Verräter der Magie
Menschenmögliche tun, damit es den Paranormalen in den Reservaten gut geht. Wir stellen ihnen geräumige Wohnungen zur Verfügung. Es gibt Parkanlagen, Geschäfte für ihre Bedürfnisse, Bildung für die Jüngeren … Wir geben ihnen sogar Arbeit, damit sie Geld verdienen und für unseren Staat von Nutzen sein können. Wie Sie sehen, Ben, mangelt es ihnen an nichts. Verdammt, die haben da drüben sogar Kabelfernsehen!«, teilte Kingsley der Welt mit seinem gewinnenden Lächeln mit.
Kira starrte ihn mit offenem Mund an. »Das … das kann doch unmöglich sein Ernst sein!«, schimpfte sie.
Der große rote Kater auf ihrem Schoß, der eigentlich gar kein Kater war, maunzte empört, als sie ihre Finger in seinem dichten Fell verkrallte. Kira nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug und lockerte ihren Griff etwas.
»Du solltest aufhören, dir so was anzusehen«, meinte Elly mitfühlend und schnappte sich die Fernbedienung. Mit einem Knopfdruck bannte sie Kingsleys Lächeln vom Bildschirm. »Du weißt, dass du dich nachher nur wieder aufregst.«
»Wie sollte man sich da auch nicht aufregen? Ich meine, hast du je von einem Übergriff der Nymphen* auf die zivile Bevölkerung gehört? Man kann ja noch diese Paranoia vor Werwölfen und Vampiren verstehen … – nichts für ungut, Nick!«, rief sie ihrem zweiten Mitbewohner in der Küche zu, »… aber die schüren ja Angst vor allen Mitgliedern der paranormalen Bevölkerung. Und mal ehrlich, was solltest du schon anrichten können? Sie mit Erdklumpen bewerfen? Mit Flusswasser bespritzen? Uuuuuh, Nymphen sind ja so gefährlich. Sperren wir sie lieber weg, bevor sie uns auffressen.«
»Hey, so harmlos sind wir Nymphen nun auch wieder nicht!«, meinte Elly gespielt beleidigt und warf ihr langes leuchtend blaues Haar nach hinten. »Es gibt viele Geschichten von Männern, die wir mit unserer Schönheit in den Wahnsinn getrieben haben.«
Nick, der gerade aus der Küche trat, rollte auf Ellys Kommentar hin übertrieben genervt mit den Augen. Kira schenkte er ein Lächeln, das sie sofort erwiderte. Sie wusste nicht, ob es an den spitzen Eckzähnen oder vielmehr an seinem vampirischen Charme lag, aber auf jeden Fall war sein Lächeln ansteckend.
»Was denn?«, fragte Elly eingeschnappt. »Solche Fälle gab es wirklich.«
»Aber sicher, Elly«, sagte Kira und drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. »Und du weißt doch auch, dass du die Allerschönste bist.«
Daraufhin strahlte Elly sie überglücklich an und rekelte sich auf der Couch, um ihre atemberaubende Figur noch deutlicher zur Geltung zu bringen. »Findest du wirklich?«
Die Eitelkeit der Nymphen war berüchtigt – wie ihre Unpünktlichkeit.
»Natürlich, aber wolltest du nicht schon längst außer Haus sein?«
»Bei Danu*, ja!«, rief Elly und sprang leichtfüßig vom Sofa.
Ein hauchdünnes grünes Kleid umspielte ihre langen, schlanken Beine und Kira konnte nicht anders, als hinzustarren. Egal ob Mann oder Frau, Elly hatte diese Wirkung auf jeden.
Kira selbst war eine Sidhe – ein Feenwesen, wie Menschen sie nannten – und gewiss kein hässliches Entlein, aber gegenüber einer Nymphe wirkte jeder unscheinbar und glanzlos. Vor allem Wassernymphen, die Najaden, zu denen ihre eitle Mitbewohnerin gehörte, waren bekannt für ihre überirdische Schönheit.
»Und du willst wirklich nicht mitkommen?«, erkundigte Elly sich noch einmal und klimperte mit ihren langen, dichten Wimpern.
»Um mit einem Haufen nackter Najaden im Teich zu planschen und zu singen?«, fragte Kira mit erhobener Augenbraue. »Lieber nicht, ich würde doch nur Minderwertigkeitskomplexe kriegen.«
»Hey, mich hast du noch nie gefragt, ob ich mitkommen will.« Nick grinste frech.
Elly schnaubte entrüstet, als wäre allein der Gedanke ungeheuerlich. »Männer sind nicht erlaubt.«
Dann warf sie ihnen noch einen Luftkuss zu und stolzierte aus dem Apartment, als wäre es kein schäbiges kleines Loch, sondern ein Palast aus Gold und Marmor und sie die Königin.
Nick lachte und zog seine schwarze Lederjacke über. Nicht dass Vampire froren, aber er sah darin zugegebenermaßen absolut umwerfend aus.
»Ich mach mich dann auch mal auf den Weg zur Arbeit«, verabschiedete er sich und schenkte Kira noch einmal sein Strahlelächeln, das ihren Magen immer so zum Kribbeln brachte.
Dann schloss er die Tür hinter sich und mit einem Mal war sie allein, mit nichts außer einem schnarchenden Kater zur Gesellschaft. Die plötzliche Stille
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