Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)

antwortete Morrighan. „Cináed ist m o mentan … “
    „Nicht er selbst“, übernahm Quinn, „und Neakail … “
    „Ist Neakail, ich verstehe, aber in diesen Dingen wäre er mein erster A n sprec h partner.“ Nicht , dass Lorcan viel e Worte über Magie verlor , geschweige den n, ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollte, selbst gegen einen Gegner wie Teagans Nêr.
    „Es geht weniger um die Magie der Zeichen als um die eigentliche Ursache“, fuhr Quinn fort. „Die V i sionen nehmen überhand u nd vielleicht kann Teagan … “ E r brachte den Satz nicht zu Ende.
    „Ich kann dir helfen, einen Damm zu bauen, der sie zurückhält“, versprach Teagan ihrer Schwester.
    „Aber wir brauchen die Visionen“, protestierte Morrighan. „Ihr habt doch g e hört, was uns zur Verf ü gung steht , nichts als verbrämter Unsinn, Gute-Nacht-Geschichten für Kinder und … “ Ein Schluchzen riss ihr den Rest des Satzes von den Lippen. „Tut mir leid .“ S ie wischte ihre Tränen energisch mit dem Handr ü cken fort. „Ich bin normalerweise nicht so ein Jammerlappen.“
    „I ch will sie auch nicht auf Dauer eindämmen “, beruhigte sie Teagan. „Ich will dir nur etwas Ruhe ve r schaffen, ehe wir gemeinsam die Erinnerungen ordnen.“
    „Das hört sich doch gut an, Muimin.“ Quinn ging vor dem Sofa auf die Knie und nahm ihre Hände in seine. „ Was ist mit den körperlichen Begleiterscheinu n gen?“, fragte er Teagan.
    „Die Erinnerungen drängen mit großer Macht an die Oberfläche “ , überlegte sie laut. „ F ü r sie scheinen die Grenzen der W elten nicht zu existieren . “ Sie sah zu Lorcan auf. „Vie l leicht können wir es gemeinsam versuchen. “
    Lorcan beobachtete Quinns Reaktion , doch d er lehnte seine Stirn an Morri g hans und versprach ihr flüsternd, dass alles gut werden würde.
    „Ich bin euch zu großem Dank verpflichtet“, wandte Quinn sich an ihn und Teagan. „Wir sind es … “ Ein Wispern unterbrach ihn .
    Morrighan erhob sich i n einer fließenden Bewegung vom So fa. Quinn und Teagan wichen in der er s ten Überraschung vor ihr zurück. Für ihren Gefährten nicht erkennbar , hüllte e in Schatten Morrighan wie ein lebendiger Umhang ein , oder wie Schwingen. Statt ihres dunkelbraunen , gewellten Haares , fiel die rabe n schwarze Flut lang und glatt hinab zu ihrer Hüfte und verschlang jeden Lichtstrahl in seiner Umg e bung. Ein tiefer Kummer legte sich über ihr Gesicht, das die Züge einer anderen Frau annahm. Sie ähnelte Morrighan und auch Teagan wie eine Schwester . Ihre sich ausbreitenden Arme teilten den Umhang … Lorcan sah g e nauer hin und stellte fest, dass es umgekehrt war und der seidige, tinte n schwarze Umhang in Wahrheit Schwingen waren , die denen einer zum Mythos gewordenen Crónsiogha ähnelten – einer Dun k len Fee.
    „Morrighan. “ Quinn wollte ihre Hände ergreifen, doch, was sich auf ihnen a b spielte, ließ ihn entsetzt innehalten . Zu den vorhandenen Runen , Sigillen, Ban n formeln und Zaubersprüche n gesellten sich neue . Einige platz t en auf wie Pestbe u le n oder Geschwüre , andere brannten sich in ihre Haut und wieder andere wurden von einer unsichtbaren Klinge gezogen. Blut sammelte sich zu kleinen Rinnsalen, lief an den Seiten ihrer Arme hinab und tropfte zu Boden. Die Fiannah, die Mo r righans Erscheinung wie ein Doppelbild überl a gerte , war wie eine Kriegerin in schwarzes , schützendes Leder geklei det. D as dunkle Leinenhemd unter dem L e derwams sog sich mit Blut voll und oberhalb des Kragens schlängelten sich neue Runen und Bannformeln ihren Hals hinauf zu ihren Schläfen. Sie schloss die A u gen, selbst dort prangten Sigillen .
    „Wer bist du?“ Die Frage kostete Quinn sichtlich Kraft. E r hob seine Hand an die Wange der Fremden, die sich , nur für Teagan und Lorcan sichtbar, seiner L e a théan bemächtigt hatt e. Sie schüttelte stumm den Kopf und hielt ihn von einer B e rüh rung ab. S chließlich öffnete sie die Augen, in deren silbernen Iriden Runen und Sigillen tan z ten.
     
    *

 
    Die Letzte der Fiannah
     
    „Ich trage keinen Namen“, antwortete sie mit Morrighans Stimme, die von i h rer eigenen wie durch ein Echo aus der Vergangenheit überlagert wurde. „ I ch bin Déanach Duine, die L etzte der Fiannah, gescha f fen , die Welt zu vernichten und Rache im Namen Asarlaírs zu üben. Ich bin der Verrat an seinen Idealen und die Manifestation seiner Trauer über den Verlust seiner Töc h ter. “
    „Nicht, Teagan.“