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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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warf das andere Ende hinaus. Es reichte nicht ganz bis zum Boden, doch zumindest ein wenig über das untere Fensterbrett hinaus.
    »Hoffentlich reißt es nicht«, murmelte Mona und zog prüfend an dem zusammengedrehten Laken.
    »Wird schon halten«, sprach Patrick sich selbst Mut zu. Er war bereit, als Erster hinauszuklettern. Er zwängte sich durch das kleine Fenster, schwang die Beine nach draußen und wickelte sich dann das Laken einmal um sein Handgelenk. Vorsichtig ließ er sich nach draußen gleiten und schlang dann seine Beine um das Tuch.
    Mona presste vor Aufregung beide Fäuste gegen ihren Mund.
    »Ist gar nicht so schwer«, rief Patrick, als er sicher war, Halt gefunden zu haben. »Ist wie an den Seilen im Sport.«
    Langsam ließ er sich tiefer gleiten, bis er am Wohnzimmerfenster vorbeikam. Er stellte sich kurz auf das Fensterbrett, ließ das Laken los und sprang dann ins Gras hinunter.
    »Alles in Ordnung«, rief er zu seiner Schwester hinauf. »Du kannst nachkommen.«
    Ceras klägliches Jaulen im Ohr, folgte Mona ihrem Bruder. Der Moment, in dem sie sich über das Fensterbrett schob, war der schlimmste, doch als sie das Laken fest in ihrem Griff hatte und ihre Beine Halt fanden, entspannte sie sich ein wenig. Langsam hangelte sie sich Stück für Stück hinunter. Ihr Bruder sah zu und lobte sie für jeden Meter, was ihr verriet, dass auch er sich nicht ganz wohl bei der Sache fühlte. Endlich landete sie neben ihm im Gras.
    »Geschafft!«, rief sie stolz. Von oben konnten sie Cera winseln hören.
    »Wir kommen gleich und befreien dich«, rief Mona zu der Hündin hinauf. Aber das war leichter gesagt als getan. Sie umrundeten das ganze Haus, fanden aber weder eine offene Tür noch ein Fenster, durch das sie hätten kriechen können. Die beiden Schlüssel zur Haus- und zur Hintertür nützten ihnen leider gar nichts, solange der Riegel von innen vorgeschoben war.
    Mona nahm Patrick den Bund aus den Händen und betrachtete den dritten Schlüssel.
    »Gibt es nicht eine Verbindung zwischen Schuppen und Keller?«, sagte sie plötzlich, als ihr einfiel, dass ihre Großmutter ab und zu Brennholz heraufholte. »Vielleicht passt er in diese Tür?«
    »Einen Versuch ist es wert«, stimmte ihr Patrick zu. Sie kehrten in den Garten zurück und näherten sich ein wenig zaghaft dem Holzschuppen, der düster vor ihnen aufragte. Er wirkte noch altersschwächer als das Cottage, und seine Tür ächzte kläglich, als Patrick sie vorsichtig öffnete. Mona folgte dicht hinter ihm. Im Innern des Schuppens war es so dunkel, dass sie erst einmal stehen bleiben mussten, um ihre Augen an die Finsternis zu gewöhnen. Nach und nach schieden sich die Konturen voneinander. Sie konnten aufgeschichtete Holzscheite an der Wand sehen. Auf der anderen Seite die großen Stücke, die mit der Axt noch zerkleinert werden mussten. Auf einem kleineren Stapel war das dünne Anzündholz zusammengetragen. Ein großer Hackklotz stand in der Mitte, in dem eine Axt mit einem langen Stiel steckte.
    Die scharfe Klinge schimmerte und ließ Mona erschaudern.
    »Alles klar?«, fragte Patrick leise.
    Mona nickte und tastete sich langsam voran. Sie umrundeten den Haufen mit den Scheiten und passierten einige Kisten, die staubige Spinnweben umhüllt hatten wie ein gruseliges altes Schloss.
    »Dort ist der Durchgang«, sagte Patrick und streckte die Hand nach einem eisernen Ring aus.
    Eine Böe fuhr heulend um den Schuppen und mit einem lauten Krachen schlug die Tür hinter ihnen zu. Patrick fluchte, Mona sagte vor Schreck gar nichts. Sie streckte die Hand aus, bis sie Patricks Sweatshirt berührte. Wenn wenigstens Cera bei ihnen gewesen wäre.
    Etwas raschelte hinter ihr, und es kostete sie ihre ganze Willenskraft, nicht aufzuschreien.
    »Sicher nur eine Maus«, versuchte Patricks Stimme aus der Dunkelheit ihr Mut zuzusprechen.
    Oder das Wesen, dessen Spuren wir in dem Buch nicht finden konnten , dachte Mona. Sie hörte etwas kratzen und schaben.
    »Bist du das?«, fragte sie ein wenig schrill.
    »Ja, ich versuche den Schlüssel in das Schloss zu kriegen. Wieder ein Geräusch, das Mona nicht einordnen konnte, doch ihr Bruder seufzte erleichtert auf. »Geschafft!«
    Sie hörte, wie er den Schlüssel im Schloss drehte, dann tastete sie nach der Tür, die ihr Bruder ihr aufhielt.
    »Vorsicht, hier fängt gleich die Treppe in den Keller an. Sie ist eng und steil.« Seine Stimme hallte unnatürlich.
    Ein kalter Lufthauch schlug ihnen entgegen und strich unangenehm

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