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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Wild
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sich alle zusammengeschlossen und gemeinsam zur Wehr gesetzt hätten.
    Doch der Angriff aus dieser Richtung hatte sie vollkommen kalt erwischt. Zudem war die magische Bevölkerung weit davon entfernt gewesen, eine Einheit zu bilden, auch wenn die Menschen sie nur zu gerne in eine Schublade quetschten.
    Kira war auf einmal die Lust an ihrem halb aufgegessenen Joghurt vergangen. Sie stellte den Becher zurück in den Kühlschrank. Elly hatte Recht: Sie ärgerte sich viel zu sehr und viel zu oft über Magier. Positiv denken, Kira. Du kannst es!
    Plötzlich erfasste ein kühler Lufthauch ihren Nacken und ließ sie erstarren. Die feinen Nackenhärchen stellten sich auf, denn ihr sechster Sidhe-Sinn sagte eindeutig, dass da irgendetwas hinter ihr war – und zwar nichts Gutes.
    Vorsichtig drehte sie sich um und war fast enttäuscht, statt auf ein riesiges, haariges Monster mit messerscharfen Zähnen nur ins Leere zu blicken. Dennoch hörten ihre Alarmglocken nicht auf zu läuten. Bloß weil sie nichts sah, hieß das nicht unbedingt, dass sie alleine war.
    »Pooka? Bist du das?«, fragte sie nach dem Deamhan*, der eben noch in der Gestalt eines Katers auf ihrem Schoß gelegen hatte. Aber etwas in ihr wusste, dass es nicht seine Aura war.
    Langsam, wie vor einem wilden Raubtier, wich sie vor dem unsichtbaren Besucher zurück. Ein kaum wahrnehmbares Flimmern in der Luft ließ sie zusammenschrecken und plötzlich konnte sie sich nicht mehr beherrschen.
    Mit einer Schnelligkeit, die sie selbst überraschte, stürmte sie aus der kleinen Küche. Im Wohnzimmer riss sie eine alte Leselampe mit sich. Scherben rieselten zu Boden. Sie sprang über das hässliche mintgrüne Sofa, das einfach immer im Weg stand, stieß mit dem kleinen Zeh gegen den Couchtisch, fluchte lauthals, sprintete panisch weiter … und schaffte es nicht einmal bis zur Wohnungstür.
    Mit einem Mal packte er sie und riss sie zu Boden. Kira schrie vor Entsetzen, als sich das unsichtbare Etwas hungrig auf sie stürzte und durch die Poren ihres Körpers fraß. Ihr Kopf explodierte vor Schmerz, ein hämmerndes Pochen, das sie nicht mehr denken ließ. Sie hatte das Gefühl, von innen heraus zu zerreißen. Sie konnte nicht mehr atmen und dennoch schrie sie immer weiter.
    Von irgendwoher meinte sie, beruhigende Worte auf sich einreden zu hören, aber das nahm sie kaum noch wahr.
    Sie war fast erleichtert, als sie endlich das Bewusstsein verlor.

Als Kira wieder zu Bewusstsein kam, verspürte sie schier unerträgliche Kopfschmerzen. Zu allem Überfluss war ihr auch noch speiübel.
    Sie fühlte sich noch immer benommen und trotzdem musste sie die ganze Zeit denken: Wenn ich jetzt auf den Teppich kotze, wird Nick mich ständig damit aufziehen. Also schleppte sie sich ins Badezimmer und erbrach sich über der Kloschüssel.
    Nachdem sie ihren Magen entleert hatte, ließ sie sich auf den Boden sinken, kühlte ihre Wange auf den scheußlichen Blümchenfliesen und wünschte, ihre Umgebung würde endlich aufhören, sich zu drehen. Dann fiel ihr alles wieder ein.
    Was war da vorhin nur mit ihr geschehen? Sie hatte zwar nichts sehen können, aber das machte es nicht weniger real. Allein der Gedanke an das Wesen und wie es mit aller Gewalt in ihren Geist eingedrungen war, ließ sie erschauern. Aber was auch immer es gewesen war, es schien fort zu sein und hatte sie merkwürdigerweise lebend zurückgelassen.
    Vielleicht eine Art Geist, der sich von der Lebensenergie anderer ernährte? Das würde zumindest ihre Erschöpfung erklären.
    Kira zog sich am Waschbecken nach oben, putzte sich gründlich die Zähne und wusch ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser. Danach fühlte sie sich zumindest ein wenig besser. Doch nur bis zu dem Moment, als ihre Hände nach dem Handtuch griffen und sie aus dem Augenwinkel ihre Reflexion im Spiegel wahrnahm.
    Ein junges Mädchen mit schulterlangem braunem Haar und vor Schreck erblasster Haut sah ihr daraus entgegen. Es war jedoch nicht die kalkweiße Gesichtsfarbe, die sie zutiefst beunruhigte, sondern das Blau ihrer Augen. Augen, die in den letzten siebzehn Jahren ihres Lebens immer haselnussbraun gewesen waren.
    Entsetzen machte sich auf den Zügen ihres Spiegelbilds breit. Ihre Finger klammerten sich am Rand des Waschbeckens fest, während sie sich langsam nach vorne lehnte, um sich genauer betrachten zu können. Noch hatte sie die leise Hoffnung, die veränderte Farbe ihrer Augen als ein Spiel des Lichts oder Ergebnis ihrer Erschöpfung abtun zu können.

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