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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Barbaresken waren eine Gruppe kleiner arabischer Staatengebilde an der Küste Nordafrikas. In Algier saß der osmanische Statthalter, denn rein formal unterstanden sie alle der Oberhoheit des Sultans, doch nun waren sie in der Praxis kleine selbständige Seeräuberrepubliken, die von ihrer Beute lebten. Die Barbaresken-Piraten hatten zwischen 100 und 200 Schiffe, liefen jeden Tag von Häfen wie Tunis, Tripolis, Salé und Algier aus und attackierten wütend alle europäischen Seefahrer, die ihnen vor den Bug liefen, aber zuweilen auch muslimische Schiffe – Letztere, wenn irgendwelche christlichen einmal schwer zu finden waren. Ihr Mut und ihr Unternehmungsgeist wuchsen mit ihren Erfolgen. Obgleich sie hauptsächlich im Mittelmeer wüteten, segelten ihre gefürchteten kleinen Schiffe auch auf den Atlantik hinaus, griffen Seefahrer bei Kap Verde und den Azoren an, machten die Gewässer um Irland unsicher, kreuzten vor der Einfahrt in den Englischen Kanal und drangen zuweilen bis in die kalten Meeresregionen um Island vor. Die Holländer waren besonders verwundbar durch Seeräuberei, da ihre
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dafür gebaut waren, große Lasten zu kleinen Kosten zu befördern, was bedeutete, dass die Besatzung in der Regel klein – 12 bis 15 Mann –, die Schnelligkeit gering – aufgrund zu kleiner Segelfläche – und die Bewaffnung schwach war. Seit der Mitte des Jahrhunderts hatte die Seeräuberei in einem solchen Ausmaß zugenommen, dass der Handel im Mittelmeer direkt darunter litt, und die Reiche, die jetzt die Schifffahrt dort dominierten, England und die Niederlande – also die, die selbst zur Entstehung der Barbaresken-Piraten beigetragen hatten –, begannen, kurzlebige Vereinbarungen mit einigen dieser Barbaresken-Republiken zu schließen, die Schwadronen mit schwerbewaffneten Schiffen aussandten, die auf dem offenen Meer patrouillierten. Dass dies noch keine nachhaltigen Ergebnisse gebracht hatte, konnten Erik und seine Reisegenossen auf dem Schiff bezeugen.
    Der Kapitän war seiner Sache sicher: Es waren Korsaren aus Algier, Tripolis oder dem nahegelegenen Tunis. Sich einer solchen Zusammenballung segelnder Raserei zu stellen, war mehr, als er glaubte, leisten zu können; es würde bedeuten, das Schiff und die Passagiere einer drohenden Gefahr auszusetzen. Während die sieben Segel näher kamen, beriet sich der Kapitän mit seinen Offizieren. Sie entschlossen sich umzukehren. Die Galeere schwenkte herum und wandte ihren Verfolgern den Achtersteven zu. Der Wind nahm zu, und ein mittlerer Sturm fegte über das Meer. Die Korsaren gaben keineswegs auf. Sie segelten hinterher, was das Zeug hielt. Schließlich tauchte Palermo in der Ferne auf, und die Galeere mit Erik an Bord konnte sich im Hafen in Sicherheit bringen.
    Sie waren einem unfreundlichen Schicksal in den Händen der Korsaren entgangen, doch es war nicht nur ein Gefühl der Erleichterung, das Erik jetzt überkam. Dies bedeutete auch, dass ein weiterer Versuch, in das Heilige Land zu gelangen, fehlgeschlagen war. Hierin sah Erik eine göttliche Vorsehung, ein Zeichen Gottes, das er beachten musste, nun, wo er seine wichtige Wahl treffen musste. Und was Gott wollte, war offensichtlich: «Nachdem ich sah, daß Gott allem Anschein nach nicht wollte, daß meine Reise nach Jerusalem gelingen sollte», schreibt er nach der Rückkehr nach Palermo ergeben ins Tagebuch,
    sondern daß ich nun zum dritten Mal umkehren mußte, da ließ ich mir auch die Disposition des Allerhöchsten gefallen und trachtete danach, mit allem Fleiß wieder nach Rom zu reisen und mich zur Königlichen Majestät oder ins Vaterland zu begeben.
    Das Ereignis hatte ihn dazu gebracht, sich zu entscheiden. Er würde Italien, die Kunststudien, die Feder und den Weg des friedlichen Ruhms verlassen und stattdessen zum Schwert greifen, nach der Ehre und Belohnung, die nicht in der Betrachtung, sondern in der Handlung winkten. Die Wahl war getroffen. Sie sollte sein Leben verändern.
    Wegen der allgegenwärtigen Seeräuber war es gefährlich, in See zu stechen, aber im Hafen von Palermo fand Erik schließlich eine kleine Pinasse, die nach Norden gehen sollte. Das einmastige Schiff schlich sich in Küstennähe rasch voran, und Mitte April 1656 erreichte Erik ohne größere Zwischenfälle Neapel. Die Landreise nach Rom wurde umso gefährlicher. Bei einem alten Triumphbogen an der Grenze zwischen dem Königreich Neapel und dem Kirchenstaat wurde Eriks Gesellschaft von 40 Straßenräubern überfallen,

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