Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
geschorenen schwarzen Haar blickten sie unverwandt an. »Ich war mir nicht sicher, ob du das packen würdest.«
Nicht sicher, ob sie es verkraften würde, wieder zurück in Boston zu sein. Besonders an Kellans Todestag.
Sie verstand, was er meinte, auch ohne dass er es aussprach. Er kannte sie zu gut, war einer ihrer ältesten, besten Freunde. Er kannte sie fast so lange wie Kellan – länger sogar, jetzt, wo Kellan seit acht Jahren tot war. Auch Nathan war damals dabei gewesen, direkt neben Mira. Er hatte sie von dem Feuer und den fallenden Trümmern zurückgehalten, als das Lagerhaus in den dunklen Nachthimmel explodiert war. Und er hatte an ihrem Krankenbett gestanden, als sie Tage später aufgewacht war und erfahren musste, dass keine Spur von Kellan oder dem menschlichen Rebellenabschaum gefunden worden war, dem er in das verminte Gebäude gefolgt war. Es war eine tödliche Falle gewesen.
Mira räusperte sich, hatte nach all den Jahren immer noch den Geschmack von Asche und Rauch im Mund. »Nein, ist schon okay. Mir geht’s gut.« Er glaubte ihr kein Wort. Sie wandte sich von seinem prüfenden Blick ab und sah in die Runde der Krieger, die um den Tisch versammelt war. »Falls ich es nicht schon gesagt habe: gute Arbeit, von euch allen. Wir haben zusammen wirklich was geleistet.«
Torin und Webb nickten zustimmend, doch Bal warf den drei Mitgliedern von Nathans Team ein schiefes Grinsen zu. »Der Captain hat recht. Ist ein Vergnügen, mit euch Mädels zu arbeiten. Schließlich braucht jeder gute Chirurg jemanden, der das Blut und die Eingeweide aufwischt und ihm die Instrumente reicht.«
»Ich zeig dir gleich mein Instrument«, witzelte Elijah zurück, Nathans Vize, ein braunhaariger Stammeskrieger mit dem rauen Look eines Cowboys, einem strahlenden Lächeln und der langsamen, gedehnten Sprechweise der Texaner. »Und was chirurgische Präzision angeht, haben wir euch um Längen geschlagen. Habt ihr Jax da drüben gesehen? Das reinste Gedicht. Zwei von diesen Scheißrebellen waren so dumm, das Feuer auf uns zu eröffnen, aber Jax hat sie beide gleichzeitig mit seinem japanischen Wurfstern erwischt.« Eli fuhr erst sich und dann seinem Teamkameraden Rafe, der neben ihm saß, mit dem Finger quer über die Kehle und machte dabei ein leises Pfeifgeräusch. »Das war echt der Hammer, Jax.«
Jax nahm das Lob mit einem milden Nicken entgegen. Der riesige, schwarzhaarige Halbasiate war bekannt für seine tödliche Grazie und seine Zielsicherheit mit den rasiermesserscharfen Wurfsternen, die er selbst herstellte und immer mit sich führte. Mira brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass Jax auch jetzt etwa ein halbes Dutzend seiner Shuriken am Körper trug.
Auch sie führte ihre speziell für sie angefertigten Dolche immer mit sich, seit sie gelernt hatte, damit umzugehen. Sie waren immer griffbereit, obwohl der Einsatz von Waffen jeder Art in den zivilen Sektoren der Stadt verboten war. Nur uniformierte Beamte der Joint Urban Security Taskforce Initiative Squad, JUSTIS , der Polizeitruppe der Regierung, die aus handverlesenen Vampiren und Menschen bestand, waren berechtigt, offen Waffen zu tragen oder in nicht militärischen Situationen tödliche Gewalt anzuwenden.
In Gedanken wieder bei den Einzelheiten ihrer erfolgreich abgeschlossenen Mission nickte Mira Nathans anderem Teammitglied, dem blonden, blauäugigen Xander Raphael zu. »Das war erste Klasse, wie du uns Deckung gegeben hast, damit wir das Hauptquartier der Rebellen stürmen konnten«, sagte sie zu ihm. »Ohne dich hätten wir das nicht geschafft. Du bist verdammt gut, Kleiner.«
»Danke.« Rafe war schon lange kein Kind mehr, aber Mira hatte ihn schon als Baby gekannt. Er war der letzte Neuzugang der Gruppe, die jetzt um den Tisch saß, und hatte erst vor zehn Monaten seine Ausbildung abgeschlossen. Mira war fast zehn Jahre älter als er, aber der junge Stammesvampir war absolut kompetent und erstaunlich klug für sein Alter. Er war der Sohn eines Ordensältesten, Dante, und seiner Gefährtin Tess. Wie alle Stammesvampire hatte Rafe die übernatürliche Gabe seiner Mutter geerbt. Tess’ Fähigkeit, durch Berührung zu heilen, bedeutete einen Konflikt für ihren Sohn, der auch den Mut und die praktisch beispiellose Kampffähigkeiten seines Vaters geerbt hatte.
Rafes anderes mütterliches Erbe waren sein helles Haar und seine blauen Augen. An Tess wirkten die honigblonden Locken und die aquamarinblauen Augen umwerfend, unendlich feminin. Und
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