Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm
verspürte zum Beispiel. Dass ihre Brüste überempfindlich waren und dass sie manche Gerüche nicht ausstehen konnte, die sie früher nicht als unangenehm empfunden hatte.
Bisher hatte sie die großen Veränderungen in ihrem Leben dafür verantwortlich gemacht. Denn sosehr sie es in den letzten elf Tagen genossen hatte, bei Gavin in der Lodge zu wohnen, ihre verschiedenen Aufgaben als Ehefrau, Haushälterin ihres Großvaters und Managerin vom Snowberry Inn zerrten doch ziemlich an ihren Nerven. Gavin hatte zwar arrangiert, dass Meg, die Wirtschafterin des Gasthofs, auch nachts dort blieb, aber Sabrina machte sich trotzdem Sorgen um Henry.
Nachdenklich starrte sie sich im Spiegel an und legte sich unwillkürlich die Hand auf den Bauch. Sie würde ein Baby bekommen. Bei diesem Gedanken empfand sie gleichermaßen Freude und Angst. Einerseits sehnte sie sich danach, ein Kind von Gavin zu haben. Andererseits war ihr jetziges Leben schon kompliziert genug. Außerdem fragte sie sich, wie Gavin auf die Neuigkeit reagieren würde.
Aber vielleicht war es noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. Schließlich war ihre Periode erst seit ein paar Tagen überfällig. Und sie hatte selbst erfahren müssen, wie oft in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft etwas schiefgehen konnte. Vielleicht sollte sie Gavin vorläufig noch gar nichts sagen.
Als die Türklingel ging, zuckte Sabrina zusammen. Sie blickte auf die Uhr. „Mist! Schon so spät!“ Das war sicher Guys Verlobte Avery Lancaster, die sie in der letzten Woche kennengelernt hatte. Die Frauen der Familie Jarrod hatten Sabrina zum Kaffee eingeladen, um sie in der Familie willkommen zu heißen. Und mit Avery hatte sie sich sofort gut verstanden. Heute fand die Feier zu Ehren von Ericas bevorstehender Hochzeit statt, die die Frauen der Familie gemeinsam mit einigen Freundinnen für sie ausrichteten. Das Ganze sollte in einem Restaurant in Aspen stattfinden, und Avery hatte angeboten, Sabrina abzuholen.
Hastig schob sie alles wieder in die Schachtel und stopfte sie zurück in die Tüte. Wie sollte sie sich den Frauen gegenüber nur unbefangen benehmen können? Aber es half nichts, sie musste sich zusammennehmen. Schnell lief sie zur Tür, riss sie auf und blickte in Averys lächelndes Gesicht. „Hallo, Avery. Tut mir leid, ich habe dich nicht kommen hören.“
„Das macht doch nichts.“ Forschend sah Avery sie an. „Aber was ist mit dir? Du siehst so blass aus.“
„Mit mir? Nichts, ich habe nur kein Rouge aufgelegt. Was hast du denn für Erica gekauft?“, versuchte Sabrina das Thema zu wechseln.
„Guy und ich schenken den beiden eine Woche Gourmetessen mit den dazu passenden Weinen, wenn sie aus ihren Flitterwochen zurück sind.“
„Gute Idee. Ich hoffe, Guy kocht selbst. Er ist ein fantastischer Koch.“ Sabrina folgte Avery zu ihrem Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Während sie sich anschnallte, fiel ihr ein, dass Gavin und sie noch nicht einmal wussten, wo sie leben würden, wenn das Baby kam. Denn Ende Juli war das Jahr, das Gavin im Jarrod Ridge verbringen musste, zu Ende. Ob er dann ins Snowberry Inn zog? Oder würden sie ein Haus in Aspen haben? Vielleicht reiste er auch beruflich wieder durch die ganze Welt. Auf keinen Fall würde sie ihn da begleiten können, denn sie wollte ihren Großvater nicht allein lassen. Also würde sie in dem Fall das Kind allein aufziehen müssen.
Es gab so viele unbeantwortete Fragen. Warum hatte sie auch nicht darauf gedrungen, mehr über Gavin zu erfahren? Immer waren sie gleich im Bett gelandet, wenn sie zusammen waren. Manchmal fragte sie sich, ob Gavin Sex nicht auch als Mittel einsetzte, um ernsthaften Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
„Du bist ja heute so schweigsam. Geht es dir wirklich gut?“
„Ja.“ Sabrina zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, welches Projekt Gavin wohl in Angriff nehmen wird, wenn seine Zeit hier in Aspen vorbei ist.“
Avery sah sie kurz von der Seite her an. „Ich habe gehört, wie er Blake irgendetwas von einem Brückenprojekt in Neuseeland erzählte.“
Noch nicht mal auf demselben Kontinent will er bleiben! Sabrina war schockiert. „Ich wusste nicht, dass er bereits zugesagt hat.“
„Vielleicht hat er das auch noch nicht. Du musst ihn fragen, bevor du dich auf Neuseeland freust.“
Dass sie nie dort leben würde, behielt Sabrina für sich. Glücklicherweise hatten sie gerade das Restaurant erreicht, und so
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