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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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ein­ge­ge­ben.“
    „Na­tür­lich.“
    „Es war nur ein Tier. Hät­te frü­her oder spä­ter oh­ne­hin ster­ben müs­sen.“
    „Und was ist mit mir?“ frag­te ich scharf. Er wirk­te ver­blüfft und an­ge­spannt.
    „Mit Ih­nen, mei­ne Da­me?“ Ganz höf­lich. Vor­ge­täusch­te Un­wis­sen­heit, wäh­rend er mich an­starr­te.
    „Ja, mit mir, Tia Ein­tags­flie­ge. Bin ich ein Tier?“
    „Nein, mei­ne Da­me, selbst­ver­ständ­lich nicht.“
    „Falsch. Wir al­le sind Tie­re. Wir ver­drän­gen es nur, wann im­mer wir da­zu in der La­ge sind. Das ist al­les.“ In sei­nen grü­nen Au­gen zeig­te sich so we­nig Ver­ste­hen, als hät­te ich ir­gend­ein Kau­der­welsch von mir ge­ge­ben.
    „Ru­fen Sie mir bit­te einen Hüpf er. Jetzt, so­fort.“
    „Ja, mei­ne Da­me“, sag­te er er­leich­tert, und kurz dar­auf hielt ei­ner vor dem Ca­fe an, mit of­fe­ner Ein­stiegs­lu­ke. Ich er­hob mich, schritt zwi­schen den schwei­gen­den Gäs­ten hin­durch und stieg in den Hüpf er, des­sen Lu­ke sich hin­ter mir fest schloß.
    Ich drück­te die Tas­te für die Röh­ren­sta­ti­on und lehn­te mich mü­de zu­rück. Der Hüp­fer summ­te, be­schleu­nig­te und saus­te fort von dem Platz.
     

29
     
    Der lieb­li­che Paul liegt mit mü­ßig her­ab­bau­meln­den Bei­nen in mei­ner Hän­ge­mat­te und zieht an ei­nem Joint.
    „Ver­schwin­de“, sa­ge ich ihm. „Ich möch­te die De­cke wa­schen. Raus mit dir.“
    Und er ist zor­nig. Er will nicht, daß ich die De­cke weg­neh­me; er will nicht auf­ste­hen; er will nicht in sei­ne Ka­bi­ne zu­rück­keh­ren; er will nicht auf den har­ten Kor­deln der Hän­ge­mat­te lie­gen; er will nichts an­de­res, als in sei­ner se­li­gen Mu­ße ru­hen. Ich wie­der­ho­le mei­ne For­de­rung, er wi­der­setzt sich, und in­ner­halb von ein paar Mi­nu­ten ha­ben wir den schöns­ten Streit. In der Hit­ze des Ge­fechts schließ­lich ver­läßt er die Hän­ge­mat­te, um nä­her an mei­nen Schüt­zen­grä­ben Stel­lung zu be­zie­hen. Und ich neh­me die De­cke ein­fach her­un­ter, wer­fe sie in den Vi­bra­wa­scher und drücke den Knopf. Paul schlägt mich. Ich schla­ge zu­rück.
    Zehn Mi­nu­ten spä­ter ist er ganz zer­knirscht, schuld­be­wußt, reu­mü­tig und will sich wie­der lieb Kind ma­chen. Ich bin ver­är­gert, wü­tend, un­höf­lich und schimp­fe – aber ich las­se ihn trotz­dem wie­der hin­ein­klet­tern. Ich weiß selbst nicht warum.
     
    „Nein“, sagt Har­kness mit sar­kas­ti­scher Ge­duld. „Wenn wir dort run­ter­ge­hen, wo Sie es möch­ten, dann sind wir ein gan­zes Stück süd­lich von Hi­lo und müs­sen un­ter Was­ser ma­nö­vrie­ren. Hi­lo liegt hier.“ Und er sticht mit ei­nem Fin­ger auf die Kar­te.
    „Da bin ich mir aber gar nicht so si­cher“, gibt Gre­ville hoch­fah­rend zu­rück. „Wenn wir an der Stel­le auf Tauch­sta­ti­on ge­hen, die ich an­ge­ge­ben ha­be, bie­tet sich uns ein bes­se­rer Über­blick auf das, was wir zu fin­den hof­fen.“
    „Un­sinn. Die Sicht­ver­hält­nis­se un­ter Was­ser sind lau­sig.“ Und Har­kness schiebt sich an dem Wis­sen­schaft­li­chen Lei­ter der Ex­pe­di­ti­on vor­bei, um sei­ne ei­ge­nen Rich­tungs­an­ga­ben in den Com­pu­ter ein­zu­ge­ben. Gre­ville be­herrscht sich und gibt be­kannt, daß dies nach sei­ner wohl­über­leg­ten Auf­fas­sung ein schwer­wie­gen­der Feh­ler sei, für den er von Rechts we­gen je­de Ver­ant­wor­tung ab­leh­ne. Har­kness rea­giert dar­auf mit schwei­gen­der Ver­ach­tung. Gre­ville stol­ziert auf die Tür zu, doch noch be­vor er sie er­reicht, ist sei­ne Selbst­be­herr­schung er­schöpft. Er knallt sie wü­tend hin­ter sich zu und geht in sei­ne Ka­bi­ne, wo er die nächs­te Stun­de da­mit ver­bringt, Ent­wür­fe von Ab­tre­tungs­er­klä­run­gen zu schrei­ben und Pa­pier­blät­ter in klei­ne Fet­zen zu rei­ßen. Oben auf der Brücke ki­chern Har­kness und Hart. Gre­ville läßt das Abendes­sen nicht aus.
     
    Der hüb­sche To­bi­as kocht. Er­zürnt oder be­lei­digt dampft und glüht er durchs Schiff und strahlt da­bei bö­se Schwär­ze aus. Ei­ne Wut, die ge­eig­net ist, ver­hee­ren­des Un­heil an­zu­rich­ten, ka­ta­stro­pha­les Ver­der­ben.
    Ich ge­he durch

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