Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
junge Frau gekommen , sie senkte den Blick, erleichterte ihm die Erfüllung seiner Pflicht , und erreichte das genaue G e genteil.
Wie weit mussten die Experimente der Untoten gediehen sein, um ein Lebew e sen aus ihren Laboren zu entlassen, das selbst ihn anrührte? Weshalb verstec k ten die Tiontaigh sie im Höhlenlabyrinth des Twyn y Gaer , statt sie in einem ihrer futuri stisch ausgestatteten Genlabor e wie einen Schatz zu hüten ? Lehrte ihre a n rührende Existenz nicht allein ihn das Fürchten ? Er mochte keinen Schwur darauf leisten, unter ihrem Blick nicht weich zu werden , und sie aus den Kerkern der Dorcha Daingean , der Schwarzen Festung, zu entlassen. Dort endete sie, wenn er ihr Leben schonte. U nter einem Mikroskop, auf einem Seziertisch, sollte sie G a vens Herz nicht erweichen , und das würde sie. Der Heiler brach einige G e setze seiner Zunft, weil er ein aktives Mitglied der Bruderschaft war und sich nicht d a mit begnügte, Krieger zusammenzuflicken, aber er hatte nichts von einem rüc k sichts l o sen For scher. Sein Eid galt dem Orden, doch noch mehr dem Leben . S ich eingehender mit den Experimenten der Tiontaigh zu befa s sen, war Réamanns Wunsch , nicht d er seine. Gaven nahm sich allerdings die Freiheit, die Anweisung großzügig auszulegen, z um Wohl seiner Patienten, die selbst die absurdesten Kreationen untoter Pervers ion für ihn waren . Neakail half de m He i ler, sich in Réamanns t o tem Winkel zu bewegen, aber es war fraglich, ob ihm das auch in diesem Fall gelänge . Lorcan war nicht das Problem, der Großmeister ve r langte niemals minutiöse Berich te von ihm, der Knackpunkt war Cathals Linie n treue.
„ Ich wünsc hte, du würdest mich verstehen und mir sagen , was du bist. ” Er wollte diese Entscheidung über Leben und Tod nicht treffen. „ Du verdienst es mögl i cherweise , zu leben, aber sicher nicht das, was Réamann mit dir anstellen wird. ” Die Fortschritte der Untoten auf ihre Kosten nachzuvollziehen, war falsch , doch er bezweifelte, dass den Großmeister die Meinung eines Fihonaíl interessie r te. Er sollte ihr Le i den beenden, ehe es eine neue Dimension annahm – hielte sie nur seine Hand nicht so vertrauensvoll.
„ Versuchen wir es noch einmal. F éadh thu élrigh ? ”
„ Élrigh ? ” , echote ihr Flüstern den Kern seiner Frage .
F ür einen zittrigen Ate m zug herrschte Stille, dann streckte sie ihm die andere Hand entgegen. Vo r sichtig half Lorcan ihr auf die Füße . K aum stand sie au f recht, knickten ihre Bei ne ein und d as Gewicht der Kette zwang sie zu Boden. Ihr Pein i ger hielt auch in diesem Moment seine strafende Hand über sie und schickte sie dort hin , wo sie seiner Meinung nach hi n gehör te – a uf alle viere . Lorcan re a gierte schnell , schlang einen Arm in einer instinktiven Reaktion um ihre Taille . S ie schrie auf, aber nicht, weil er in ihren persönlichen Freiraum eindrang – e in dera r tiger Luxus existierte nicht für sie . Er verschwendete keine Zeit an eine für sie unve r ständliche En t schuldigung, l o ckerte d en Griff seiner zum Töten geschaff e nen Hände und half ihr das letzte Stück zu Boden. Falls er ihr weiter e Schmerzen durch seine Ung e schicktheit zu fügte , gab sie es ihm nicht zu verste hen. W ah r scheinlich bereute sie ihre impu l si ve Reaktion, fürchtete Strafe – s icher wollte ihr Besitzer s ein Haustier still und gefügig.
„ Was soll ich nur mit dir machen ?“ W arum bat sie ihn nicht um i hre Freiheit und sah selbst zu , wie sie sie nutzte? Ohne Schutz, ohne jemand en , der sic h um sie kümmerte und dafür sorgte, dass sie nicht mehr nur Haut und Knochen blieb, zerbrechlich wie ein Zweig. Lorcan unterdrückte den gefühlt hu n dertsten F luch in ihrer Gegenwart. E r wollte keinen Beschützerinstinkt ihr g egenüber entwickeln und kein Mitleid empfinden, er wollte überhaupt nichts fühlen.
„ Bringen wir dich hier raus. ” Mit etwas Glück mobilisierte sie beim Anblick des nächtlichen Himmels ausreichend Kraft, ihm die Entscheidung über ihre Z u kunft abzunehmen und flüchtete, während er Cathal und Neakail von der Verfo l gung ab hielt . Leider passte sein Glück in eine leere Patronenhülse und erwartungsg e mäß lief es so ab : Der Nachthimmel würde sie erschrecken und in seine vermein t lich schü t zenden Arme treiben . S chon jetzt fühlte sie sich in seiner Nähe viel zu siche r, wollte seine Hand ergreifen und einen zweiten Versuch sta r ten, auf eigenen Beinen
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