Verliebt, verlobt - verrueckt
» Alle Romane, alle Komödien hören mit der Heirat auf, weil d as ewige Einerlei des Ehestandes keine Dinge abwirft, die einer Beschreibung wert wären.«
Theodor Gottlieb von Hippel, Ãber die Ehe, 1774 â 1793
Verheiratet zu sein ist anstrengend genug â müssen wir wirklich ein Buch darüber schreiben?
Als wir uns kennen lernten, waren wir uns einig: Wir hielten die Ehe für ein bourgeoises Instrument der Unterdrückung, einen unzulässigen Eingriff des Staates in die Privatsphäre, eine restlos überholte Konvention, der wir uns niemals beugen würden. Fünfzehn Monate später waren wir verheiratet. (Ãber die Gründe, die uns dazu bewogen haben, wird noch zu lesen sein.)
Mittlerweile sind wir schon ein » älteres« Ehepaar und fragen uns gelegentlich, was bei uns anders lief als bei jenen Paaren, die ungefähr gleichzeitig mit uns ins Ehe-Rennen eingestiegen, inzwischen aber ausgeschieden sind, oder auf den letzten Streckenmetern dahin taumeln, meist in Begleitung eines Therapeuten oder einer auÃerehelichen Affäre (oder beidem). Haben wir irgendwas richtig gemacht, und wenn ja, was? Oder hatten wir einfach nur Glück?
Was immer die Gründe dafür sind, dass wir es bisher geschafft haben, die vergleichsweise lange Dauer unserer Beziehung macht uns in unserem Freundeskreis allmählich zu etwas Besonderem. Manchmal werden wir angestaunt wie seltene Versteinerungen und gefragt, was das Geheimnis unserer Ehe sei. Ratlos blicken wir uns dann an und wissen es auch nicht so genau. Klar, es gibt ein paar Sachen, die sich als nützlich erwiesen haben. Miteinander reden, zum Beispiel. Ãber sich selbst lachen können. Nachsichtig mit den Schwächen des Anderen umgehen (man selbst hat ja zum Glück keine).
Wenn uns Freunde sagen, wir würden ihnen » den Glauben an die Ehe wiedergeben«, freut uns das einerseits, andererseits spüren wir auch die Last der Verantwortung. Der Erfolg produziert die Erwartung des Erfolges. Und wenn ein Paar einmal als » glücklich« gilt, fallen seine Mitmenschen aus allen Wolken, wenn das Bild sich als trügerisch erweist, oder die Verhältnisse sich ändern. Eigentlich, so denken wir manchmal, können wir es uns gar nicht mehr leisten, zu scheitern. Wir sind dazu verdammt, ein glückliches Paar zu bleiben und allen zu beweisen, dass man es schaffen kann.
Die Frage nach unserem » Geheimnis« hat uns auf die Idee gebracht, uns eingehender mit dem Thema Liebe und Ehe zu befassen. Wir haben uns gefragt, was überhaupt eine » gute« Ehe ist, warum Männer und Frauen darüber oft so unterschiedlicher Meinung sind, und wie man damit umgeht. Wir haben uns selbst beobachtet und unser Verhalten analysiert. Wir haben andere beobachtet, haben Fragen gestellt und Vergleiche angestellt. Und wir haben eine Menge Literatur zum Thema gelesen, darunter sehr kluge, aber auch sehr skurrile Werke, aus denen wir Kostproben liefern.
So, wie es niemals nur einen Grund für das Scheitern einer Beziehung gibt, so gibt es auch nicht die eine Antwort auf die Frage nach dem Gelingen. Auch wir können kein Patentrezept liefern. Aber wir haben einiges an Erfahrungen, Erkenntnissen und Tipps zusammengetragen, das nützlich sein könnte, vieles davon ist ziemlich lustig oder überraschend.
Ein Buch zu schreiben, ist ein bisschen so als baue man ein Haus. Nicht wenige Paare zerstreiten sich während des Hausbaus so, dass sie nicht mehr zusammen ins fertige Haus einziehen. Es gibt Leute, die uns davor gewarnt haben, gemeinsam ein Buch zu schreiben, und auch wir selbst wurden zwischendurch von Zweifeln geplagt. Einen Gegenstand genau zu analysieren, bedeutet immer auch, mögliche Schwächen und Konstruktionsmängel offenzulegen. Und dabei erfährt man vielleicht Dinge, die man so genau gar nicht wissen wollte. Wir haben es dennoch gewagt, und die Konstruktion hat zwar hie und da geknirscht, aber am Ende gehalten.
Eines der Geheimnisse unserer Ehe sei an dieser Stelle verraten: Wir sind beide ziemlich ehrgeizig. Keiner von uns hätte gern die Schuld für das Scheitern des Buchprojektes auf sich genommen. Ebenso, wie keiner verantwortlich für das Scheitern unserer Ehe sein will. So kann man vielleicht sagen, dass wir wohl auch aus sportlichen Gründen so lange zusammengeblieben sind: Wir wollen gern gemeinsam ins Ziel kommen!
Amelie Fried und Peter Probst
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