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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rita fieberte dem Mann entgegen, obwohl sie sich vor ihm auch fürchtete. Aber wenn er erst einmal da war, dann gab es nur noch ihn.
    Dann würde er anfangen zu lesen, und sie würde sich von seiner wunderbaren Stimme gefangen nehmen lassen, die, wenn er sprach, wie von einer Melodie unterlegt war, die jeden Menschen in ihren Bann zog.
    Er hatte keinen genauen Zeitpunkt genannt. Er ließ Rita warten. Und so erhöhte sich die Spannung bei der Frau mit den kurz geschnittenen und rot gefärbten Haaren. Sie lag so, dass sie zur Tür schauen konnte, die nur in ihren Umrissen zu erkennen war, weil das Licht sie kaum erreichte.
    Es war keine Premiere für Rita Benson. Sie hatte ihm schon oft gelauscht. Er war der perfekte Vorleser, aber diesmal sollte es etwas Besonderes sein. Der Höhepunkt. Zugleich der Abschluss. Sie würde einen Zauber erleben, das hatte er ihr versprochen. Auf dieses Phänomen freute sie sich wahnsinnig.
    Wann kam er?
    Rita atmete immer heftiger. Eine Folge ihrer Nervosität. Sie war einfach nicht in der Lage, ihre Anspannung zu unterdrücken. Dass der dünne Schweißfilm nicht nur auf ihrem Gesicht lag, sondern auch ihren ganzen Körper bedeckte, machte ihr nicht viel aus. Auch die Blöße nicht. Er hatte es so verlangt. Wer sich mit ihm einließ, der musste sich eben auf das Andere und Neue einstellen und würde dafür in den Bann geschlagen werden.
    Die Frau schämte sich nicht. Sie war froh, diesen Weg gegangen zu sein, befreite er sie doch von der Eintönigkeit ihres Lebens, und nur das wollte sie.
    Sie hob den Kopf etwas an und schaute an sich herab. Sie sah ihren Körper, der zu breite Hüften hatte. An bestimmten Stellen hatten sich auch Speckrollen gebildet. Ihre Brüste waren schwerer geworden: Daran hatte sie nichts ändern können. Niemand wurde jünger, und Rita stand mit ihren dreiundvierzig Jahren weit in der Mitte des Lebens. Eines Lebens, das erst jetzt einen neuen und auch besonderen Reiz erhalten sollte.
    Hinaus aus der Eintönigkeit. Hinein in die Fluten des Neuen und Fantastischen. Noch einmal einen besonderen Kick erleben, auch wenn sie sich darüber im Klaren war, dass sie einiges von sich aufgeben musste.
    Warum ließ er sie warten?
    Sie verglich es mit einer Qual, und sie sah es zugleich als eine süße Qual der Vorfreude an. Ja, anders konnte sie es nicht bezeichnen.
    Die ersten beiden Lesungen waren recht normal verlaufen. Da war sie auch in der Gruppe gewesen, dann aber war Rita von ihm auserwählt worden. Das sah sie als große Ehre an, auch wenn sie sich ihm so präsentieren musste.
    Er hatte sie darauf vorbereitet und ihr von gewaltigen Erlebnissen berichtet, die über sie kommen würden. Etwas, was nur wenigen Menschen vergönnt war. Er war nie konkreter geworden, und genau das hatte ihre Spannung erhöht.
    Sie trug nichts am Leib, auch keine Uhr. So konnte sie die Wartezeit nur schätzen.
    Es war zudem ein besonderes Zimmer, in dem sie lag. Auffällig war, dass es keine Fenster gab. Nur die Tür, die rot gestrichen war, sodass der Vergleich mit Blut nicht zu weit hergeholt war.
    Wann kam er?
    Das Warten verwandelte sich in eine Quälerei. Sie wollte ihn sehen, sie wollte endlich seine Stimme hören, um sich ihm ganz und gar hinzugeben. Er sollte sprechen. Sie wollte sich von der Melodie seiner Stimme einfangen lassen, um endlich aus der Realität hinweggetragen zu werden.
    Plötzlich war es so weit.
    Rita Benson hörte etwas. Nicht im Zimmer, sondern hinter der Tür.
    Es gab keinen Zweifel. Er war auf dem Weg zu ihr. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, dann würde sich die Tür öffnen, und dann hatte die Warterei endlich ein Ende.
    Ja, die Tür bewegte sich. Und er kam tatsächlich.
    Rita Benson nahm es so hin, als stünde sie dicht vor der Erfüllung eines Traums, und sie stieß einen leisen Schrei aus, als die Tür nach innen aufgestoßen wurde, ohne dass sie dabei nur das leiseste Geräusch verursachte.
    Sekunden später zeichnete sich seine Gestalt im Tür ausschnitt ab.
    Karu, der Vorleser, war endlich da!
    ***
    Rita sah ihn. Sie hatte ihm entgegengefiebert, und jetzt, da er vor ihr stand, konnte sie es kaum glauben. Sie hatte den Eindruck, einen Traum zu erleben. Das mochte daran liegen, dass Karu zwar ein Mensch war, aber trotzdem anders aussah als die üblichen Menschen. Er war einfach ein Phänomen, und das wusste er auch, denn er genoss seinen Auftritt.
    Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, kam er vor, und er musste nur einen Schritt gehen, um

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