Verräter der Magie
hätte, wäre er niemals hier im Reservat gelandet. Aber er hatte seine Freiheit geopfert, um bei Kira bleiben zu können. Sie war dafür dankbarer, als sie es je in Worte fassen konnte. Der kleine Kerl war schließlich der Einzige, der ihr von ihrem alten Leben geblieben war.
Du weißt schon, dass du auch über Gedanken mit mir kommunizieren kannst , sagte Kingsley amüsiert, und nicht alles aussprechen musst, oder?
In Gedanken mit ihm zu kommunizieren, hieß aber auch anzuerkennen, dass er in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch. Allein die Vorstellung versetzte sie in Schrecken.
Kira kam den Torwächtern immer näher. Sie waren allesamt Menschen und gehörten zum PPD, dem Paranormal Police Department . Ihre Aufgabe war es, in den Reservaten für »Recht und Ordnung« zu sorgen.
Wie von Gott selbst befohlen standen sie da, der Rücken gerade und die Brust gebläht. Sie trugen eng geschnittene schwarz-goldene Uniformen. Gürtel und Schnallen hielten ein Arsenal an paranormalenfeindlichen Waffen an ihren Hüften. Eisen schimmerte am Absatz ihrer Stiefel.
Gerade wurde ein unglaublich hässlicher Troll eingeliefert. Trotz der dicken Eisenkette, die Hände und Füße fesselte, brauchte es vier Männer, um ihn in Schach zu halten.
Bei jedem falschen Schritt schlugen sie ihm erbarmungslos mit dicken Eisenknüppeln auf das bräunlich verfärbte Fleisch. Er brüllte aus tiefster Seele seine Furcht und seinen Zorn hinaus, während zähflüssiges Blut durch seine verhornte Haut brach.
Und so was sollen wir frei herumlaufen lassen? , empörte sich Kingsley. Wahrscheinlich hat er vorher irgendwo als Collegestudent gelebt. Und sein wahres Gesicht mit einem Zauber verborgen.
»Wenn du Verständnis für eure Methoden suchst, bist du bei mir an der falschen Adresse«, murmelte Kira unter den misstrauischen Blicken der Wächter.
»Brauchst du was, Feenmädchen?«, fragte einer der Männer und lächelte freundlich.
Kira war so verwundert über sein nettes Verhalten, dass sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte, und ihn einfach nur sprachlos anstarrte.
Der Wächter hob ungeduldig die rechte Augenbraue.
»Ähm, ja«, stammelte sie nervös. Danu, wie sollte sie das nur richtig ausdrücken? »Ich muss ein Telefonat nach draußen führen.«
Das Lächeln im Gesicht des Mannes wurde schmaler. Kontakt mit der Außenwelt wurde bei ihnen nicht gerne gesehen.
»Wen müsstest du denn so dringend anrufen?«, hakte er nach.
Kira leckte sich nervös über die Lippen. Jetzt kamen sie zum schwierigen Teil. Sie holte tief Luft, dann sprach sie den Namen aus, den Kingsley ihr genannt hatte: »Evan Carter«
Einen Moment lang herrschte unter den Männern des PPD Totenstille. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Kira spürte, wie ihre Wangen rot und heiß vor Scham wurden, während das laute Lachen der Männer höhnisch in ihren Ohren klang. Pooka vibrierte unruhig in ihrer Hosentasche. Das Ganze war eine Schnapsidee. Wieso hatte sie sich von diesem dämlichen Magier nur dazu überreden lassen?
Dann kam ihr plötzlich eine Idee. »Ich habe Informationen zum Mord an Cian Kingsley.«
Das Gelächter um sie erstarb. Stattdessen begann man, sie misstrauisch zu mustern. Einer der Wächter griff nach dem Eisenstab an seiner Hüfte und Kira wich einen Schritt zurück.
»Was für Informationen und woher hast du sie?«, erkundigte sich der Wächter, der sie anfangs angelächelt hatte.
»Ich rede nur mit Mr Carter«, beharrte sie.
Das machst du gut, Mädchen , redete Kingsley ihr Mut zu.
Der Mann mit dem Eisenstab trat einen Schritt auf Kira zu. »Hör zu, du kleines Stück Feenscheiße. Du machst hier nicht die Vorschriften, sondern wir. Also raus mit der Sprache!«
»Sei doch nicht so, Andrew«, sagte Mr Smileyman und hielt seinen Kollegen am Oberarm fest. Er musste der Boss der Truppe sein, denn Andrew trat gehorsam zurück. »Wenn sie wirklich Informationen über den Mord an Kingsley besitzt, wäre ihr Wissen an uns sowieso verschwendet.«
Er schenkte Kira wieder sein freundliches Strahlelächeln. »Komm mit, ich bring dich zu einem Telefon.«
Kira wurde immer elender zumute, während sie dem Wachmann durch den schmalen Gang folgte. Sie befanden sich im Inneren der riesigen Eisenmauer und mit jedem Schritt nahm der Druck auf ihren Kopf zu. Doch nicht nur das viele Eisen machte ihr zu schaffen, sondern auch die stickige Luft. Sie konnte nur schwer atmen und taumelte wie benommen vorwärts.
»Hier entlang«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher