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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gartens. Die Zwillinge zogen beide erschreckt die Köpfe ein und wichen ein Stück zurück, doch der Greifvogel drehte kurz vor ihnen ab und segelte über die Gemüsebeete hinweg auf die Burgruine zu. Links im Gebüsch raschelte es und ein dunkles Husten war zu hören. Ein paar Zweige bewegten sich. Mona wich noch weiter zurück.
    »Sicher nur ein Igel«, behauptete Patrick, doch ganz sicher schien er sich auch nicht zu sein.
    Draußen im Wald flammten unvermittelt zwei grünliche Lichter auf und verloschen eben so schnell wieder. Dann hörten sie ein Krächzen.
    Mona wich noch weiter zurück und schüttelte den Kopf. »Lass uns lieber hierbleiben.« Fast ein wenig zu hastig sprang sie ins Haus zurück. Zu ihrem Erstaunen folgte ihr Patrick ohne Einwände. Ja, er spottete nicht einmal über ihre Furcht, die sie so unvermittelt überkommen hatte, und legte stattdessen sorgsam den Riegel vor.
    Sie zogen sich ins Wohnzimmer zurück. Patrick versenkte sich wieder in sein Buch während Mona noch einmal die Abbildungen des Naturführers musterte. Dann nahm sie sich ein Buch über den Ort Cong zur Hand und las ein wenig über seine Geschichte und über die von Ashford Castle. Als Gast des Hotels konnte man auf weißen Pferden über die Ländereien reiten und es gab eine Falknerei. Auf einem der Bilder war ein Harris Hawk abgebildet. Die Greifvögel maßen im Sitzen fast fünfzig Zentimeter. Das musste ein ganz schönes Gewicht sein, wenn man sie auf dem Arm trug oder sie gar aus der Luft herabgestürzt kamen und auf dem Lederhandschuh des Falkners landeten, um sich ihre Belohnung aus seiner Hand zu nehmen. Mona hätte das gern einmal ausprobiert. Sie zog ihr Skizzenbuch heran und versuchte den majestätischen Greifvogel zu zeichnen.
    Die große Standuhr in der Ecke schlug elfmal. Patrick gähnte, legte sein Buch zur Seite und schlurfte hinaus. Mona überblätterte gerade die Beschreibung des Golfplatzes, als es draußen schepperte. Cera sprang auf und jaulte.
    »Was treibst du denn?«, rief Mona.
    »Ich? Ich mach gar nichts«, erklang die Stimme ihres Bruders gedämpft durch die Toilettentür.
    Noch einmal klirrte es, und dieses Mal hörte Mona, dass das Geräusch von der anderen Seite des Hauses kam. Sie klappte das Buch zu und rannte mit Cera in die Diele hinaus. Dort stieß sie mit Patrick zusammen, der hastig das Deckenlicht der Diele anschaltete, doch von den beiden Lampen funktionierte nur eine, und diese war nicht gerade hell.
    »Was war das?«
    »Keine Ahnung.« Mona sah zu Cera hinunter, deren Fell sich im Nacken wieder sträubte. Sie knurrte leise.
    Mona seufzte und ließ den Blick die enge, düstere Treppe hinaufwandern. Nein, nicht schon wieder. »Sollen wir nachsehen?«
    Patrick hob die Schultern. »Wird uns nichts anderes übrig bleiben. Oder willst du dich im Wohnzimmer verbarrikadieren und dort auf dem Sofa schlafen?«
    Das klang selbst in Monas Ohren albern. Sie lachte, merkte aber selbst, wie unecht es sich anhörte. »Was kann es schon Schlimmes sein?«, sagte sie, griff in Ceras Halsband und ging voran.
    Patrick folgte dicht hinter ihr. Stufe für Stufe stiegen sie höher und lauschten dem Knistern, das aus allen Ecken zu vernehmen war. Das alte Haus schien zum Leben erwacht. Draußen heulte der Wind und pfiff durchs Gebälk und um Ecken, drinnen knarrte und ächzte es.
    »Das sind nur die alten Holzdielen«, behauptete Patrick mit fester Stimme. »Geh weiter.«
    Sie hatten den mittleren Absatz gerade erreicht, als das Licht erlosch und das ganze Haus unvermittelt in Finsternis versank. Mona konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken. Patrick stöhnte.
    »So ein Mist! Vielleicht ist etwas auf die Stromleitung gefallen. Es windet draußen ja ganz ordentlich.«
    »Oder es ist nur die Sicherung«, gab Mona zu bedenken. Aber keiner der Zwillinge hatte eine Ahnung, wo sich der Sicherungskasten befand. Mona kauerte sich zu Cera auf den Treppenabsatz und versuchte, ruhig zu überlegen.
    »In der Küche habe ich Kerzen und Streichhölzer gesehen.«
    Sie tasteten sich die Treppe wieder hinunter und durch den Gang bis in die Küche. Ceras warmes Fell an ihren Beinen beruhigte Mona. Der Hund war ruhig und knurrte auch nicht mehr. Also konnte keine unbekannte Gefahr in der Dunkelheit um sie lauern. Dennoch war sie froh, als das erste Streichholz aufflammte und die Schatten ein wenig zurückdrängte. Die Kerzen in den Händen, eine Packung Streichhölzer in der Hosentasche, machten sie sich ein zweites Mal auf den

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