Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
schöpfte ihr mit unsteter Hand Wasser über Rücken und Schultern. Er wollte sich für alles entschuldige n – dafür, dass er so verbohrt und dumm gewesen wa r – , aber er brachte es nicht fertig, über etwas so Wichtiges zu sprechen. Noch nicht. Jedes Mal, wenn er es versuchte, versagte seine Stimme.
„Bowen, habe ich da meine Freundinnen draußen gehört?“
Er hustete in die vorgehaltene Hand. „Aye, sie kommen zu allen Tages- und Nachtstunden. Carrow und Regin sind gerade hier.“
„Könntest du ihnen bitte sagen, dass es mir gut geht? Und dass ich in einer Minute zu ihnen komme?“, bat Mariketa ihn.
„Kommst du denn allein zurecht?“
Sie nickte. „Mir geht’s gut. Dank dem Grünzeug ist alles im grünen Bereich.“
„Aye, dan n … natürlich. Ich bin gleich wieder da.“
Im Wohnzimmer fand er Lachlain und Emma, Carrow und die Walküre Regin vor. Nachdem er ihnen Mariketas Nachricht überbracht hatte, umarmten sich die Freundinnen.
„Ich hab euch doch gleich gesagt, dass sie es schafft“, sagte Carrow. Und dann ließ sie den Korken einer Champagnerflasche knalle n – die ganz für sie allein bestimmt war.
„Aye, sie ist ein kluges Mädchen“, sagte Bowe. Er hatte das Gefühl, ihm würde vor lauter Stolz gleich die Brust bersten. „Hat sich selbst geheilt.“ Sein Mädchen brachte sogar die Erde dazu, ihr zu helfen. Wie viele Gefährtinnen konnten das schon von sich behaupten?
Lachlain und Emma waren vor Freude außer sich. „Jetzt kann ich ihr endlich meine ganzen Geschichten über dich erzähle n … “
Doch mit einem Mal verstummten alle und blickten zur Haustür hinter ihm.
„Was?“, fragte Bowe und drehte sich um. „Was ist denn?“
An der Tür stan d … Mariah.
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Was für ein Trick war das denn nun schon wieder? Er witterte Mariketa nach wie vor im Badezimmer.
Dies musste jemand anders sein. Das wa r … Mariah .
„Ic h … ic h … “ Er brachte nicht einen Satz heraus. Dann hatte es nie eine Reinkarnation gegeben?
„Ich sehe, dass ich dir einen Schock versetzt habe, Bowen“, sagte sie mit bebender Stimme.
„Wi e … kann das sein?“ Danach hatte sich Bowe so lange verzehrt, hatte sich ihre Wiedervereinigung auf tausend verschiedene Arten ausgemalt. Er hatte das Schicksal auf Knien um eine weitere Chance angefleht.
Offensichtlich war ihm sein Wunsch erfüllt worden.
„Ich wurde dir zurückgegeben“, sagte sie. Sie glitt zu ihm hinüber und blieb vor ihm stehen. „Eine Zauberin hat mich wieder zum Leben erweckt.“
Bowe blickte sich suchend im Zimmer um, als ob er jemanden zu finden hoffte, der ihm das alles erklären konnte. Doch alle schienen genauso vor den Kopf geschlagen zu sein, wie er sich fühlte. „Wie kommst du denn hierher?“
Ihr zaghaftes Lächeln schwand schnell dahin. Natürlich musste sie angenommen haben, dass er vor Glück außer sich sein würde. Und noch vor zwei Monaten wäre er das auch gewesen.
„Sobald ich zu neuem Leben erweckt worden war, hat man mich zu dir geschickt.“
„Warum jetzt?“
„B-Bowen, es klingt fast so, als seiest du wütend.“ Ihre veilchenblauen Augen füllten sich mit Tränen.
Er war inzwischen so daran gewöhnt, dass seine Hexe ihm die Meinung geigte, dass er vergessen hatte, wie furchtsam manche Frauen sein konnten. „Ich meine, wieso nicht schon früher? Es ist jetzt fast zwei Jahrhunderte her.“
„Die Zauberin benötigte die Energie, die eine Akzession umgibt, um mich wieder zurückzubringen.“ Genau wie Mariketa es ihm erklärt hatte, als sie über eine andere Wiedergeburt gesprochen hatten. „Als ich in jener Nacht im Wald im Sterben lag, da wünschte ich mir, ich könnte ein Leben mit dir haben, wünschte es mir mit jeder Faser meines Seins.“ Sie senkte die Stimme. „Ich wünschte, ich wäre nicht vor dir davongelaufen.“
Bei der Erinnerung daran zuckte er zusammen.
„Dieses Wesen hörte meine Rufe, küsste mich zärtlich und nahm mir den Schmerz.“
„Eine Zauberin würde das nicht aus reiner Freundlichkeit für dich tun. Was hat sie dafür von dir verlangt?“
„Sie forderte meine ewige Seele. Und die gab ich gerne auf, Bowen, um eine zweite Chance auf ein Leben mit dir zu bekommen.“ Mariah lächelte sanft. „Auch wenn du mich von nun an beschützen musst, damit ich nie wieder den Tod finde.“
Das Opfer, das sie für ihn gebracht hatte, erschütterte ihn zutiefst.
Doch anstatt Freude über ihre Rückkehr zu verspüren, oder Dankbarkeit für alles, was sie
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