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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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ei­ner lan­gen Re­lais­ket­te an den Emp­fän­ger in Johns-Ra­ste­gar wei­ter­ge­lei­tet, und ei­ne hal­be Stun­de spä­ter traf die Ant­wort von der Ba­sis ein. Ei­ne di­rek­te akus­ti­sche Über­tra­gung, die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Stim­me zu Stim­me, war so na­he der Son­ne völ­lig aus­ge­schlos­sen. Die Re­lais­sta­tio­nen hat­ten oh­ne­hin Mü­he ge­nug, die vie­len Piep­ser mei­ner Si­gna­le zu emp­fan­gen und wei­ter­zu­lei­ten, oh­ne sie vom sta­ti­schen Rau­schen völ­lig über­tö­nen zu las­sen. Woll­te ich mit ir­gend je­man­dem spre­chen, so konn­te ich mei­ne Nach­richt auf­zeich­nen und das Band zu der we­ni­gen Fracht ge­ben, die ich je­den Mo­nat an Bord der Ver­sor­gungs­fäh­re hin­aus­schick­te. Ei­ne War­te­zeit von noch ein­mal acht­und­zwan­zig Ta­gen, dann kam das Shutt­le mit der Ant­wort zu­rück. Aber es gab nie­man­den, mit dem ich spre­chen woll­te, und die ein­zi­ge Stim­me, die ich zu hö­ren wünsch­te, nä­her­te sich in­zwi­schen der Um­lauf­bahn von Plu­to.
    Ich – bes­ser ge­sagt, die Ge­rä­te der Sta­ti­on – hat­te den Kurs des Schif­fes ver­folgt, je­nes einen Or­tes, nach dem ich sol­che Sehn­sucht hat­te. Ich hat­te be­ob­ach­tet, wie es die Son­ne um­kreis­te, dann die Ge­schwin­dig­keit er­höh­te und durch das Son­nen­sys­tem den Ster­nen ent­ge­gen­jag­te. An­ge­trie­ben von Neu­gier und viel­leicht ei­ner sub­ti­len Ab­art von Ma­so­chis­mus, hat­te ich es so­lan­ge be­ob­ach­tet, bis es au­ßer­halb des Er­fas­sungs­be­reichs mei­ner In­stru­men­te ge­ra­ten war. Dann ver­sank ich in ei­ner tie­fen De­pres­si­on, die mei­ne Ge­dan­ken um­wölk­te und mich mei­ne Pflich­ten mit nicht mehr ra­tio­na­ler oder emo­tio­na­ler Be­tei­li­gung er­le­di­gen ließ, als das bei ei­nem Ro­bo­ter der Fall ist. Als ich mich acht Mo­na­te spä­ter schließ­lich aus mei­nem Mi­as­ma be­frei­te, jähr­te sich zum drit­ten­mal der Tag mei­ner An­kunft in der Sta­ti­on, und ich be­kämpf­te die ver­blei­ben­de Schwer­mü­tig­keit da­mit, in­dem ich mein ein­sa­mes Le­ben fest ent­schlos­sen in ganz be­stimm­te Bah­nen lenk­te. Ich stell­te mir ei­ne Auf­ga­be und kon­zen­trier­te mich nur noch dar­auf.
    Ich be­schäf­tig­te mich in­ten­siv mit der Im­mor­ta­li­tät. Schließ­lich ver­füg­te ich über viel freie Zeit, in der ich nichts an­de­res an­fan­gen konn­te. Und die nö­ti­ge Mo­ti­va­ti­on für ein sol­ches Stu­di­um brach­te ich ganz be­stimmt mit. Ich bat um ei­ne Wech­sel­band-Über­tra­gung von der Lu­na-Bi­blio­thek, füll­te die zu­sätz­li­chen In­for­ma­ti­onsspei­cher der Sta­ti­on mit al­len Da­ten, die mir die Bi­blio­thek über die­se The­ma­tik zur Ver­fü­gung stel­len konn­te, und mach­te mich an die Ar­beit.
    Durch die Be­hand­lun­gen wird die Zell­de­ge­ne­ra­ti­on des be­tref­fen­den Kör­pers zum Still­stand ge­bracht. Sie be­wir­ken einen Zu­stand phy­si­scher Sta­sis. Sie funk­tio­nie­ren bei je­dem Pri­ma­ten ober­halb ei­ner be­stimm­ten evo­lu­tio­nären Schwel­le. Be­stimm­te Che­mi­ka­li­en be­ein­flus­sen das hor­mo­nel­le Gleich­ge­wicht be­stimm­ter Drü­sen; be­stimm­te In­jek­tio­nen ver­än­dern die Funk­ti­on be­stimm­ter or­ga­ni­scher Pro­zes­se; be­stimm­te Strah­lungs­va­ri­an­ten wir­ken auf be­stimm­te ge­ne­ti­sche Ver­an­la­gungs­be­feh­le. So­weit je­den­falls die Theo­rie. Man bom­bar­die­re die Körper­re­gi­on A mit ei­ner Strah­lung der Stär­ke B für die Zeit­span­ne C in den Ab­stän­den D – und ir­gend et­was in der ge­ne­ti­schen Struk­tur ver­än­dert sich, und der Al­te­rungs­pro­zeß hört auf. Wie ge­schieht das? Warum? Nie­mand weiß es ge­nau. In Lip­pen­cotts Pa­pie­ren wim­melt es von Hy­po­the­sen und be­reits wi­der­leg­ten Theo­ri­en, und die Schrift­stücke sei­ner Nach­fol­ger deh­nen die Be­rei­che der Un­wis­sen­heit nur noch wei­ter aus. Die Un­s­terb­li­chen fin­den kei­nen Ge­fal­len an schwie­ri­gen und un­ge­lös­ten Pro­ble­men, und als das zwei­te Jahr­hun­dert nach der For­mung zu En­de ging, wur­de die For­schung im­mer mehr

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