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0329 - Erpresser kennen keine Gnade

0329 - Erpresser kennen keine Gnade

Titel: 0329 - Erpresser kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erpresser kennen keine Gnade
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Der bekannte Kriminalschriftsteller Andy Read verließ wie jeden Montag eine halbe Stunde vor Mitternacht das Gebäude des Jockey-Clubs — einen Tummelplatz der oberen Zehntausend. Andy Read war stolz auf das kleine goldene Abzeichen am Rockaufschlag, das ihn als Jockey auswies.
    Der Portier riß vor Andy die schwere Eingangstür weit auf. Andy steckte ihm einen Geldschein in die diskret geöffnete Hand.
    »Auf Wiedersehen, Sir«, sagte der Portier und verbeugte sich tief.
    »Wiedersehen, George«, erwiderte Andy leutselig und knöpfte sich im Vorbeigehen den Mantel zu. Gutgelaunt sprang er die Treppe hinunter und ging mit langen Schritten auf seinen Wagen zu.
    In Gedanken war er noch bei dem Gespräch, daß er im Club mit Phil S. Rusk, seinem Verleger, geführt hatte.
    Ein spitzer Schrei ließ Andy aufblicken.
    »Oh, Verzeihung«, murmelte er verwirrt und fing die Dame auf, die gestrauchelt war und auf ihn zustolperte.
    Se hielt sich an seinem Arm fest und murmelte: »Entschuldigen Sie, aber mein Absatz scheint abgebrochen zu sein. Wie soll ich jetzt…«
    Andy Read war Kavalier »Darf ich Ihnen behilflich sein und Sie ein Stück mitnehmen? Am Washington Square werden wir bestimmt ein Taxi finden. Wenn Sie allerdings zufällig in meine Richtung müssen, dann können Sie selbstverständlich gern mit mir fahren. Ich muß zum Centralpark rauf.«
    »Da muß ich ja auch hin« sagte die Lady. »Es wäre nett, wenn Sie mich bis zum Columbus Circle mitnehmen könnten.«
    »Herzlich gern«, erwiderte Andy Read und öffnete die hintere Wagentür. Er half der Frau beim Einsteigen. Dabei bemerkte er den Duft eines dezenten Parfüms.
    Als er die Hintertür zuwarf, blickte Andy Read auf seine Armbanduhr. Der kleine Zwischenfall hatte ihn einige Minuten aufgehalten. Da er Unpünktlichkeit haßte, beeilte er sich jetzt, startete den Wagen und fuhr eine Kleinigkeit schneller als gewöhnlich.
    Aus diesem Grunde fuhr er auch nicht den Broadway hinauf, sondern über die Sixth Avenue, die um diese Zeit fast menschenleer war. Als er aus dem dichten Verkehrsgewühl heraus war und sich entspannt zurücklehnte, fiel ihm wieder der d&ente Parfümduft auf. Die Dame, die wortlos hinter ihm saß, hantierte in ihrer Handtasche.
    Plötzlich spürte Andy einen feinen Stich im Nacken. Verwundert wollte er den Kopf drehen. Aber die Muskeln versagten ihm den Dienst, und eine Herzschlaglänge später fiel Andy vornüber und schlug mit der Stirn auf das Lenkrad.
    ***
    »Ich verstehe nicht, daß Andy noch nicht hier ist«, murmelte Muriel Read zerstreut und blickte auf ihre Armbanduhr. »Er wußte doch, daß du heute abend zu uns kommen wolltest, Daisy.«
    »Mein pünktlicher Bruder kann sich doch auch einmal verspäten, Muriel«, sagte die junge Frau, die sich mit angezogenen Knien in den Sessel am Kamin gekuschelt hatte. »Zeig mir mal lieber dein Armband. Das habe ich bis jetzt noch nicht bei dir gesehen. Neu?«
    Muriel Read ging auf ihre Schwägerin zu und hielt ihr den Arm mit dem schweren goldenen Armband hin. »Andy hat es mir letzte Woche von Tiffany mitgebracht. Ich hatte es mir schon lange gewünscht. Er hat mich damit überrascht.«
    »Wenn mein Bruder dir solche Geschenke macht, dann kannst du ihm auch ruhig mal eine kleine Verspätung verzeihen, liebe Muriel.«
    In diesem Augenblick schrillte die Klingel des Telefons im Arbeitszimmer. Muriel Read ging hinüber und nahm den Hörer von der Gabel und sagte: »Wer ist dort, bitte?«
    »Fragen Sie nicht. Hören Sie lieber genau zu! Dieser Anruf ist kein Scherz, damit Sie sehen, wie ernst ich es meine, habe ich Ihren Mann umgebracht, und ich werde auch Ihre kleine Tochter töten, wenn Sie sich nicht an meine Befehle halten!«
    Muriel Read stieß einen Schrei aus. Doch die unheimliche Stimme am Telefon fuhr fort:
    »Hören Sie genau zu! Sie heben 50.000 Dollar ab. Nur Fünf- und Zehn-Dollar-Noten. Halten Sie das Geld bereit. Sie erhalten noch meine Anordnung, was mit dem Geld zu geschehen hat. Machen Sie von den Scheinen ein kleines Päckchen. Schnüren Sie es gut zu und wickeln Sie es in Ölpapier. Bleiben Sie zu Hause, damit ich Sie erreichen kann. Lassen Sie auf jeden Fall die Polizei aus dem Spiel, verstanden? Wenn Sie sich nicht an meine Befehle halten, muß Ihre kleine Tochter sterben! Wie Ihr Mann!«
    Dann knackte es in der Leitung. Wie entgeistert starrte Muriel Read auf den Telefonhörer in ihrer Hand. Sie konnte das, was sie gehört hatte, nicht glauben.
    »Was ist denn los, Muriel?«

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