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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Stadtwanderung, während der ich nichts, außer ab und zu einem Schluck Wasser, zu mir nahm, zwang mich die Erschöpfung, über einen Strategiewechsel nachzudenken. Hatte ich nicht im Alten Rathaus beobachtet, wie Amelie meine gute Bekannte Barbara grüßte? Ich rief Barbara an und log, Amelie einen Talkshow-kritischen Text von mir versprochen zu haben. Leider hätte ich in der Eile vergessen, nach ihrer Adresse zu fragen. Barbara gab sie mir. Ich schrieb Amelie eine Postkarte. Als Motiv wählte ich Sigmund Freud, der mit seinem Chow-Chow kurz vor dem Gang ins Exil auf einer Bank in Grinzing sitzt. Ich fand das irgendwie bedeutsam. Auch meine knappen Zeilen hielt ich bewusst geheimnisvoll. Ich bekam keine Antwort, was aber nicht an der rätselhaften Botschaft lag, sondern daran, dass ich meine Adresse nicht vermerkt hatte. Das änderte ich bei der nächsten Postkarte, auch mein Text war weniger kryptisch, aber immer noch sehr poetisch. Ich brauchte sieben Karten, bis ich schlicht » Ich würde dich gern treffen« schreiben und ihr meine Telefonnummer verraten konnte. Da meine Geschäfte als freischaffender Dichter gerade nicht so gut liefen, musste ich mir von einem Freund Geld für einen der damals noch nicht sehr verbreiteten Anrufbeantworter leihen. Ich besprach ihn auf Deutsch und Italienisch, um mir eine kosmopolitische Note zu verleihen. Dann setzte ich mich daneben und wartete …

» Wenn man begriffen hat, dass man den Rest des Lebens z us ammen verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt.«
    Aus: » Harry und Sally«
    Wie habt ihr euch eigentlich kenn engelernt?
    (Version der Ehefrau)
    Im Dezember 2010 wachte ich eines Morgens auf und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich seit zwanzig Jahren verheiratet bin. Ich? Zwanzig Jahre? Verheiratet? Wie war das nur möglich? Schließlich scheitert fast die Hälfte aller Ehen, und wenn es sonst um fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeiten geht, setze ich eigentlich immer aufs falsche Pferd.
    Als ich jung war, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können, es so lange mit einem Mann auszuhalten. Na ja, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Vor allem konnte ich mir damals nicht vorstellen, dass ein Mann es so lange mit mir aushalten würde. Ich galt als » kompliziert«, und da ich mich schon auf Urlaubsreisen mit Freunden zu verkrachen pflegte, hielt ich mich bald selbst für einen schwierigen Fall. Eine auf Jahrzehnte angelegte Zweisamkeit schien mir ein unerreichbares Ziel zu sein, und so hatte ich mich in Gedanken auf ein Leben als Single mit wechselnden Liebhabern eingestellt, und auf ein Dasein als alleinerziehende Mutter. Denn dass ich Kinder wollte, wusste ich schon sehr früh. Allerdings wusste ich auch, dass man mit nichts einen Mann schneller in die Flucht schlagen kann als mit der Erwähnung dieses Wunsches. Also hielt ich schön meinen Mund, pflegte mein Image als komplizierte Liebende und suchte mir mit sicherem Griff Männer aus, die nicht zu mir passten und mich leiden ließen. Offenbar gefiel mir das, denn ich hielt ziemlich lange an diesem Beuteschema fest.
    Als mein dreißigster Geburtstag näher kam, wurde ich nervös. Ich begann mich zu fragen, ob ich wirklich so weitermachen wollte, oder ob es vielleicht an der Zeit wäre, etwas an meiner Jagdstrategie zu verändern. So richtig prickelnd fand ich die Vorstellung, Kinder ohne Vater aufzuziehen und selbst ohne festen Partner zu bleiben, dann doch nicht.
    Dann geschah etwas Unerwartetes. Beim Empfang des Löwenpfoten-Preises lernte ich einen Mann kennen. Er trug ein grässlich gemustertes Sakko und eine Werner-Lorant-Frisur (für Nicht-Münchner: Werner Lorant war in den 90 er-Jahren Trainer des TSV 1860 München), saß auf einer Steinbrüstung und umklammerte ein Bierglas. Früher hätte ich den Typ keines Blickes gewürdigt. Ich nahm eigentlich nur Männer wahr, auf deren Stirn geschrieben stand, dass sie narzisstisch, egozentrisch und beziehungsunfähig sind und mich garantiert unglücklich machen würden. Je offensichtlicher ein Mann diesem Prototyp zuzurechnen war, desto anziehender fand ich ihn.
    Dieser Mann sah überhaupt nicht so aus. Im Gegenteil, er wirkte eher ein bisschen unsicher und auf jeden Fall völlig ungefährlich. Trotzdem sah ich ihn mir genauer an. Unsere Blicke trafen sich. Und etwas in mir sagte

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