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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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und Nächte habe ich angestrengt über diesen Moment mit Jenny-May Butler nachgedacht, aber ich finde keine Worte für unsere Begegnung. Die Zeit, die wir an diesem Tag zusammen verbrachten, lässt sich nicht in Worte fassen. Sie war wichtiger als alle Worte, sie hatte viel mehr Bedeutung für uns.
    Wir stahlen uns weg von der Hütte und ließen Bobby, Helena, Daisy und Jenny-Mays Mann Luc zum Plaudern allein. Wir beide hatten uns so viel zu sagen. Doch es würde dem Augenblick nicht gerecht, von unserem Gespräch zu berichten, denn eigentlich unterhielten wir uns über nichts. Zu erklären, was ich dabei empfand, als das Foto des hübschen Mädchens in Gestalt einer inzwischen erwachsenen Frau vor meinen Augen lebendig wurde, könnte dem Ausmaß meiner Freude niemals gerecht werden. Auch das Wort Freude ist nicht genug. Erleichterung, Entzücken, pure Ekstase – nicht einmal das alles zusammen gibt mein Gefühl annähernd wieder.
    Ich berichtete ihr von den Menschen, die sie gekannt hatte und deren Geschichten niemanden interessiert hätten außer uns. Sie erzählte mir von ihrer Familie hier, ihrem Leben, von allem, was sie getan hatte, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Und ich erzählte ihr von mir. Allerdings erwähnten wir beide mit keinem Wort, wie schlecht sie mich behandelt hatte, als wir Kinder waren. Klingt das seltsam? Uns kam es nicht so vor. Es war einfach nicht wichtig. Es ging nicht um damals, für uns ging es um jetzt, um die Gegenwart. Um diesen Moment, um heute. Unbemerkt verstrichen die Stunden, und wir merkten kaum, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwand und der Mond aufging. Wir spürten nicht, wie die Wärme auf unserer Haut einer kühlen Brise Platz machte. Wir fühlten nichts, wir hörten nichts, wir sahen nur die Geschichten, die Klänge und Bilder in unseren eigenen Köpfen. Für alle anderen war es unbedeutend, aber für mich unendlich wertvoll.
    Vielleicht genügt es zu sagen, dass an diesem Abend ein Teil von mir frei wurde, und ich ahnte, dass es Jenny-May ebenso erging. Natürlich sprachen wir nicht darüber. Nein, Worte genügten nicht.

Dreiundfünfzig
    Schließlich rief uns Helena, weil sie zur Kostümprobe ins Dorf zurückmusste. Jenny-May und ich steckten noch einmal die Köpfe zusammen und lächelten in die Kamera, die ich in der Hand hielt. Das Foto steckte ich in meine Hemdentasche. Da Jenny-May lieber bei ihrer Familie bleiben wollte, schlug sie Helenas Einladung aus, sich das Theaterstück anzusehen. Zwar sprachen wir beide davon, dass wir uns wiedersehen wollten, aber wir vereinbarten keinen konkreten Termin. Nicht etwa, weil doch schlechte Gefühle zwischen uns zurückgeblieben waren, sondern weil ich das Gefühl hatte, dass alles gesagt worden war, oder wenn nicht gesagt, so doch verstanden. Ich ging fest davon aus, dass Jenny-May das Gleiche empfand. Zu wissen, dass die andere da war, reichte uns vollkommen. Manchmal brauchen Menschen nur das: zu wissen, dass der andere da ist.
    Wir liehen uns von Jenny-May eine Taschenlampe, da die Sonne längst hinter dem Horizont verschwunden war, und Helena führte uns zurück ins Dorf. Der Weg erschien mir diesmal nicht so weit, und schon bald konnte ich in der Ferne Lichter sehen. Fast schwindlig vor Glück holte ich die Fotos aus meiner Tasche, um sie mir unterwegs noch einmal anzusehen. Zwei lagen sofort in meiner Hand, und ich tastete nach dem dritten.
    »O nein«, stöhnte ich, blieb stehen und schaute suchend auf den Boden.
    »Was ist?«, fragte Bobby, machte ebenfalls halt und rief Helena zu, sie solle auf uns warten.
    »Das Foto von mir und Jenny-May ist weg«, erklärte ich und begann, den Weg zurückzugehen, den wir gekommen waren.
    »Halt, Sandy«, rief Bobby und folgte mir, die Augen ebenfalls auf den Boden gerichtet. »Wir sind jetzt schon seit einer Stunde unterwegs, wer weiß, wo das Bild ist. Wir müssen zurück zur Gemeinschaftshalle, wir sind schon spät dran. Du kannst doch morgen bei Tageslicht ein neues Foto machen.«
    »Nein, das kann ich nicht«, jammerte ich und strengte verzweifelt meine Augen an, das verbleibende Abendlicht zu durchdringen.
    »Hast du es fallen lassen?«, meldete sich Helena zu Wort, die bisher nichts gesagt hatte.
    Unwillkürlich hielt ich inne und sah sie an. Ihr Gesicht war ernst, ihr Ton ebenfalls.
    »Vermutlich schon. Ich bezweifle jedenfalls stark, dass es aus meiner Tasche gehüpft und weggelaufen ist.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ja, ja, ich hab es bestimmt

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