Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Doch sie ließ sich von Lorcan nicht aufhalten und streckte i h re Rechte nach einer silbernen Rune aus, die in den Haaren der Fiannah hervo r blitzte.
„Hag h alaz“, wisperte die Fremde. „Die Rune der Zerstörung.“ Sie tei lte weit e re Strähnen . Teagan hob die Linke und wog ein Amulett in ihrer Handfläche. Die in das Silber geprägten Symbole veränderten unablässig ihre Gestalt. „Akasha“, e r klärte die Fremde mit leiser Stimme und gesenkten Lidern. „Da s fünfte El e ment, das allem Leben einhaucht oder entreißt.“ Sie öffnete die Augen, die Runen und Sigillen b e weg ten sich nicht mehr, waren eingeschlossen in die unzähligen Face t ten der silbernen Diamanten , die ihre Iriden waren. Wüsste er es nicht be s ser , hielt e er sie für eine weibliche Akasha, eine Dämonin und Vertreterin einer Art, die eine ähnliche Hyb ris an den T ag gelegt hatte und gescheitert war . Diesem Mädchen alle r dings traute er zu , eine ganze Welt mit einem Lidschlag zu zerst ö ren. Sie atmete Macht und Unheil aus jeder Pore und erinnerte ihn gle ichzeitig an ein hil f loses Kind – ein unge liebtes – das alles für einen Vater tun würde, wenn er sie nur in sein Herz schloss.
„Er hat seinen Wunsch niemals ausgesprochen.“ Hag h alaz und Akasha glitten zurück in die Fins ternis der rabenschwarzen Mähne. Teagan ergriff d ie Hände ihrer Schwester . Sie war nur eine Erinnerung, dennoch wünschte Lorcan, sie wü r de dieses unheimliche und bemitlei denswerte Wesen nicht berühren.
„Er wollte dich nicht in einer toten Welt z u rücklassen.“
„Er hat mich in dieser zurückgelassen.“ Der Blick de r Fiannah glitt durch den Raum und vor Lorcans Augen verwandelte sich das Büro in eine Trümmerlan d schaft.
Durch geborstene Mauern sah er einen Sattelplatz . Krähen labten sich an Pferde k a davern. Kalt er Rauch stach ihm in die Nase. D er Gestank des Todes und der Ver zwei f lung brannte in seinen Lungen. D as S alz der Trauer verätzte seine Zunge . Ihn umgaben Übe r reste einer einst stolzen Burganlage . Ratten huschten über seine Stiefel, mit blutigen Mäuler n stürzten sie sich auf einen halb verwesten Leichnam . In den Scha t ten erkannte er einen h o hen Lehnstuhl, darin saß ein Greis mit silbrig-weißen Haaren, dessen Züge immer noch die eines Mannes in den besten Jahren waren. Sie ve r höhnten seine gebrechlich wirkende Statur und seinen blinden Blick, der durch sie hi n durch st arrte. Die ihn umgebenden Schatten verdichteten sich und verschluc k ten ihn.
„Ich war allein .“ S ilberne Tränen glitten ihre blei chen, eingefallen en Wangen hinab. „B is ich es selbst beendete. All die Macht, die er mir schen k te, sie nutzte zu nichts weiter als meinem eigenen Untergang . Ich war eine Enttäuschung für ihn. “ Der verbitterte Zug um ihre Lippen spiegelte Morrighans. „Ich wünschte, er hätte mir kein Gewissen geschenkt, dann hätte ich alle mit in den Abgrund geri s sen.“
„Das wünschst du dir nicht wirklich. Du willst zurückkehren.“ Die Umgebung ver änderte sich bei Teagans Worten. Aus Wänden gebrochene Steine wirbelten um sie herum, suchten ihren angestam m ten Platz, schichteten sich zu Mauern auf, die eine riesige Halle begrenzten. Kamine waren nach d en vier Himmelsrichtu n gen ausgerichtet, in ihnen entzündete Teagans Gabe ein wärmendes Feuer. Sie sah nach oben und unzählige Kerzen in schmiedeeisernen Kronleuchtern spendeten auf ihren Wunsch anheimel n des Licht . Verkohltes Holz wurde zu Tischen und Bänken , einer strahlenden Tafel, an der geisterhaf te Ge stalten saßen – die Erinn e rung an glückliche Ze i ten.
„Zu wem?“, fragte die Fremde, das Echo ihrer Stimme wurde leiser, ihre E r scheinung verblasste z u sammen mit der Erinnerung, die Teagan zum Trost ihrer Schwester erweckt hatt e . „Sie sind alle tot. Ich habe sie nie kennengelernt. I ch hatte nur Vater und er wollte mich nicht.“ Ihre Verzweiflung schwächte Teagan. S ie schwankte und sank gegen seine Brust, sobald er sich hinter sie stellte, um sie zu stützen und dem negativen Ansturm, die Hoffnung auf eine Zukunft entgege n zusetzen, die er dank seiner Le a théan besaß.
„Wir wollen dich in unserer Familie .“ Die durchscheinenden Gest alten gewa n nen wieder an Kontur. D ie Kerzen brannten heller und die Mauern zeugten von dem Schutz und der Geborgenheit, die sie den Fiannah einst geboten hatten . „W ir werden dich finden.“ Teagans Versprechen zauberte Hoffnung auf ihre
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