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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Mittwoch, Tag der Auslosung
    Als der Bürgermeister persönlich in die Lostrommel griff, einen Zettel auseinanderfaltete und mit lauter Stimme »Italien« verkündete, waren wir nicht unzufrieden. Okay, Benno hätte England vorgezogen und Flo Brasilien, »weil die so geile Trikots haben«, aber Italien war definitiv besser als irgendeines dieser komischen Länder, die wahrscheinlich nur mitspielen dürfen, damit genügend Mannschaften zusammenkommen.
    Â»Italien ist doch schön, Putzi«, meinte später auch meine Mutter beim Abendessen. Mein richtiger Name ist natürlich Felix und nicht Putzi, aber meine Mutter hat offenbar immer noch nicht mitbekommen, dass ich inzwischen Fußballschuhe statt Schnuller trage. Sie denkt sich einfach nichts dabei. Am Spielfeldrand lässt sie sich Gott sei Dank nur selten blicken. Dennoch habe ich Angst, dass irgendwann die Begeisterung mit ihr durchgeht und sie »Putzi vor, noch ein Tor!« brüllt. Was für ein Albtraum: Mini-WM-Halbfinale. Italien gegen Argentinien. Der italienische Mittelfeldregisseur, der beste Zehner seit Diego Maradona, setzt zum Dribbling an, tunnelt seinen Bewacher, vernascht einen Gegner nach dem anderen,
lässt am Ende den Torwart aussteigen und schiebt den Ball lässig über die Torlinie und seine Mutter ruft: »Gut gemacht, Putzi!«
    Habe ich was von Abendessen gesagt? Dann nehme ich das hiermit zurück. Denn heute hat mein Vater gekocht und will uns mit einem Klassiker aus seiner Studentenzeit verwöhnen. »Um Mama zu entlasten«, wie er lächelnd verkündet. Zum Glück entlastet er sie nur selten; außerdem frage ich mich, warum das ausgerechnet heute der Fall sein muss, ich habe nämlich tierischen Kohldampf.
    Â»Voilá!«, ruft mein Vater - wie ein Zauberer, der den Zylinder hochhebt, unter dem sich mindestens drei Kaninchen befinden - und klappt schwungvoll die Tür des Backofens auf. Im nächsten Moment wird unsere Küche in beißenden Rauch gehüllt, und wir flüchten auf den Flur.
    Â»Ich ruf dann mal die Feuerwehr«, sagt meine Mutter betont lässig und schlendert verdächtig ruhig zum Telefon.
    Â»Vielleicht kannst du damit Opa Warnke vergiften«, schlägt Jule, mein 14-jähriges Schwesterherz, vor.
    Â»Endlich mal … ein konstruktiver Vorschlag«, röchelt mein Vater mit tränenden Augen, nachdem er seinen Hustenreiz unter Kontrolle gebracht hat. Mit Opa Warnke, unserem Nachbarn, liegt er nämlich im Dauerstreit wegen seiner ungezogenen Kinder, also wegen uns, aber das ist eine andere Geschichte.
    Jedenfalls sitzen wir eine Viertelstunde später ganz
entspannt in der Pizzeria gegenüber, um meine Mutter dort weiter zu entlasten und über das Ereignis zu diskutieren, das ganz Vellbach in nächster Zeit in Atem halten wird: die Fußball-Weltmeisterschaft im Miniformat.
    Â»Wann geht’s denn eigentlich los?«, fragt mein Vater.
    Â»In drei Tagen«, antworte ich, während ich meine Thunfischpizza in vier große Stücke zerteile. »Zuerst müssen wir gegen Japan ran, das ist Post SV Hohenweiler, guter Aufwärmgegner, die hau’n wir weg wie nichts.« Ich mache eine lässige Handbewegung. »Dann geht’s am Montag gegen Portugal, also Moordorf 05, die haben wir schon vor drei Wochen total nass gemacht, und dann, äh …« Ich brauche einen Moment, um mir den Spielplan in Erinnerung zu rufen. »Ach, ja, unser letzter Vorrundengegner ist die Schweiz, der TSV Ohrenhofen. Gegen die haben wir zwar noch nie gespielt, aber Flo meinte, bei denen steht so ein kleines Mädchen im Tor, die eine Leiter braucht, um an die Latte zu kommen. Der knalle ich ruck, zuck ein, zwei Dinger unters Dach, und dann hat sich die Sache.«
    Â»Aber nur, falls sich der Herr Großmaul nicht vor Aufregung in die Hose macht und zur Abwechslung mal den Ball trifft«, frotzelt Jule.
    Auf die Sticheleien meiner Schwester gehe ich aus Prinzip nicht ein. Natürlich weiß ich selbst, dass die Mini-WM kein Spaziergang wird, aber wenn ich mir die anderen fünfzehn Mannschaften so angucke, brauchen wir uns wirklich vor niemand zu verstecken. Erst recht nicht, seit wir mit Andi den nettesten und vor allem besten
Trainer weit und breit haben. Eigentlich heißt er Andreas Winterhoff, hat uns aber gleich beim ersten Training erklärt, wir sollten Andi zu ihm sagen. Noch nie hatten wir so viel Spaß beim Training

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