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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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1
    Der Tag, an dem ich Klara Fall kennenlernte, hatte beste Aussichten, einer der gruseligsten meines Lebens zu werden: Erst hatte ich es geschafft, mich vor den Jungs der doofen neuen Siedlung bis auf die Knochen zu blamieren. Und als ich versuchte, wenigstens einen lässigen Abgang hinzulegen, war ich so heftig mit einem dünnbeinigen Mädchen zusammengeprallt, dass ich Nasenbluten bekommen hatte. Deswegen hockte ich jetzt mit zwei albernen Taschentuchwürsten in den Nasenlöchern auf einer Mauer und bemühte mich, einen Rest von Würde zu wahren.
    Vermutlich vergeblich.
    Dabei hätte alles so schön sein können: Fünf Wochen Sommerferien lagen vor mir. Fünf lange, faule Wochen! Die Ferien befanden sich also noch in der Phase, in der man das Gefühl hat, sie würden nie zu Ende gehen. Da ist die gute Laune eigentlich vorprogrammiert.
    In diesem Sommer war jedoch alles anders. Vor allem das mit der guten Laune.
    Nur Mama tat ständig so, als wäre die Welt in allerbester Ordnung. Als wäre unser Umzug in die neue Wohnung am Stadtrand hinter den Bergen bei den sieben Zwergen ein tolles Abenteuer und nicht der Anfang einer Zukunft, die wir beide nicht wollten. Einer Zukunft ohne Papa. Der hatte sich nämlich in eine andere Frau verknallt und vor ein paar Wochen verkrümelt. Einfach so.
    Und darum hausten Mama und ich jetzt zwischen achtundachtzig Umzugskartons in dieser Miniwohnung, in der ich mich so heimisch fühlte wie ein Pinguin in der Wüste Gobi. Mama machte mich wahnsinnig mit ihrer Entschlossenheit, mir Toastbrot als Torte zu verkaufen.
    „Schau mal, Jannis“, hatte sie begeistert gesagt und aus dem Fenster gezeigt, „da unten scheint so eine Art Treffpunkt für die Jungs der Siedlung zu sein! Die sehen doch alle sehr nett aus!“

    Lustlos hatte ich rausgeguckt. Tatsächlich hockten unten im Hof, neben der verrosteten Schaukel, vier Torfköpfe in meinem Alter. Zwei schienen irgendwelche Karten zu tauschen, die beiden anderen hörten Musik, indem sie sich gegenseitig die Stöpsel ihrer iPods in die Ohren steckten und betont lässig im Takt der Musik wippten.
    „Geh doch einfach mal runter und sag Hallo!“, hatte Mama munter vorgeschlagen. „Dein Zimmer können wir auch heute Abend weiter einräumen.“
    Ich frage mich, warum Erwachsene eigentlich immer erwarten, dass Kinder auf wildfremde Blagen zusteuern, sofort Freundschaft schließen und sich lebenslänglich verbrüdern, bloß weil die anderen etwa gleich alt sind? Ich meine, das machen sie selbst doch auch nicht, oder? So nach dem Motto: „Hey, Doktor Müller, ich seh gerade, dass sie auch einundvierzig sind. Da sollten wir doch unbedingt sofort einen Kaffee zusammen trinken gehen, meinen Sie nicht?“
    Während ich noch darüber nachgrübelte, ob ich Mama mal auf diese Tatsache hinweisen sollte, klingelte das Telefon und sie wurde eine Nuance blasser. Alles klar, Mama hatte Papas Nummer auf dem Display gesehen. Nein, ein weiteres verkrampftes Telefonat der beiden hielt ich nicht aus! Nicht heute!
    Ich floh.
    Während ich eilig die Treppe hinunterstolperte, wurde mir klar, dass ich den Knallnasen unten im Hof nun doch Hallo sagen musste. Es sei denn, ich entschloss mich, grußlos an ihnen vorbeizutraben. Aber da in nächster Zeit wohl kaum eine gute Fee auftauchen würde, um mich in mein altes Leben zurückzubeamen, war das vermutlich keine so gute Idee.
    Der Längste von ihnen sah mich zuerst. Er stieß die anderen an und dann starrten mir alle vier schweigend entgegen. Es war wie im Film. Aber wie in einem, den ich mir lieber im Kino angeguckt hätte, als selbst die Hauptrolle zu spielen. Ehrlich, am liebsten wäre ich umgedreht und einfach weggerannt! Aber das wäre nun wirklich peinlich gewesen. Also zwang ich mich weiterzugehen und versuchte, dabei so lässig wie möglich zu wirken.
    „Hi!“, grüßte ich.
    „Hi!“ Man nickte mir gnädig zu und verfiel dann wieder in Schockstarre.
    Ich seufzte innerlich. Dann holte ich tief Luft. „Wohnt ihr alle hier?“
    Schweigen.
    „Wir sind gestern erst eingezogen, drüben in die 109.“ Ich zeigte auf das Haus hinter mir. Ich wartete. Aber es kam immer noch keine Reaktion. „Ich … äh … heiße Jannis. Und ihr?“
    Die vier sahen sich an. Anscheinend wussten sie nicht recht, ob sie jetzt auch eine Vorstellungsrunde starten sollten. Oder ob das möglicherweise uncool war.
    Aber plötzlich machten alle gleichzeitig den Mund auf: „Oskar.“ „Benni.“ „Sam.“ „Ramon.“
    Ich nickte

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