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Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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nicht das Wochenende bleiben?«
    »Sie fühlt sich hier nicht mehr sicher.«
    Ich stand auf, ging zu ihr und stellte mich neben sie. Gerade trafen auch Frau Reichert und die Brillenschlange ein. Mutter erzählte etwas, woraufhin die Brillenschlage erschrocken die Hand vor den Mund schlug.
    Just in diesem Augenblick geschah es. Zum ersten und einzigen Mal sollte ich bei Frau Wittich Anzeichen von Unsicherheit entdecken. Mit allem konnte sie umgehen. Klagen, Prozesse, Schadensersatzforderungen, aber nicht damit: zwei alten Damen, die gerade im Begriff waren, Usambara, Clemantia, Teak und Zeder so richtig aufzumischen. Frau Wittich bekam einen leidenden Zug um den Mund.
    »Die Emeritia ist ein großes Unternehmen mit über zwanzig Einrichtungen. Dennoch habe ich gewisse Kompetenzen in meiner Eigenschaft als Direktorin dieses Hauses. Wenn es mir gelänge, Sie und Ihre Frau Mutter von der Aufrichtigkeit unserer Bemühungen zu überzeugen, könnten wir, zu einem späteren Zeitpunkt selbstverständlich«, sprich: wenn genügend Gras über die Sache gewachsen ist, »über eine Reduzierung reden, die Ihren Einkommensverhältnissen entgegenkäme.«
    »Was heißt das?«
    »Tausendfünfhundert. Für zwei Zimmer monatlich.«
    »Ist das ein Bestechungsversuch?«
    »Nein! Natürlich nicht! Aber … überlegen Sie es sich. Ihre Vorwürfe sind haltlos. Wenn Ihre Frau Mutter nun rufschädigend gegen uns zu Felde zieht, kann das durchaus auch für sie unangenehme Folgen haben.«
    »Jetzt drohen Sie mir auch noch?«
    Verzweifelt wandte sie sich ab und ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. »Nein. Drehen Sie mir doch nicht ständig das Wort im Munde herum! Ich meine doch nur, es wäre für alle Beteiligten besser, erst einmal ruhig Blut zu bewahren.«
    »Das tue ich gerade. Guten Tag.«
    Ich verließ das Büro und ließ die Tür angelehnt. Wahrscheinlich brauchte sie einen Moment, um zu verdauen, was ihr blühte. Ich wollte gerade hinaus zu Mutter und Hüthchen, da hörte ich, wie sie den Telefonhörer abnahm und hastig eine Nummer wählte. Ich war gespannt, wen sie anrufen würde.
    »Guten Tag.« Ihre Stimme klang gepresst. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe. Ein Anwalt ist bei mir aufgetaucht, Herr Vernau. Er glaubt, mit dem Tod Ihres Vaters stimmt etwas nicht.«
    Ihres Vaters? Wen zum Teufel hatte sie am Apparat?
    »Den Unfall von Frau Nowak will er auch untersuchen lassen. Was soll ich denn um Himmels willen jetzt tun?«
    Ich lauschte mit angehaltenem Atem. Sprach sie mit John? Oder mit Sabine? Offenbar redete ihr Gesprächspartner ihr gerade gut zu. Kopf hoch, wird schon wieder, mach mal halblang oder Ähnliches. Ich hörte, wie sie seufzte und immer wieder ja, ja sagte.
    Ich riss die Tür auf, war in zwei Schritten am Schreibtisch und entwand ihr den Hörer.
    »Wer ist da?«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt. Ich drückte auf die Wahlwiederholung. Es erschien eine Hamburger Rufnummer, mehr konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen. Frau Wittich schnappte das Kabel und riss mit beherztem Schwung die Telefonschnur aus der Buchse.
    »Frau Wittich?«
    So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Verblüfft legte ich auf. Das war mein Fehler.
    Sie sprang hoch, stieß mich weg, schnappte das Telefon und rannte mit wehender Strippe aus der Tür. Ich folgte ihr, aber sie war in ihren flachen Slippern einfach schneller als ich mit meinen Ledersohlen. Sie raste durch die Empfangshalle, durchquerte den Speisesaal und warf sich gegen die Schwingtür, der ich drei Sekunden später erst einmal ausweichen musste. Als ich ihr nachsetzen konnte, war sie schon an einem beleibten, mäßig wachen Koch vorbei, der gar nicht so schnell mitbekam, was seine Chefin da tat. Sie riss den riesigen Backofen auf, in dem fünf Prager Schinken brutzelten, und warf das Telefon hinein. Dann pfefferte sie die Tür zu und stellte sich davor.
    Ich konnte nicht anders, als zwei riesigen Suppentöpfen ausweichen und dann direkt vor ihr zum Stehen kommen. Sie schützte den Ofen mit ausgebreiteten Armen. Ich kam nicht an ihr vorbei.
    »Mit wem haben Sie telefoniert?«
    »Hinaus! Herr Reinhardt! Werfen Sie diesen Mann hinaus! Auf der Stelle!«
    Der Koch betrachtete nachdenklich das Messer, mit dem er gerade Suppengrün gechoppt hatte. Schließlich legte er es zur Seite und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab.
    »Es ist besser, Sie sagen es mir. Die Polizei wird im Handumdrehen den Verbindungsnachweis haben.«
    »Das ist ungeheuerlich! Ihre ganzen Vorwürfe

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