Verliebt in der Nachspielzeit
jedoch kläglich und gab ein schnaubendes Prusten von sich. Er klang wie ein asthmatisches Walross.
Hanna streckte sich zufrieden und legte eine Hand auf ihren Achtmonatsbauch. Sie flüsterte der stetig wachsenden Kugel zu: „Bitte, du musst ein Hundetyp werden.“
Ungeduldig rückte John einen Hocker neben die Couch, auf der seine Frau saß. „Was soll also dieser Unsinn?“
„Das ist kein Unsinn“, widersprach sie ruhig und gab ihm den Eisbecher, damit er ihn auf den Couchtisch stellen konnte, schließlich konnte sie sich kaum rühren. „Seit einem Monat will ich schon mit dir darüber reden, aber du blockst immer ab. Dabei sind meine Argumente durchaus stichhaltig.“
„Hanna“, er schien sich um Geduld zu bemühen und zog am Kragen seines Pullis. „Dein Gedächtnis lässt dich im Stich. Oder weißt du nicht mehr , was alles passiert ist? Bist du deshalb nicht sogar nach London geflohen?“
„Das war nur ein Missverständnis“, winkte sie ab und streichelte zärtlich sein Knie. „Damals wusste ich noch nicht, dass du mich so sehr liebst, dass du sogar zum wilden Berserker wirst und arme Journalisten zusammenschlägst.“
John errötete peinlich berührt und musste es sich gefallen lassen, dass sie ihn liebevoll neckte. Er wus ste, dass sein damaliges Verhalten nicht sehr glanzvoll gewesen war. Normalerweise hatte er ein besonnenes Gemüt und kannte Jähzorn nur dem Namen nach, doch damals hatte er rot gesehen. Seine liebe Frau dagegen fand die Prügelattacke sogar romantisch und erwähnte sie ständig. Hormone!
Er räusperte sich vernehmlich. „Darum geht es jetzt nicht. Wir kommen sehr gut ohne diesen Stress aus. Ich muss mir den harten Druck und die fiesen Pressebericht e nicht antun, um ...“
„Oh, John!“ Sie trällerte amüsiert los und verdrehte die Augen. „Du musst mir nichts vormachen. Ich bin nicht blind und sehe genau, dass dir das Coachen fehlt. Wenn wir beide Nachrichten schauen und die Titans erwähnt werden, willst du dir zwar nichts anmerken lassen, aber du bist so gespannt wie ein Flitzebogen und schielst regelrecht in den Fernseher hinein.“ Sie war noch nicht fertig und redete ihm mit ernster Miene ins Gewissen. „Das Team braucht dich. Sie haben Thompson nach der katastrophalen Saison entlassen und suchen händeringend einen Nachfolger. Vergiss nicht: das sind deine Spieler, die dich jetzt brauchen.“
Ärgerlich runzelte er die Stirn und schwieg, bevor er seufzte: „Mir ist der Preis einfach zu hoch, wenn ich darüber nachdenke, was alles passiert ist. Ich will das Risiko nicht eingehen, dass dir oder dem Baby etwas passiert, weil ich Footballspielern erkläre, wie sie zu rennen haben, Hanna.“
Mit ruhiger und vernünftiger Stimme erwiderte sie: „Trenn bitte eine verrückte Frau von all den netten Fans, die uns in letzter Zeit diese lieben Nachrichten geschickt und uns viel Glück mit dem Baby gewünscht haben.“
„Und was ist mit der Presse?“, entschlossen schüttelte er den Kopf. „Ich hatte entschieden, meinen Trainerposten an den Nagel zu hängen. Es wird nichts nützen, dass du das halbe Team hierher eingeladen hast, Hanna. Wenn sie gleich ankommen, kannst du sie sofort wieder wegschicken.“
„Hast du mir nicht einmal gesagt, dass du dir dein Leben nicht von der Presse diktieren lassen willst?“ Verständnisvoll lächelte sie. „Dein Herz hängt am Coachen, deshalb solltest du diese Chance nicht einfach wegwerfen, John.“
„Mein Herz hängt vor allem daran, dass meine Frau nicht ständig ein nervliches Wrack ist, weil mir irgendwelche Affären unterstellt werden.“
Hanna schnitt eine Grimasse. „Ich habe gelernt, dass es immer Idioten gibt, die für eine Schlagzeile alles tun oder schreiben. Deren Nachrichten sind heiße Luft und mehr nicht. Damit werde ich umgehen können, John. Womit ich aber nicht umgehen kann, ist, dass du deinen Traumjob aufgibst, weil du meinst, mich damit schonen zu können.“
„Wie du schon sagtest: Es ist ein Job . Mehr nicht.“
Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Das ist nicht wahr, John. Du bist ein großartiger Coach, dem seine Arbeit riesigen Spaß macht. Du bist mit dem Herzen dabei und liebst es, früh aufzustehen und zur Arbeit zu fahren – weißt du eigentlich, wie selten so etwas ist? Wie wundervoll es ist, dass du genau das gefunden hast, was dir Freude bereitet?“
„Andere Dinge bereiten mir auch Freude“, widersprach er. „Meine Stiftung ...“
„... ist eine großartige Sache“,
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