Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
bist du.“
Ihr blieb fast die Luft weg. Offensichtlich war Mari tatsächlich für ihn bestimm t – und trotzdem hatte er sie verschmäht! „Was zum Teufel ist dann da gerade eben passiert?“
Die Hand reichte ihr durch das Glas hindurch einen Apfel. „ Komm mit mir.“
„Verfluchter Mist, wenn es je an der Zeit war, mehr als nur eine Frage zu beantworten, dann jetzt! Sag mir, wie ist das möglich?“
„ Bist du bereit, die Wahrheit zu erfahren?“, flüsterte das Spiegelbild.
„Die Wahrheit worüber?“, fuhr Mari es an.
Das Spiegelbild lächelte. „ Übe r – alles .“
Mari runzelte die Stirn. Sie erkannte, dass sie tatsächlich endlich bereit war zu gehen. Ich habe nichts zu verlieren. Sie würde sich auf die Reise in die geheimnisvolle Welt des Spiegels machen.
Sie nickte. „Ich bin bereit.“ Mari nahm den Apfel und legte ihn auf die Kommode. Dann ergriff sie die ausgestreckte Hand. Sie kletterte auf die Kommode und durch das Portal, sie betrat eine andere Dimension. Hier herrschte eine gedämpfte Atmosphär e – ein Ort, der in Nebel und erhabene Stille gehüllt war.
Das Spiegelbild war verschwunde n – weil Mari jetzt selbst das Spiegelbild war? Augenblicklich durchströmten sie Zweifel an ihrer Tat. Als sie über ihre Schulter zurückblickte, sah sie Carrow und Regin ins Zimmer stürmen, fassungslos angesichts dessen, was sie sahen.
Und hinter ihne n … hatten sich Raben auf dem Fensterbrett versammelt.
Raben? Hatte sie am Ende gerade eigenhändig ihr Schicksal besiegelt?
Während Bowe sich noch bemühte, sich aus Mariahs Griff zu befreien, schien ihm plötzlich das Herz in die Magengrube zu sinke n – schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten.
Mariketas Geruch war vollkommen verschwunden.
Er rannte ins Schlafzimmer, aber sie war natürlich nicht dort. „Wo zum Teufel ist sie?“, brüllte er Carrow an.
Mit weit aufgerissenen Augen zeigte Carrow mit dem Daumen in Richtung Kommode. „Im Spiegel.“
Neben dem Spiegel lag ein einzelner roter Apfel.
49
„Elianna?“, flüsterte Mari, als sie ihre Mentorin entdeckte, die sie hier erwartete. „Bist d u … real?“
Elianna runzelte die Stirn und tätschelte ihre faltige Haut. „Als ich zuletzt nachgeschaut habe, war ich’s noch.“
Mari zwickte sich in die Stirn. „Bin ich real in diesem Spiegel? Oder war das Spiegelbild eine Fälschung?“
„Jeder ist real.“ Elianna kicherte. „Das Spiegelbild ist lediglich eine Facette deiner Wesenheit. Und bevor du frags t – ja, du siehst wirklich so diabolisch aus, wenn du starke Magie benutzt.“
Einigermaßen beruhigt, umarmte Mari sie. So wie immer stiegen von den Pülverchen und getrockneten Kräutern in Eliannas unergründlichen Schürzentaschen allerlei beißende Gerüche empor. „Ich hab dich vermisst! Ich hatte mich schon gefragt, wo du bist, als du nicht mit Carrow zusammen an meinem Bett gewacht hast.“
„Denk bloß nicht, dass ich nicht über dich gewacht habe.“
Mari blickte sich um. Dies war die schwarze Ebene aus ihren Träumen. „Was ist das für ein Ort?“
„Dies ist dein neues Zuhause. Deine ureigene Dimension.“ Sie lächelte strahlend und zeigte mit der Hand um sich. „Du kannst sie ausstatten, wie immer es dir gefällt.“
„Ähm, wieso sollte ich denn ein neues Zuhause brauchen?“, fragte Mari.
„Jede große Zauberin hat ihre eigene Dimension.“
„Aber ich bin keine Zauberin.“
„Möchtest du denn eine sein?“, fragte Elianna in eigenartigem Ton.
„Ich möchte einfach nur begreifen, was hier vor sich geht.“
„Dies ist der Ort, an dem du zum jetzigen Zeitpunkt hingehörst“, sagte Elianna. „Hier bist du vor der Magie anderer sicher. Und niemand außer deiner Familie und anderen Mitgliedern des Wicca können hierherkomme n – es sei denn auf deine ausdrückliche Einladung.“
„War ich in Gefahr?“, fragte Mari.
Elianna nickte. „Komm mit mir.“ Elianna ging zu einem großen Kessel; Mari folgte ihr in ängstlicher Erwartung. Sie hatte schon seit Jahren nicht mehr derartige Hexenkunst gesehen.
Elianna rührte das blubbernde Gebräu darin mit einem Stab um. Sie vertrieb den Rauch, sodass ein Bild zum Vorschein kam. In einer Dimension, die dieser in allem glich, befanden sich zwei Altäre aus Marmor.
Darauf lagen Maris Eltern.
Ihr Vater befand sich auf einer Platte aus kaltem Stein, die Hände zu Fäusten geballt, ganz wie Mari es in ihren Träumen gesehen hatte. Ihre Mutter lag neben ihm, das Gesicht zu einer Maske
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