Verräter der Magie
schien sich auf Pooka zu übertragen, denn er flatterte wie wild neben ihrem Gesicht her.
Nachdenklich kratzte Aidan mit ihren klauenartigen Händen über das raue Holz des Tisches.
»Eigenartig«, murmelte sie. »Ich hätte dergleichen nicht für möglich gehalten. Nicht die Seelenwanderung an sich, sondern einen Körper zu finden, der die Seele dann auch noch bereitwillig aufnimmt. Eine Menge Faktoren müssen dazu übereinstimmen. Niemals würde ich diesen Zauber in einer solchen Situation anwenden. Ich hätte viel zu viel Angst, als Geist auf immer und ewig körperlos durch die Welt streifen zu müssen.«
Bei diesen Worten rührte sich etwas in Kira, längst verdrängte Erinnerungen, die wieder hervorkrochen. Sie konnte Kingsleys Neugierde in sich spüren und wie unsichtbare Finger nach ihren Gedanken tasteten.
Kira unterdrückte sie mit aller Macht, verschloss, was vergessen sein sollte, wieder tief in ihrem Bewusstsein.
»Wie dem auch sei«, sagte Aidan und holte Kira damit zurück in die Gegenwart. »Ich kann dir leider nicht helfen, Kind.«
Kira erstarrte. Sie hatte sich so darauf verlassen, dass Aidan sie von Kingsley befreien würde. Sie durfte sie nicht einfach so im Stich lassen!
»Können Sie ihn denn nicht … ich weiß nicht, irgendwie austreiben?«, fragte sie verzweifelt.
Verdammt noch mal, ich bin nicht irgendein Dämon! , beschwerte Kingsley sich. Sie meinte, ihn wutentbrannt schnauben zu hören. Konnten Geister schnauben? Hör endlich auf mich! Wir verschwenden hier nur kostbare Zeit, während mein Mörder da draußen frei herumläuft!
»So einfach geht das nicht, mein Kind«, erwiderte Aidan. Ein seltsamer Kummer überschattete ihr Gesicht und sie wandte es von Kira ab. »Vielleicht wäre es anders, wenn ich im vollen Besitz meiner Kräfte wäre, aber so gibt es wohl nur eine einzige Lösung für unser kleines Problem.«
Kira wurde hellhörig, doch zu ihrer Verwunderung sprach Aidan nicht weiter. Stattdessen stand sie auf und ging zur Küchentheke hinüber. Ihr Rücken war Kira zugewandt und ihr Kopf leicht gebeugt – eine ungewöhnlich verletzliche Haltung für eine BanaBhuidseach.
»Was für eine Lösung?«, hakte Kira nach, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
Langsam drehte sich Aidan wieder zu ihr um. Kira wusste die Emotion in den gelben Augen der Hexe nicht ganz zu deuten. War es … Bedauern?
»Es tut mir leid, Kind«, sagte Aidan in einem sanften Ton, den Kira nicht an ihr kannte. »Ich habe dich immer irgendwie … gemocht. Es ist nichts Persönliches, nur Pech, das dich in diese Situation und mich in eine unangenehme Lage bringt. Aber ich habe keine andere Wahl.«
Kira verstand nicht, was ihr die BanaBhuidseach damit sagen wollte. Nur dass es nichts Gutes für sie bedeuten konnte.
Kira, du musst hier raus! , rief Kingsley. Normalerweise hätte sie ihm nicht weiter Beachtung geschenkt, aber die Angst, die in seiner Stimme mitschwang, alarmierte sie. Und das war der Moment, in dem sie das Messer sah.
Sie hatte keine Chance. Aidan mochte wie eine alte, körperlich schwache Frau aussehen, doch es war ein Fehler der Menschen, jemanden nach seinem Äußeren zu bewerten. Kira hatte nicht mehr Warnung, als das kurze Aufblitzen von geschärftem Stahl, dann war Aidan plötzlich auf ihr.
Kira fühlte sich betrogen und verletzt und bereitete sich innerlich darauf vor, hier und jetzt ihr Ende zu finden, als ein plötzlicher Knall sie wieder hoffnungsvoll aufblicken ließ. Aidan krachte kreischend in ihre Kräutertöpfe auf der Fensterbank und sank dann besiegt zu Boden. Jemand musste sie mit einem gewaltigen Energiestrahl durch die Luft geschleudert haben.
Fassungslos blickte Kira an sich selbst hinunter. Ihre Hände zeigten in einer eindeutigen Angriffsstellung in Aidans Richtung.
Kira blinzelte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, die Arme bewegt zu haben. Und es war ganz und gar unmöglich, dass sie den Energiestrahl abgefeuert hatte. Zum einen verhinderte das Eisenarmband jeglichen Zauber, zum anderen war es auch nicht die Art von Magie, die sie beherrschte.
Feenmagie war viel feinfühliger und subtiler. Ohne das Eisen könnte Kira Wasser in Gift verwandeln, jemanden in Schlaf versetzen oder ihre Andersartigkeit unter einem Zauber verbergen. Der gewaltsame Einsatz von Energiestrahlen hingegen war ohne jede Raffinesse und widersprach dem Wesen der Sidhe. Das passte vielmehr zu der gedankenlosen Magieverschwendung der Magier. Kein Wunder, dass sie sich zu
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