Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
Jahr der Scheidung.
    Na, das ist doch mal was zum Prahlen, dachte sie.
    „Wir sollen drei Sachen über den anderen lernen“, sagte der Junge, der keinen Sinn für Humor hatte; der Junge, mit dem sie sich nicht anfreunden wollte. „Wenn wir oben angekommen sind, sollen wir den jeweils anderen der Gruppe vorstellen.“
    „Ich will keine drei Dinge über dich wissen“, sagte sie leichthin.
    „Tja, also ich auch nicht über dich.“
    Das Lagerfeuer zum Kennenlernen war immer langweilig. Was schade war, denn das müsste es nicht sein. Die kleinen Kinder waren besser darin, weil sie noch nicht wussten, was man besser für sich behielt und was man mit anderen teilen konnte. Lolly war ein perfektes Beispiel dafür. Vor einem Jahr war sie herausgeplatzt: „Meine Eltern lassen sich scheiden.“ Danach war sie in Tränen ausgebrochen, und seitdem war ihr Leben ein einziger Albtraum gewesen. Aber zumindest war ihr Geständnis damals echt gewesen. In dieser Altersgruppe, das wusste sie bereits, würden die Vorstellungen entweder total langweilig oder gestellt oder beides werden.
    „Ich wünschte, wir könnten das überspringen“, sagte sie. „Das wird total ätzend. Die jüngeren Kinder sind interessanter, die sagen wenigstens was.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na ja, dass die Geschäfte ihres Onkels von der Börsenaufsicht überprüft werden oder ihr Bruder eine dritte Brustwarze hat.“
    „Eine was ?“
    Lolly hätte das Thema vermutlich nicht aufbringen sollen, aber sie wusste, dass er sie so lange löchern würde, bis sie es ihm erklärte. „Du hast mich schon verstanden“, sagte sie.
    „Eine dritte Brustwarze. Das ist total bescheuert. So was hat niemand.“
    „Doch. Bebe Blackmun hat mal der ganzen Gruppe erzählt, dass ihr Bruder drei Nippel hat.“
    „Hast du sie gesehen?“, forderte er sie heraus.
    „Als wenn ich das gewollt hätte.“ Sie schüttelte sich. „Igitt.“
    „Also ist es doch Schwachsinn.“
    Sie schnaubte in dem Versuch, sich von seinem Fluchen nicht beeindrucken zu lassen. „Ich wette, du hast auch eine.“ Sie wusste nicht, warum sie das gesagt hatte. Sie wusste nur, die Chance, dass er ebenfalls drei Brustwarzen hatte, tendierte gen null.
    „Ja, genau.“ Er hielt mitten auf dem Weg an und drehte sich um. In einer eleganten Bewegung zog er direkt hier im Wald und vor ihren Augen sein T-Shirt so schnell aus, dass sie keine Zeit hatte, zu reagieren.
    „Willst du sie zählen?“, wollte er wissen.
    Ihr Gesicht wurde ganz heiß, und sie stapfte mit stur geradeaus gerichtetem Blick an ihm vorbei. Idiot, dachte sie. Ich bin so ein Idiot. Was habe ich mir nur dabei gedacht?
    „Vielleicht hast du ja drei Nippel“, zog er sie mit einem leichten Lachen in der Stimme auf. „Soll ich sie mal zählen?“
    „Du bist verrückt.“ Sie marschierte weiter.
    „Du hast das Thema doch aufgebracht.“
    „Ich habe nur versucht, ein wenig Konversation zu betreiben, weil du zu einhundert Prozent total langweilig bist.“
    „Hmmh“, bestätigte er. „So bin ich. Langweilig.“ Er marschierte an ihr vorbei und imitierte ihre Art zu gehen. Er hatte sein T-Shirt nicht wieder angezogen, sondern hinten in den Bund seiner Hose gesteckt. Mit dem Bandana und dem aus der Hose hängenden T-Shirt sah er wie ein Barbar aus. Mr Herr der Fliegen .
    Er war ein totaler Angeber. Er …
    Sie stolperte über eine Baumwurzel und musste nach dem nächsten Ast greifen, um nicht zu fallen. Er drehte sich um, und sie hätte schwören können, dass er ganz kurz den Arm ausgestreckt hatte, um sie aufzufangen, aber dann ging er schnell weiter, ohne sie zu berühren. Sie starrte ihn an, aber nicht, weil sie unhöflich oder neugierig sein wollte, sondern aus Sorge.
    „Was ist das da auf deinem Rücken?“, fragte sie frei heraus.
    „Was?“ Mr Herr der Fliegen schaute sie grimmig an.
    „Erst dachte ich, du hättest vergessen zu baden, aber ich denke, du hast da einen riesigen blauen Fleck.“ Sie zeigte auf seine Rippen.
    Er hielt an und drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war beinahe wie bei einer Comicfigur verzerrt. „Ich habe keinen verschissenen blauen Fleck, klar? Mann, du bist echt unheimlich. Erst Extra-Nippel und jetzt Phantom-Prellungen.“
    „Ich schau doch genau drauf.“ Obwohl sie so genervt von ihm war, verspürte sie auch einen Hauch Mitgefühl mit ihm. Die Prellung war am Abheilen. Das erkannte sie an der Art, wie die Farbe in der Mitte aufblühte und am Rand verblasste. Aber es musste ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher