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Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Titel: Verschwörung auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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kleiner Ritter!“ erwiderte sie spitz.
    Was immer die Jungen von nun an fragten, beantworteten die Mädchen mit dem Zusatz mein kleiner Ritter.
    Die Folge davon war, daß bald keiner mehr mit ihnen redete. Auch die bunte Tischordnung löste sich auf. Freude an der neuen Lage hatte indes niemand. Keiner der Ritter, keines der Mädchen empfanden auch nur Genugtuung. Aber Trotz und Gegentrotz sind zäh. Zwar gaben die Kleinen den Großen die Schuld, aber sie sagten nichts. Weder hüben noch drüben. Jeder verhielt sich so, wie sich die andern verhielten und wartete insgeheim darauf, einer möge den Anfang machen, damit es wieder lustiger werde.
    Am unglücklichsten waren Ottokar und Stephan. Noch in der Nacht hatten sie einander die Hand gegeben und die Sache mit dem Spruch Erledigt und vergessen aus der Welt geschafft; doch sie gingen einander aus dem Weg, was nicht ganz einfach war, weil sie im selben Zimmer wohnten. Statt miteinander zu reden, belauerten sie sich gegenseitig. Vor allem nachts.
    Stephans Bett stand an der linken Wand, Ottokars rechts gegenüber. Bei Mondschein konnte jeder die Bewegungen des anderen genau verfolgen. Wenn Ottokar die Schaltuhr einstellte, Kabel umsteckte oder Kippschalter an der Wand betätigte, fiel es Stephan nicht schwer, sich die Folgen drüben im Mädchentrakt auszumalen. Ottokar schaltete viel. Besonders, wenn er das Gefühl hatte, Stephan beobachtete ihn. Dann mußte der sich auf die Zunge beißen, um nichts zu sagen, und obwohl er wußte, wie falsch und unritterlich es war, sich nicht auszusprechen. Doch er konnte sich nicht dazu überwinden. Das Mißtrauen saß zu tief. Abwarten erschien ihm besser, als die Ritterschaft durch ausgesprochene gegensätzliche Meinungen zu spalten.
    Dieter machte einen Versuch, die Stimmung zu entspannen: „Wir sollten uns mal wieder , in der Folterkammer treffen!“ schlug er vor.
    Mit beiden Händen winkte Dampfwalze ab: „Da sind doch nur die Hühner!“
    Strehlau wollte die Redaktion zu einer Sondernummer überreden. Aber Mücke meinte: „Laß mal! Irgendwann reißt der Draht. Ganz von allein.“
    Die Mädchen verloren über die Folgen von Ottokars nächtlichen Schaltungen kein Wort. Auch Fräulein Doktor Horn nicht. Sie trug in diesen Tagen die fröhlichste Miene zur Schau. Beim Mittagessen führte sie am Lehrertisch das große Wort. Ritter und Mädchen saßen getrennt und löffelten lustlos „Tabletten in Schaumstoff“, eine dicke Suppe mit Wurstscheiben.
    Genauso, wie sie sich’s vorgestellt hat, dachte Stephan, der sie beobachtete, während Ottokar am Schwarzen Brett den Tagesplan ansagte. Er schloß mit einem Hinweis: „Die Rosenfelserinnen haben ein Flugblatt herausgebracht. Sollte sich jemand dafür interessieren, es liegt auf dem Tisch neben der Tür.“
    Eisiges Schweigen. Der Rex klingelte, das Essen war beendet.
    Es gab Gedränge bei der Tür. Die Mädchen griffen zu, die Ritter, die an den hinteren Tischen saßen, mußten warten.
    Mücke, unmittelbar hinter den Mädchen, schlängelte sich nach vorn durch, nahm ein Blatt und verkündete laut: „So. Mal sehen, was die Konkurrenz zu bieten hat!“
    Als sei ein Startschuß gefallen, griffen weitere Ritter zu. Als zweiter der kleine Eberhard und als letzter — Ottokar.
    „Informieren geht über ignorieren!“ scherzte Klaus.
    Überall auf dem Korridor und in den Fensternischen standen Ritter und Mädchen in das Extrablatt vertieft. Da stand:

    Liebe Ritterchen!
    Ihr seid nicht nur schlechte Verlierer, sondern auch dumme Trotzköpfe! Wo bleiben die fabelhaften ritterlichen Eigenschaften, auf die ihr euch so viel einbildet? Wo bleibt die Gleichberechtigung? Ihr habt uns nicht aufgenommen. Wir sind hier nur geduldet, und wo die Hausordnung keinen Riegel vorschiebt, tut ihr’s. Dabei haben wir auch etwas gegen Mißtrauen und Schlösser, besonders, wenn sie elektrisch geladen sind. Nun sind sie nicht mehr geladen, es klingelt nachts nicht mehr, und warmes Wasser haben wir jede Menge. Wir haben nämlich einen Elektriker geholt, weil wir uns von euch nicht schikanieren lassen. Eure ganze Rittertour ist uns zu kindisch. Von uns aus könnt ihr alle Verbindungstüren zumauern. Das wollten wir euch nur sagen, damit ihr auch von uns lernen könnt. Im Interesse der Koexistenz!

    „Gar nicht mal so schlecht!“ brummte Mücke. „So ähnlich hab ich’s mir vorgestellt.“
    Er gab das Blatt an Dampfwalze weiter. Bis der es gelesen hatte, verging einige Zeit. Er lief rot an, wurde immer

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