Verliebt in eine Gottin
schnell auf die Palme bringen sollen«, murmelte Abby nach einem Rundblick. Sie kehrte wieder in die Küche zurück, wo es zumindest einigermaßen staubfrei war. Sie versuchte, sich ihre Großmutter vorzustellen, wie sie sich mit einer Schürze um die Taille gebunden in dem Raum hin und her bewegte. Vielleicht ein bisschen wie in Chocolat mit Johnny Depp, der hinter der Ecke lauerte.
Leider konnte sie sich kaum noch erinnern, wie Grandma B ausgesehen hatte.
Von den Anwälten hatte sie erfahren, dass drei der vier Wohnungen in den oberen Stockwerken leer standen. Sie sollte sich also ihren Seesack schnappen und herausfinden, wo sie übernachten konnte. Sie wandte sich der Treppe an der Rückseite zu und schrie im nächsten Augenblick erschrocken auf.
Dort stand eine Gestalt, die gegen das helle Sonnenlicht nur als Silhouette zu erkennen war. Als Bowser ein mutiges Wuff ausstieß, fragte sie sich, ob es der Geist von Grandma B war. Die Gestalt tat ein paar Schritte in den Raum hinein und hatte ganz entschieden nicht das Geringste von einer alten Dame. Er war groß und schlank und viel zu gut aussehend, um da so einfach an ihrer Hintertür aufzutauchen.
»Ich vermute, Sie sind Abby Richmond?«, begann der Mann in gereiztem Ton.
Verdammt noch mal, war das ein hübscher Kerl – in einer unangenehmen, zugeknöpften Art und Weise. Er trug einen Anzug – Abby hasste Männer in Anzügen. Er war Ende zwanzig, vielleicht auch Anfang dreißig, sein dunkelblondes Haar war nach hinten gestrichen, und sein Gesicht wirkte allzu clever. Er trug eine Brille mit dünnem Metallrahmen, und er blickte sie an, als hätte sie seinen Hund abgeschossen. Allerdings war er nicht der Typ, der einen Hund besaß.
»Wer möchte das wissen?«, gab sie milde zurück.
»Professor Christopher Mackenzie«, bellte er. »Ich versuche schon seit Tagen, Sie zu erreichen.«
»Ach wirklich? Ich bin gerade erst vor ein paar Minuten hier angekommen.«
»Ich weiß. Ihre Mutter hat mir gesagt, dass ich Sie hier finde.«
Abby brachte ein starres Lächeln zustande. »Wie freundlich von ihr. Was kann ich für Sie tun, Professor?«
»Ihre Großmutter hat sich verpflichtet, für einen Empfang, den ich morgen für die Mathematikabteilung gebe, Kekse zu backen. Ich muss wissen, ob Sie diese Verpflichtung übernehmen werden oder ob ich mich um etwas anderes kümmern muss.«
Abby blickte sich flüchtig um. »Ich glaube, Sie werden sich um etwas anderes bemühen müssen«, erwiderte sie. »Ich bin gerade erst angekommen, und ich backe nicht.«
»Gut. In diesem Fall dürfen Sie mir meine Anzahlung zurückgeben.«
»Ich habe kein Geld von Ihnen bekommen.«
»Sie sind doch die Erbin Ihrer Großmutter. Ihre Mutter hat mir versichert, dass Sie mir entweder die Anzahlung zurückgeben oder Beas Verpflichtungen übernehmen.«
»Meine Mutter weiß ganz genau, dass ich keinen einzigen Heller geerbt habe.«
»Dann sollten Sie lieber backen lernen.«
Warum sind die heißen Typen immer Arschlöcher? , fragte
sich Abby mit einem Seufzer. »Also, was brauchen Sie, und für wann?«
Er schien nicht besonders zufrieden damit zu sein, dass er seinen Willen bekam. »Sechs Dutzend Kekse für morgen Abend.«
Schließlich hatte sie früher Weihnachtsplätzchen gebacken, oder etwa nicht? Die Hälfte davon verbrannt, aber sie musste eben besser aufpassen. »Wohin soll ich sie liefern?«
»Ich hole sie ab. Und denken Sie ja nicht daran, sich aus der Stadt zu verdrücken.«
Abby schnaubte verächtlich. »Wegen ein paar Keksen mache ich mich garantiert nicht aus dem Staub, Professor.«
»Ihre Mutter sagte, Sie seien unzuverlässig.«
»Meine Mutter …«, begann Abby hitzig, und Bowser kam näher und drückte sich gegen ihr Bein. »Meine Mutter«, stellte sie ruhiger fest, »kennt mich nicht allzu gut. Sie werden Ihre Kekse bekommen, Professor.«
Sie wartete, bis er die Glastür hinter sich geschlossen hatte und über die breiten Stufen verschwunden war. »Was für ein Arschloch«, murmelte sie. Sie folgte ihm, um die Hintertür vor weiteren unerwünschten Besuchern abzuschließen, dabei fiel ihr Blick auf das gelbe Blatt Papier auf dem Boden.
Sie hob es auf.
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