich zusammen. »Ich verstehe, danke.« Vor allem, weil ihre eigene Versicherung auch nicht schneller war und die Sache genauso handhabte.
»Ich würde Ihnen wirklich gerne für die Zwischenzeit einen Ersatz anbieten, aber die anderen Immobilien sind alle bereits vermietet. Was werden Sie jetzt tun?«
Das war die große Frage. »Ich weiß es noch nicht. Aber halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, wie es mit dem Wiederaufbau weitergeht.«
»Selbstverständlich. Sie werden die Erste sein, der ich Bescheid sage.«
»Danke, Mr Meyers. Auf Wiederhören.« Langsam legte Carrie das Handy auf den Couchtisch und starrte ins Leere.
Es würde sicher ein halbes Jahr, wenn nicht noch länger dauern, bis das Gebäude wiederaufgebaut war. Und so lange konnte sie nicht warten. Ihre Ersparnisse steckten alle im Laden und in der Ware, die jetzt noch übrig war. Sie konnte es sich schlicht nicht leisten, zu warten. Außerdem würde sie verrückt werden, wenn sie hier nur herumsaß. Zwar hatte sie es sehr genossen, Bewohnerin einer Kleinstadt zu sein, aber vielleicht wurde es doch Zeit, wieder in eine größere Stadt zu gehen, wo ihr Kundenkreis auch deutlich größer sein würde. Hier war sie immer nur gerade so über die Runden gekommen, es wäre doch nett, sich auch mal etwas außer der Reihe leisten zu können. Allerdings war die nächste größere Stadt ein ganzes Stück entfernt, und dort wären nicht Alyssa und die anderen Freunde, die sie hier gefunden hatte. Und auch nicht Sam.
Das Handy klingelte, und sie zuckte erschrocken zusammen. Ob es Sam war? Sofort schob sie den Gedanken beiseite. Nur weil sie gerade an ihn gedacht hatte, hieß das nicht, dass er auch sie nicht aus dem Kopf bekam. Ein Blick auf das Display bestätigte, dass er es nicht war, sondern Alyssa.
Carrie atmete tief durch, bevor sie den Anruf annahm. »Hallo, Alyssa.«
»Hi! Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht. Kyle hat über den Polizeifunk gehört, dass es Ärger mit deinem Stand gab.«
Natürlich, inzwischen wusste das vermutlich jeder hier im Ort. Mit einem stummen Seufzer gestand Carrie sich ein, dass es Dinge gab, die sie nicht vermissen würde. »Ja, der Sheriff war da und hat mir gesagt, dass ich die Dessous dort nicht verkaufen kann.«
»Verdammt! Kapiert der Dickkopf denn nicht, dass du deine Ware irgendwo anbieten musst, wenn du Geld verdienen willst?« Die Verärgerung in Alyssas Stimme tat Carrie gut.
»Doch, ich denke schon, dass er es versteht, aber wenn es nun mal verboten
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