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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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nicht fertig.« Er zuckte die Achseln. »Auch egal. Dann amüsieren wir uns eben zu zweit weiter.« Er grinste. »Nun, was sagst du zum Abgang deines Geliebten?«
    Autumn zitterte vor Wut. Hätte sie die Hände frei gehabt, wäre sie auch ohne Waffe auf ihn losgegangen. So konnte sie nur hoffen, dass bald jemand kam und Robert erschoss. Obwohl das noch viel zu schmerzlos für ihn war. Er sollte leiden, so wie sie das bis zum Moment ihres Todes tun würde.
    Als Robert keine Antwort von ihr bekam, drehte er sich um und ging zur Abbruchkante des Felsens. Autumn beobachtete, wie er sich immer noch lachend über die Kante beugte. Sie wünschte, er würde hinunterfallen und aus ihrem Leben verschwinden. Das würde Shane zwar nicht wieder zurückbringen, aber er wäre gerächt. Ohne weiter darüber nachzudenken, kroch Autumn auf Robert zu. Schneller, schneller, bevor er sich umdrehte und sie bemerkte! Ihr Körper war wie abgestumpft, sie spürte die Schmerzen in ihren Armen, Beinen und Oberkörper kaum, zu sehr war sie von der Qual in ihrem Innern gefangen – und dem Wunsch, Shane zu rächen. Diese Wut gab ihr die Kraft, sich dicht hinter Robert aufzubäumen und mit all der Wucht, zu der sie fähig war, gegen seinen Körper zu fallen.
    Robert stieß einen überraschten Laut aus und ruderte mit seinen Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Dabei traf er Autumn im Gesicht, benommen fiel sie zurück in den Sand und konnte den Kopf nur mühsam wieder heben. Enttäuschung breitete sich in ihr aus, als sie sah, dass Robert noch immer auf der Klippe stand. Die Wut in seinem Gesicht ließ Furcht in ihr hochkriechen. Robert würde sich für diesen Versuch blutig rächen, das war ihr klar. Aber sie bereute nicht, es probiert zu haben. Autumn hob das Kinn und blickte ihn direkt an.
    »Du mieses kleines Dreckstück! Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich besiegen?« Sein Gesicht verzerrte sich zu einem höhnischen Grinsen. »Falsch gedacht. Jetzt, wo dein Geliebter aus dem Bild ist, werde ich mich ausgiebig mit dir beschäftigen. Aber zuerst möchte ich, dass du genau siehst, was aus deinem feschen Helden geworden ist.«
    Entsetzt versuchte Autumn zurückzukrabbeln, aber sie kam nicht schnell genug weg. Roberts Hand kam immer näher, seine Fingerspitzen berührten fast ihr zerfetztes T-Shirt.
    Plötzlich schoss von unten ein muskulöser Arm herauf, der Robert am Hemd packte und in hohem Bogen ins Nichts fliegen ließ. Sein entsetzter Aufschrei war noch einige Sekunden zu hören, bis er abrupt verstummte. Danach herrschte Totenstille. Autumn war zu betäubt, um sich zu rühren. Konnte es sein, dass Shane doch noch am Leben war? Für einen Moment keimte Hoffnung in ihr auf, nur um gleich darauf zu ersterben und sie noch verzweifelter zurückzulassen. Nein, der Arm war nicht mit dem Uniformhemd der Ranger bekleidet gewesen. Wer immer auch hier war, um sie zu retten, war zu spät gekommen.
    Sie mochte vielleicht körperlich noch am Leben sein, aber innerlich war sie tot. Ihr schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden: Noch jemand, den sie liebte, war gestorben. Sie schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, wie Shane sie angelächelt hatte, wie seine Augen sich vor Leidenschaft verdunkelten, wenn sie sich liebten, wie sie manchmal einfach nur im Schaukelstuhl auf der Veranda gesessen und den Sonnenuntergang genossen hatten.
    Wie würde seine Familie das durchstehen? Sie hatte auf der Familienfeier gesehen, wie nahe sie sich standen. Tränen sickerten durch ihre geschlossenen Augenlider.
    Das Geräusch herunterkollernder Steine ließ sie aufblicken. So sah sie gerade noch, wie sich Clint mit einem kräftigen Klimmzug auf das Plateau zog. Wie kam Shanes Bruder denn hierher? War er schon hier gewesen, als Shane zu Tode stürzte? Mit distanzierter Neugier beobachtete sie, wie er etwas heraufzog. Seine Muskeln unter den Ärmeln seines schweißnassen Tarnhemdes arbeiteten, während er mit einem letzten Ruck etwas auf dem harten Boden ablegte. Es bewegte sich! Autumn hielt fassungslos den Atem an. Es war ein Mensch: Es war … Shane! Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zu, wie er sich langsam aufsetzte. Bis auf die Armwunde wirkte er unverletzt. Er wandte sich ihr zu und hob den Kopf.
    Ein Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus. »Hallo.«
    Autumn versuchte zu lächeln, doch sie konnte es nicht. Tränen liefen über ihre Wangen, während sie seinen Anblick in sich aufsog. Shane lebte! Ein Glücksgefühl

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