Verliebt in der Nachspielzeit
der Familie ihres Vaters die französische Küche wertgeschätzt hatte. Sie wollte auf das nicht verzichten müssen und hatte sich daher damit abgefunden, niemals wie Heidi Klum auszusehen.
Als das Handy klingelte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und fühlte, wie ihr Herz panisch zu klopfen begonnen hatte, doch ein Blick auf das Display verriet ihr, dass ihre Fre undin Andie anrief. Andie lebte schon seit einigen Jahren in New York und hatte ihr geholfen, ihre jetzige Wohnung zu finden. Die beiden kannten sich von deren Studienzeit in England und waren seit einigen Jahren befreundet.
„Hi, Andie.“
„Wie kommt es, dass meine Freundin John Brennan kennenlernt und mir kein Sterbenswörtchen davon verrät?“
Hanna seufzte ärgerlich auf. Sie wartete auf den Anruf von Prof. Stewart und wollte jetzt sicher nicht über diesen dummen Artikel plaudern. „Hast du den Artikel in den Daily News gesehen?“
„In den Daily News ?“ Andie lachte ungläubig auf. „Süße, in jeder New Yorker Zeitung steht etwas über diesen ominösen Unfall, nicht nur in einer einzigen Zeitung …“
„Scheiße“, Hanna verdrehte die Augen.
„Du wirst noch berühmt!“
„Unsinn, da ist nichts passiert, außer dass das Taxi von einem Auto voller Fotografen gerammt worden ist. Ich bin froh, dass ich noch rechtzeitig zu meinem Termin gekommen bin.“
„Ehrlich?“
Hanna blickte in den Himmel und erklärte fest: „Ganz ehrlich.“
„Na, dann war das ja ein gelungener Einstieg in deine New York Zeit.“
Lachend erwiderte Hanna: „Das kannst du laut sagen.“
„Dir ist wirklich nichts bei dem Unfall passiert?“
„Alles wunderbar“, sie seufzte leise auf. „Aber ich bin komplett fertig mit den Nerven. Ich warte auf eine Zu- oder Absage.“
„Du wirst das schon packen! Hast du nicht Lust, heute Abend etwas mit mir trinken zu gehen? Pauline würde auch mitkommen.“
„Ich weiß nicht …“ Zwar mochte Hanna sowohl Andie als auch deren Mitbewohnerin Pauline sehr gerne, aber sie war einfach zu nervös.
„Du kommst mit und damit basta! Es ist Freitag und da müssen wir was unternehmen. Du kennst das Nachtleben von New York ja noch gar nicht! Das müssen wir unbedingt ändern und sollten das gute Wetter auszunutzen!“
Die Meteorologen sprachen davon, dass diese Februarwoche die wärmste des ganzen Jahrhunderts war und schwärmten von den frühlingshaften Temperaturen, doch Hanna fand den Wind immer noch ziemlich kalt. Nichtsdestotrotz stimmte sie Andie zu, was deren Abendplanung anging.
„Okay, von mir aus.“ In diesem Moment hörte sie, dass noch jemand sie anrief. „ Andie, da ruft noch jemand an. Ich ruf dich gleich zurück!“
Als sie Andie wenige Minuten später anrief, hatte sie wirklich einen Grund zum Feiern. Prof. Stewart hatte sie persönlich angerufen und ihr zum Stipendium gratuliert, woraufhin Hanna beinahe dem Obdachlosen um den Hals gefallen wäre, der sich völlig arglos auf die Bank neben sie gesetzt hatte und seine Schnapsflasche vor ihr verteidigen wollte. Als Entschädigung gab sie ihm einen Zwanzigdollarschein und schwebte wie auf Wolken zurück zu ihrer neuen Wohnung.
Gut gelaunt saßen die drei Frauen spät am Abend in einer Bar und genossen einige Drinks. Hanna war so gelöst wie schon lange nicht mehr und wollte sich einfach nur amüsieren. Da jetzt endlich die ganze Anspannung der letzten Monate wie weggewischt war, hatte sich Hanna Zeit genommen, um sich aufzubrezeln, und freute sich regelrecht auf einen Abend mit Andie und Pauline, da sie sicher war, mit ihnen Spaß zu bekommen. Selbst die furchtbar unbequemen Highheels hatte sie angezogen und sich die Fußnägel lackiert.
Hübsch gemacht saßen alle drei in der Bar und tranken auf Hannas Erfolg. Natürlich musste sie die Geschichte ihres Unfalls ständig wiederholen, aber mittlerweile lachte sie darüber, da ihr nichts passiert war und sie trotz des Schrecks das Stipendium bekommen hatte. Neben der ganzen Freude war sie auch etwas aufgeregt, schließlich sollte sie schon in wenigen Wochen vor eine Horde Studenten treten und Kurse abhalten.
„So, ihr Süßen“, Pauline schwenkte ihren Cosmopolitan umher und machte einen Schmollmund. „Was machen wir nach dieser Bar? Ich bin fürs Tanzen.“
Hanna dachte an ihre Füße, sagte aber kein Wort, um bloß nicht als Spaßbremse zu gelten.
„Du kannst gar nicht tanzen“, Andie lachte lauthals, als sie Paulines Gesichtsausdruck sah. „Dir fehlt das nötige
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