Verzauberte Herzen
ja
büschelweise aus den Ohren.«
Gwendolyn
schaute verständnislos. »Aber das ist doch ein Zeichen für Männlichkeit.«
Bernard war
sicher gewesen, dass er die Bestie hinter sich gelassen hatte, aber jetzt war
er kurz davor, sie anzuknurren. »Nur bei den Gorillas, Gwendolyn!«
Gwendolyn
schien angestrengt nachzudenken und lief neben dem Bett auf und ab. »Vielleicht
hast du ja Recht. Ich fürchte,
ich hätte fast einen schrecklichen Fehler gemacht. Aber du hast mir jetzt sehr
zu denken gegeben.«
»Dem Himmel
sei's gedankt«, flüsterte er.
Nachdem sie
ungefähr eine Minute hin und her getigert war, verkündete sie ihre
Entscheidung. »Es wird wohl das Beste sein, ich suche mir gleich hier in London
einen Freier. Früher hätte mir dazu das Selbstbewusstsein gefehlt, aber du hast
mich davon überzeugt, dass ich einem Mann einiges zu bieten habe. Und du bist
auch nicht der Einzige, der dieser Ansicht ist.« Sie faltete die Hände und
stellte sich hin, als trage sie aus einer Fibel für Kinder vor. »Die Mode der
heutigen Zeit mag einer Frau vorschreiben, zart wie eine Sylphide zu sein. Aber
der vorausschauende Mann wird sich letztendlich immer für eine gute Bruthenne
entscheiden.«
Bernard
lehnte sich vor und stellte sich darauf ein, den Schurken herbeizuzitieren, der
seiner Frau diesen Unsinn eingetrichtert hatte.
»Wer hat
dir denn das erzählt?«
»Tuppers
Tante Taffy natürlich. Sie war so freundlich, uns alle bei sich aufzunehmen,
nachdem Tuppers Vater ihn hinausgeworfen hat, weil er ein schottisches Mädchen
ohne jeden Penny Mitgift geheiratet hat. Sie war so wütend auf den Viscount,
dass sie ihn enterbt hat. Nach ihrem Tod soll Tupper ihr ganzes Vermögen
bekommen.«
»Falls er
sie überlebt«, sagte Bernard grimmig, was ihm – in Anbetracht der Rolle, die
Tupper in diesem Zirkus hier spielte – relativ unwahrscheinlich erschien.
Er hatte
genug davon, Gwendolyn ständig außerhalb seiner Reichweite herumtänzeln zu
sehen, zog sich das Laken vom Bett und wickelte es sich um die Hüften. »Und wie
gedenkst du an einen vielversprechenden Heiratskandidaten zu kommen? Soll ich
dir welche vorstellen?« Er stand auf und verbeugte sich vor einem der
Bettpfosten. »Hallo, Da vid, alter Bursche. Das ist meine Frau Gwendolyn.
Hättest du die Güte, sie zu heiraten?«
Gwendolyn
lachte. »Du würdest sie mit deiner grässlichen, finsteren Miene doch alle
verscheuchen.«
»Dich zu verscheuchen ist mir aber
anscheinend nicht gelungen.«
»Ganz im
Gegenteil, du warst ja derjenige, der vor mir die Flucht ergriffen hat. Und
warum?« Sie schürzte die Lippen und tat, als durchforste sie ihr Gedächtnis.
»O ja, weil ›du nicht mehr der Junge bist, den ich einst geliebt habe‹.
Aber du hast eines vergessen. Ich bin auch nicht mehr das kleine Mädchen von
einst.« Sie legte ihm ihre Hände auf die Brust und ließ die angespannten
Muskeln in seinem Unterleib erbeben. »Ich will den Jungen nicht mehr. Ich will
den Mann.«
Ihre
Courage war unwiderstehlich. Bernard packte sie am Handgelenk und führte ihre
geöffnete Hand an seinem Laken hinunter, bis sich ihre Finger um das Feuer
schlossen, das zwischen seinen Lenden brannte. »Wenn dem so ist, dann bist du
hier am richtigen Ort.«
Ihre Finger
packten ihn fester. Sie blinzelte durch die Wimpern nach oben, und ihr Atem
ging so schnell und stoßweise wie seiner. Bernard zog sie ganz zu sich und
senkte seinen Mund auf den ihren. Ihre Lippen waren voll und süß und reif,
geerntet zu werden wie sonnengereifte Erdbeeren mit Schlagrahm. Er stöhnte, als
ihre Zunge die seine suchte und ihn vor Begierde verrückt machte.
Er ließ
sich aufs Bett zurückfallen und zog Gwendolyn rittlings auf sich. Sein
honoriger Vorsatz, sich ihr langsam und zärtlich zu nähern, wurde ein Raub
seiner Begierde.
Der
Begierde, in ihr zu sein.
Er
benötigte nicht länger als drei heiße, nasse Küsse, um seine Hände unter ihre
Unterröcke hineinzuarbeiten. Er nahm sich
nicht mehr die Zeit, ihre seidenen Unterhosen herunterzuziehen, sondern riss
ihr den Schlitz mit zwei Fingern bis in den Schritt auf. Noch zwei Küsse, und
dieselben zwei Finger glitten in einem Rhythmus in sie hinein, den ein anderer
Teil seines Körpers zu imitieren gierte. Sie passte sich seiner Gangart an und
bog sich den Freuden entgegen, die er ihr geben würde.
Bernard
entledigte sich des Lakens, und als Gwendolyn wieder auf ihn herabsank, waren
es nicht seine Finger, die tief in sie drangen.
Sie
erschauderte.
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