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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Tas­se ab.
    „Sind Sie mit den an­de­ren Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­den zu­frie­den?“ frag­te sie, als sie den Satz ein­pack­te.
    „Ja. Der Naß­an­zug ist wirk­lich sehr brauch­bar; er funk­tio­niert bes­tens. Sie ha­ben gu­te Ar­beit ge­leis­tet, Tai-Li.“
    „Das ma­che ich im­mer“, gab sie zu­rück und streck­te mir die Zahl­plat­te ent­ge­gen. Ich preß­te den Dau­men auf die schwar­ze Ober­flä­che. Der Be­stä­ti­gungs­sen­sor glüh­te, und mein Ein­kauf war ab­ge­schlos­sen und be­zahlt. Tai-Li ge­lei­te­te mich zur Tür. Wir ver­ab­schie­de­ten uns, und sie war er­leich­tert, daß ich ging. Tai-Li schätz­te es, Ge­schäf­te mit mir zu tä­ti­gen. Das lie­fer­te ihr ei­ne so­li­de Recht­fer­ti­gung da­für, wei­ter­hin ih­rem Hob­by zu frö­nen und die gum­mier­ten Wun­der ver­gan­ge­ner Ta­ge nach­zu­bau­en. Doch in mei­ner Nä­he war ihr ge­nau­so un­be­hag­lich zu­mu­te wie al­len an­de­ren.
    Einen Au­gen­blick lang stand ich im hei­ßen Som­mer­son­nen­schein und über­leg­te, ob ich mir ein küh­les Glas ge­neh­mi­gen soll­te, be­vor ich die Röh­re auf­such­te und nach Hau­se zu­rück­kehr­te. Wenn ich ir­gend­wo Platz nahm, wür­den mich al­le an­star­ren. Nun, soll­ten sie. Mir stand der Sinn nach ei­nem Drink, und wenn ich al­le an­de­ren Gäs­te ver­trieb, so war mir das gleich­gül­tig.
    Ich er­in­ner­te mich dar­an, auf dem Weg nach Tai-Lis La­den ein Ca­fe ge­se­hen zu ha­ben, am Ran­de des großen Plat­zes, der das Zen­trum des Re­stau­rie­rungs­ge­bie­tes dar­stell­te, in dem das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert ver­kör­pert wur­de. Ich wand­te mich in die ent­spre­chen­de Rich­tung.
    Die Hit­ze tanz­te und zit­ter­te über der Stra­ße, als ich das Kopf­stein­pflas­ter hin­ter mir ließ und As­phalt be­trat. Hier war der Über­gang zwi­schen den Jahr­hun­der­ten ab­rupt. Stroh­ge­deck­te Fach­werk­häu­ser duck­ten sich ne­ben hoch auf­ra­gen­den Wol­ken­krat­zern aus Glas – das ei­ne ge­nau­so un­echt und falsch wie das an­de­re. Ich schritt um ei­ne Ecke her­um, und un­mit­tel­bar vor mir er­streck­te sich die Pi­az­za, die mit ei­ni­gen Spring­brun­nen und Sta­tu­en ge­schmückt war. Einen Baum aber konn­te ich nir­gends ent­de­cken. An al­len Sei­ten war der Platz um­ge­ben von Ge­bäu­den des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts, al­le min­des­tens zehn Stock­wer­ke hoch und von ei­ner ab­sto­ßen­den, kaum noch zu über­bie­ten­den Häß­lich­keit. Sie schie­nen leicht zu schwan­ken, als ich durch die vor Hit­ze flir­ren­de Luft zu ih­nen auf­sah. Hüp­fer glit­ten auf der Pi­az­za um­her; Fuß­gän­ger wa­ren nur we­ni­ge zu se­hen. Das Ca­fe lag auf der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te, in ei­ner La­che aus Halb­dun­kel und ver­lo­cken­den Schat­ten un­ter Mar­ki­sen und Son­nen­schir­men. Ich lenk­te mei­ne Schrit­te die­ser Oa­se der Küh­le ent­ge­gen.
    Als ich ein Vier­tel des Weges zu­rück­ge­legt hat­te, war ich in Schweiß ge­ba­det, und mir schwin­del­te. Des Schat­tens be­raubt, setz­te ich mich an einen Spring­brun­nen, be­feuch­te­te den Är­mel mei­ner Blu­se, wisch­te mir da­mit durchs Ge­sicht und blick­te hin­über zum Ca­fe. Die Ent­fer­nung schi­en un­über­wind­lich. Ich hät­te einen Hüp­fer ru­fen sol­len, dach­te ich, doch da ich den Fuß­marsch nun ein­mal be­gon­nen hat­te, woll­te ich ihn auch zu En­de brin­gen. Ich stand auf und ging wei­ter, setz­te einen Fuß vor den an­de­ren auf den ät­zend hei­ßen Stein­flie­sen. Ich starr­te auf die Plat­ten vor mir: grau­er Stein, wei­ßer Stein, brau­ner Stein; grau­er Stein, brau­ner Stein, schwar­zer Hau­fen.
    Schwar­zer Hau­fen?
    Der Hau­fen be­weg­te sich, und ich ging in die Knie. Ei­ne Kat­ze, auf dem Bo­den lang­ge­streckt; sie he­chel­te flach. Ei­ne al­te Kat­ze, schä­big, mit­ge­nom­men von al­ten Kämp­fen, die un­ter der flüs­tern­den Un­end­lich­keit von Gleit­bän­dern oder auf den Plas­tik­dä­chern ei­ner ge­fälsch­ten Ver­gan­gen­heit aus­ge­tra­gen wor­den sein moch­ten. Ich strei­chel­te die Kat­ze, doch sie igno­rier­te mei­ne Hand und be­hielt die Au­gen ge­schlos­sen. Ihr Fell war so heiß,

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