Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
durchströmte sie und sie wünschte, sie könnte auf ihn zulaufen und ihn umarmen, doch sie war noch immer gefesselt. Ihr Herz hämmerte viel zu schnell in ihrer Brust und schwarze Punkte flimmerten vor ihren Augen. Autumn brachte nur noch ein Stöhnen heraus, bevor sie in die wartende Dunkelheit glitt.
    Shane und Clint sahen sich entsetzt an. »Verdammt, Clint, lass meinen Arm los, ich muss mich um Autumn kümmern.«
    Während Shane die kurze Strecke zurücklegte, zog Clint seine schusssichere Weste aus und reichte sie an Shane weiter, der sie über Autumns nackten Oberkörper deckte. Liebevoll strich er ihre Haare zurück und streichelte ihre Wange.
    »Autumn?« Seine Unruhe wuchs, als sie nicht reagierte. Mit einem Finger an ihrem Hals vergewisserte er sich, dass ihr Puls halbwegs normal war. Vermutlich war sie vor Schreck ohnmächtig geworden. Es konnte aber auch sein, dass der Blutverlust sie schwächte. Shane sah zu Clint auf. »Sag ihnen, sie sollen sich beeilen, Autumn muss dringend ins Krankenhaus.«
    Clint nickte. Noch im Gehen sprach er in sein Mikrofon und forderte einen Krankenwagen an.
    Shane ließ sich vorsichtig neben Autumn nieder. Er zuckte zusammen, als er unvorsichtigerweise seinen verletzten Arm bewegte. Verdammt, warum hatte Clint ihn auch genau an diesem Arm packen müssen, als er über die Klippe fiel? Er war vor Schmerz besinnungslos geworden. Währenddessen musste Clint sie beide mit seinem Körper gegen die Felswand gedrückt haben, damit sie nicht abstürzten. Shane war erst wieder zu sich gekommen, als Robert mit einem markerschütternden Schrei an ihm vorbeistürzte. Er schauderte, als er daran dachte, was er unten auf den Felsen gesehen hatte. So hätte auch er aussehen können! Vor allem aber wünschte Shane sich, er wäre es gewesen, der Robert ins Jenseits befördert hatte. Noch nie im Leben war er froh gewesen, dass jemand tot war, doch in diesem Moment konnte er das Gefühl nicht unterdrücken. Jetzt konnte Autumn endlich sicher sein, dass ihr von Robert nie wieder eine Gefahr drohte.
    Behutsam fuhr er mit den Fingern über ihr Gesicht. Ihre Augen öffneten sich langsam.
    Die Pupillen waren stark erweitert, wahrscheinlich stand sie unter Schock. »Shane?«
    Er legte sich behutsam neben sie und umarmte sie mit seinem gesunden Arm. »Schsch. Es ist alles gut. Clint hat schon einen Arzt gerufen.«
    Sein warmer Atem strich liebkosend über ihr Gesicht. Autumn drückte sich enger an ihn. »Könntest du mich losbinden?«
    Shane blickte sich suchend um, aber sein Messer war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte er es bei seinem Sturz in den Abgrund verloren. »Clint?«
    Sein Bruder tauchte lautlos neben ihnen auf. »Was ist?«
    »Hast du ein Messer? Autumn ist noch gefesselt.«
    Ohne ein Wort zu sagen, zog Clint sein großes Jagdmesser aus der Tasche und reichte es Shane, bevor er sich wieder zurückzog. Mit einem kurzen Ruck durchtrennte Shane erst Autumns Arm- und dann die Beinfesseln. Autumn konnte an seinem schweren Atem hören, wie sehr ihn die Bewegung schmerzte, doch er brachte sogar noch mit einer kurzen Massage ihren Blutkreislauf in Armen und Beinen in Gang, bevor er sich wieder neben sie legte. Ihre Hände waren dick und bläulich angelaufen, aber sie hatte noch Gefühl darin. Als das Blut langsam in die Hände zurückkehrte, prickelte es wie tausend Messerstiche. Vor Schmerz keuchte sie auf. Nach einigen Minuten war das Gefühl wieder halbwegs erträglich.
    »Es tut mir so leid, dass du meinetwegen …«
    Shane ließ sie nicht ausreden. »Es ist alleine die Schuld dieses Irren gewesen.«
    Lange sah Autumn ihn schweigend an. »Ich weiß. Ich hätte es mir aber trotzdem nie verziehen, wenn du meinetwegen gestorben wärst.«
    Shane versuchte ein Lächeln. »Na, dann ist es ja gut, dass ich noch am Leben bin.« Er wurde wieder ernst. »Ich wünschte bloß, ich wäre früher gekommen, bevor er …« Er stockte. »Wir haben dich überall gesucht, aber keiner hatte dich gesehen. Du warst einfach verschwunden.« Seine Stimme versagte. »Ich bin fast wahnsinnig geworden vor Angst. Ich wusste, dass du nicht freiwillig weggegangen warst.«
    Autumn legte zaghaft ihre Hand an seine Wange. Die Angst und der Schmerz hatten sich tief in sein Gesicht gegraben. Es würde wahrscheinlich einige Zeit vergehen, bevor sie beide die Geschehnisse verarbeitet haben würden.
    Er blickte tief in ihre Augen. »Gut, dass Clarissa dich gesehen hat, damit hatten wir wenigstens eine Spur, der wir folgen

Weitere Kostenlose Bücher