Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
Vom Netzwerk:
glän­zen­den, kirsch­ro­ten Sit­ze. Der Hüpf er von To­bi­as. Aber der Fah­rer­sitz war zu weit nach vorn ge­scho­ben, als daß die­ser große Scheiß­kerl noch Platz hin­ter den Kon­trol­len ge­fun­den hät­te, und To­bi­as wür­de sei­nen Hüpf er nie un­ter ei­nem Dach ab­stel­len. Ich zer­brach mir noch im­mer den Kopf dar­über, als ich lang­sam von der Ga­ra­ge zum Haus ging.
    Paul und Jen­ny sa­ßen auf ei­nem tiefer ge­le­ge­nen Bal­kon, der sich halb um einen Ku­bus aus Rot­holz her­um­wi­ckel­te, und sie wink­ten mir zu, als ich mich dem Vor­der­ein­gang nä­her­te. Na­tür­lich. Sie muß­ten sich den Hüpf er von To­bi­as aus­ge­lie­hen ha­ben und selbst hier­her ge­flo­gen sein. Was ers­tens be­deu­te­te, daß sie über mei­nen Fahr­stil ent­setz­ter ge­we­sen wa­ren, als ich ge­glaubt hat­te, und zwei­tens, daß ei­ner von ih­nen be­reits mit To­bi­as ge­schla­fen ha­ben muß­te oder es in ab­seh­ba­rer Zeit zu tun be­ab­sich­tig­te. To­bi­as lieh nie et­was aus, oh­ne si­cher zu sein, auch ei­ne Ge­gen­leis­tung da­für zu er­hal­ten. Ich wink­te zu­rück, be­trat das Haus und pol­ter­te die höl­zer­ne Wen­del­trep­pe hin­ab. Ich kam an den schim­mern­den Bunt­glas­fens­tern vor­bei, an den klei­nen Sim­sen, auf de­nen Topf­pflan­zen stan­den, und trat dann in die Kü­che. Mei­ne Gäs­te hat­ten sich be­reits selbst das Es­sen zu­be­rei­tet. Die Ab­stell­flä­che an der Spü­le war über­sät mit lee­ren Nah­rungs­be­häl­tern, und die Zu­be­rei­ter wie­sen un­ge­wohn­te Jus­tie­run­gen auf. Ich warf den Ab­fall in den Müll­schlu­cker und stell­te die Kon­trol­len der Ge­rä­te wie­der mei­nen ei­ge­nen Wün­schen ent­spre­chend ein, be­vor ich wei­ter hin­un­ter­ging. Am Fuß der Trep­pe fand ich zwei Lif­ter, die auf der un­ters­ten Stu­fe flüch­tig auf­ein­an­der­ge­legt wa­ren. Lif­ter! Na­tür­lich, sie wur­den be­nutzt, um durch Zu­gangs­schäch­te auf­zu­stei­gen oder hin­ab­zu­sin­ken. Aber so jung und kräf­tig wie sie wa­ren, soll­ten sie ei­gent­lich in der La­ge sein, wäh­rend des einen bis zum Aus­lau­fen der Ili­um noch ver­blei­ben­den Ta­ges die Trep­pe zu be­nut­zen. Ich war ver­sucht, die Ener­gie­kap­seln aus den Ge­rä­ten zu ent­fer­nen, doch dann ließ ich sie ein­fach lie­gen. Mei­ne Gäs­te moch­ten sich ei­ni­ge blaue Fle­cken ho­len, wenn sie sie zu be­nut­zen ver­such­ten. Das Trep­pen­haus wand sich nicht an der Sei­te ei­nes zen­tra­len Schach­tes in die Hö­he, son­dern schlän­gel­te sich spi­ra­len­för­mig ei­ni­ge Ma­le um sich selbst und schuf sich so­mit sei­ne ei­ge­ne De­cke. Wenn sie die Lif­ter be­nutz­ten, muß­ten sie sehr lang­sam auf­stei­gen und da­bei ge­hö­rig acht­ge­ben.
    Ich hat­te an­ge­nom­men, Paul und Jen­ny wä­ren nackt, aber als ich hin­austrat auf den of­fe­nen Bal­kon, konn­te ich den leich­ten Schim­mer von Erg­bla­sen er­ken­nen, in die sie gehüllt wa­ren. Lif­ter, Hüpf er – nein, so sag­te ich mir, sie hät­ten über sich selbst hin­aus­wach­sen müs­sen, um sich ein­fach so und oh­ne je­den Schutz Wind und Son­ne aus­zu­set­zen. Jen­ny schenk­te mir ein wei­ches Lä­cheln und deu­te­te mit der Hand aufs Meer. „Es ist herr­lich, nicht wahr? Die Son­ne hin­ter uns und ihr Licht, das sich auf den Wel­len spie­gelt … Ich ha­be noch nie einen Son­nen­un­ter­gang aus die­ser Per­spek­ti­ve ge­se­hen.“
    Ich nahm Platz und blick­te eben­falls hin­aus. „Wenn ihr mor­gen früh auf­steht, könnt ihr den Son­nen­auf­gang be­ob­ach­ten. Das Licht si­ckert hin­ter den fer­nen Hü­geln dort her­vor und strei­chelt dann die Wo­gen. Es ist phan­tas­tisch.“
    Jen­ny nick­te, und ih­re Au­gen kleb­ten noch im­mer an dem ver­blas­sen­den Glü­hen der im Wes­ten un­ter­ge­hen­den Son­ne. Ich spür­te Pauls Blick auf mir und wand­te mich zu ihm um. Er sah mich mit un­ver­hoh­le­ner Neu­gier an, nick­te kurz und mus­ter­te mich wei­ter. Si­cher hat­te ih­nen je­mand auf der Ili­um er­zählt, daß ich heu­te zur Ge­ne­ral­über­ho­lung fort­ge­flo­gen war – ich konn­te mir vor­stel­len, wie ih­nen hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand und mit

Weitere Kostenlose Bücher