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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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    An diesem kühlen, nebligen Tag am Anfang des Frühjahres hatte Trey Hargreaves es mächtig eilig. Er folgte einer Frau, der er den Hof gemacht hatte, die ihm jedoch einen Korb gegeben hatte. Deshalb hatte er seinen besten Anzug angezogen und ritt wie der Teufel hinter ihr her, um sie doch noch umzustimmen. Er war so in Gedanken, dass er beinahe die Kutsche übersehen hätte, die sich im Flussbett des Willow Creek quer gestellt hatte. Der Kutscher, ein stämmiger, rothaariger Ire namens Guffy O'Hagan, legte sich schwer ins Zeug, um die Maultiere wieder in Griff zu bekommen, aber es war klar, dass die störrischen Biester stärker als der Mann waren.
    Die Furt durch den Creek war nicht wirklich gefährlich, sagte sich Trey, der zögernd seinen schwarz-weiß gescheckten Hengst am Ufer zum Stehen brachte, um die Situation genauer zu betrachten. Die Strömung war zwar stark, aber der Fluss war an dieser Stelle kaum tiefer als einen Meter und man musste sich schon besonders blöd oder ungeschickt anstellen, um eine Kutsche in so einem harmlosen Wässerchen zum Umstürzen zu bringen - und dabei womöglich auch noch zu ertrinken.
    Trey seufzte. Das Problem war, dass es gerade hier in der einsamen Weite des Westens mehr blöde oder ungeschickte Menschen gab, die scheinbar alles daran setzten, sich selbst umzubringen. Treay machte sich keine ernsthaften Sorgen um Guffy, der alles andere als ein Greenhorn war und genau wusste, was er zu tun hatte, aber bei der Frau in der Kutsche hatte er doch erhebliche Zweifel. Sie trug einen blauen Federhut, ein Riesenmonstrum, das schon vollkommen durchnässt und an einer Seite eingeknickt war, weil es offensichtlich an die Decke der Kutsche stieß. Schlimmer war jedoch, dass die Frau sich mit dem Oberkörper weit aus dem Fenster der Kutsche gebeugt hatte und somit das Gefährt mächtig ins Schwanken brachte. Dabei winkte sie Trey mit ihrem Taschentuch zu, wie eine Gräfin oder Prinzessin, die einen Diener zu sich befahl.
    Wieder seufzte er.
    Sie hatte Mühe, ihre Stimme über das Rauschen des Wassers zu erheben und gegen das Gebrüll der widerspenstigen Maultiere anzukommen - ganz zu schweigen von der unablässigen Litanei an lauten Flüchen, die Guffy ausstieß, der nur selten Passagiere in seiner Kutsche beförderte und jetzt wohl vergessen hatte, dass er eine Lady an Bord hatte.
    »Sir!«, schrie die Frau mit dem Federhut und schwenkte ihr Taschentuch noch wilder. »Verzeihen Sie, Sir! Sind Sie etwa ein Outlaw?«
    Trey gestattete sich selbst ein schwaches Lächeln. Das war eine scharfsichtige Bemerkung und vielleicht war diö Frau gar nicht so blöd, wie er zunächst gedacht hatte. Er fragte sich, ob man ihm wirklich die Jahre ansah, in denen er von Ort zu Ort gezogen war. Dabei hatte er seinen Lebensunterhalt am Spieltisch verdient oder gegen gute Bezahlung auch schon mal als Revolvermann gearbeitet.
    Er ging jedoch nicht auf die Frage ein, sondern trieb seinen Schecken in den eisigen Fluss. Als er schließlich die Kutsche erreichte, waren seine Hosenbeine durch-nässt und das Wasser stand ihm in den Stiefeln. Er konnte froh sein, wenn ihm nicht ein paar Zehen abfrieren würden..
    Jetzt, aus der Nähe, erkannte er, dass die gestrandete Lady noch ziemlich jung war, fast noch ein Mädchen - und dass sie ausgesprochen hübsch war. Unter dem lächerlichen Federhut lugten kastanienbraune Haare hervor und ihre Augenfarbe lag irgendwo zwischen grau und grün. Sie hatte eine zart Haut, lange Wimpern und einen schön geschwungenen Mund mit vollen Lippen, bei deren Anblick Trey sich fragte, wie es sich anfühlen würde, diese Lippen zu küssen.
    »Wie Sie ja selbst sehen können«, sagte sie ohne weitere Umschweife, »benötigen wir Hilfe.« Sie sprach in dem gezierten Tonfall, den die Menschen im Osten so kultiviert hatten. »Aber zuerst beantworten Sie mir bitte meine Fragen. Sind Sie ein Outlaw, Sir, ein Bandit?«
    Trey hätte am liebsten laut gelacht, aber das verkniff er sich, denn wenn er diesem Impuls nachgegeben hätte, wäre sie im Stande gewesen, seine Hilfe aus purer Sturheit abzulehnen. »Nun, Ma'am«, erwiderte er bedächtig, »ich schätze, das kommt ganz darauf an, wen Sie danach fragen.« Er tippte mit den Fingerspitzen an seinen Hutrand, als er ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah. »Mein Name ist Trey Hargreaves und ich kann sagen, dass es mir meistens gelungen ist, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. Ich lebe in Springwater«, fuhr er fort und deutete

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