Verrat der Finsternis (German Edition)
und Bergluchse.“
Aine überlief ein Unheil verkündender Schauer bei seiner Warnung. Sie spürte, dass es dort noch mehr gab, über das er nicht sprechen wollte. Maev war auf der Ödland-Seite getötet worden …
„Von mir hast du nichts zu befürchten. Ich werde nie mehr gegen deinen Willen von dir trinken, und ich werde dich vor allem beschützen.“
Sie wollte noch mehr fragen, doch da hob er plötzlich den Kopf und atmete tief ein.
„Männer von der Burg sind auf dem Weg hierher.“
12. KAPITEL
„Geh! Sofort!“ Aine entzog sich seinem Griff und kletterte auf den Karren. „Ich fahre den Kriegern entgegen und halte sie von hier fern.“
„Morgen, Aine. Komm morgen zu mir!“, rief Tegan ihr hinterher.
Aine nahm sich nicht einmal die Zeit, sich zu ihm umzudrehen oder etwas zu erwidern. Sie drängte das Pferd in einen schnellen Trab und versuchte, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Tegan zu bringen, bevor sie den Kriegern begegnen würde.
Edan kam als Erster in Sicht und galoppierte auf sie zu. Er machte einen verwirrten Eindruck und klang sehr besorgt. Aine fiel auf, dass die vier Männer, die ihm gefolgt waren, nur gelangweilt und genervt wirkten.
„Aine, warum bist du noch nicht zur Burg zurückgekehrt?“
Sie blinzelte ein paar Mal unschuldig und tat überrascht. „Aber ich kehre doch gerade zurück.“
„Wir haben uns vor Stunden verabschiedet, und inzwischen herrscht tiefste Nacht.“ Jetzt klang er eher verärgert als besorgt.
„Es tut mir leid. Ich wollte Maev nicht allein lassen.“
„Maev ist tot. Ihr kann nichts mehr passieren. Im Gegensatz zu dir“, erwiderte Edan ernst.
„Es tut mir leid“, wiederholte Aine kleinlaut.
Einer der Krieger, den sie nicht kannte, stieß einen spöttischen Laut aus und sagte: „Siehst du? Der Monro hat doch gesagt, dass sie keinen Wachhund braucht.“
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück, und Aine konzentrierte sich darauf, den Schmerz in ihrem Bein wie einen nervigen Vogel zu betrachten und ihn nicht weiter zu beachten.
Auch wenn sie die Wachtburg nicht als ihr Heim ansah, war Aine doch sehr erleichtert, als der Wagen unter dem Eisentor hindurchfuhr und schließlich auf dem eckigen Innenhof zum Stehen kam. Angesichts der brennenden Fackeln und der aus dem großen Saal strömenden Essensdüfte gelang es ihr beinah, die Trostlosigkeit der Burg zu vergessen.
„Nun haben wir eine kleine Vorliebe für den Wald entwickelt, Heilerin?“ Der Monro trat aus den Schatten. Er roch stark nach Alkohol und stellte sich ihr in den Weg, als sie zu ihren Gemächern in der Nähe der Krankenräume eilen wollte.
Aine war so überrascht, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Dann schoss ihr das Versprechen, das sie Tegan gegeben hatte, in den Sinn. Sie würde ihn am nächsten Tag besuchen. „Ja. Ich habe, äh, Heimweh, und der Wald erinnerte mich an den Tempel der Musen. Dort wachsen die gleichen Kiefern“, fügte sie hinzu und war sich bewusst, wie albern es sich anhörte.
„Vorsicht. Das hier ist nicht der kastrierte Wald, der den Tempel der Musen umgibt. Frag Maev.“ Die Worte des Stammesführers waren leicht gelallt, und sein Lächeln wirkte grausam. „Ach, du kannst sie ja nicht mehr fragen. Sie ist ja tot.“ Kichernd wandte er sich ab und ging davon.
Tegan brach auf dem Boden seiner Höhle zusammen. Er brauchte Ruhe. Er brauchte Blut. Er brauchte Aine.
Er schloss die Augen, konzentrierte sich darauf, langsamer zu atmen und den Schmerz in seinem Bein zu kontrollieren. Sie konnte es fühlen, und es war nicht gut, sie mehr Schmerz empfinden zu lassen als unbedingt nötig.
Er hatte nicht geplant, Aine zu treffen – er hatte nicht geplant, überhaupt einem Einwohner Partholons zu begegnen. Er hatte nur entkommen und in Frieden weiterleben wollen. Dass er sich damit für ein Leben in Einsamkeit entschieden hatte, war für ihn nicht von Bedeutung gewesen. Denn die Alternative war umso vieles schlimmer.
Bis Aine gekommen war – sie hatte alles verändert. Er musste sie warnen, sie vorbereiten. Aber wie? Sie vertraute ihm nicht. Wenn er ihr jetzt schon die Wahrheit gesagt hätte, hätte sie sich von ihm abgewandt. Das hätte er nicht ertragen – nicht seit diese Bindung zwischen ihnen bestand.
Er schüttelte den Kopf, erneut erstaunt über das, was zwischen ihnen geschehen war. Tegan hatte den Traum, sich zu binden, schon vor langer Zeit aufgegeben. Aine war ein Wunder – sein Wunder, und er würde sie nicht
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