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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Federn, und zwar dalli!«
    Serdan begleitete mich noch bis zu meinem Zimmer.
    »Mann, Luzie. Das war mal wieder ’ne Nummer. Jetzt hab ich schon zum zweiten Mal gedacht, du …« Er redete nicht weiter, sondern schüttelte nur den Kopf, als sehe er etwas, was er nicht glauben konnte. »Aber dieses Mal war es anders. Da war etwas. Ich hab’s gesehen, Luzie. Du warst nicht alleine! Jemand hat dich angeleuchtet, von unten, du hast kurz blau geschimmert. Hey, ich bin doch nicht bescheuert! Was war das? Wer war bei dir?«
    Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört, und guckte dumpf auf meine Fußspitzen. Doch Serdan ließ sich nicht abwimmeln. Er blieb neben mir stehen und versuchte, mich mit seinen schwarzen Augen zu durchbohren.
    »Warum hast du das mit dem Alkohol gesagt?«, fragte ich, um ihn abzulenken.
    »Ich weiß, dass du nichts getrunken hast, Katz. Doch irgendjemand war in deinem Zimmer. Es kann nicht anders gewesen sein. Sofie hat gesagt, dass totales Chaos geherrscht hat, als hätte jemand randaliert. Die sagt das doch nicht einfach so … Hast du einen heimlichen Freund? Wenn ja, dann ist das ein ziemlicher Idiot.«
    Ich schwieg immer noch, obwohl Serdan recht hatte. Idiot war genau der passende Ausdruck für das, was Leander gelegentlich sein konnte.
    »Und warum sollte ich eigentlich unbedingt Sofie küssen? Hm? Was steckte dahinter? Luzie, ich bin nicht doof!«
    »Gute Nacht, Serdan«, sagte ich leise, schlüpfte in mein Zimmer und lehnte mich zitternd an die Tür.
    »Gute Nacht, blauer Schimmer«, setzte ich wispernd hinterher. »Und bitte, bitte, bitte werde wieder gesund.«

Heimkehr
    Schon auf der Rückfahrt begann ich zu weinen. Erst liefen die Tränen stumm über meine Wangen, doch dann schüttelte mich das Schluchzen so unbarmherzig, dass es niemand mehr übersehen konnte. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so elend gefühlt. Leander war nicht zurückgekehrt. Ich hatte den ganzen Morgen nach ihm Ausschau gehalten und immer wieder gegen den Wunsch angekämpft, zu ihm zu gehen und nachzusehen, ob alles okay war.
    Ich hatte vorgegeben, etwas in meinem Zimmer vergessen zu haben, um Zeit zu schinden, als der Bus da war. Ich hatte mir kurz vor der Abfahrt noch einen Toilettengang erschlichen, den Busfahrer in ein Gespräch verwickelt, doch es nützte alles nichts – Leander tauchte nicht auf. Er lag immer noch im Schatten der Burg auf dem kalten, feuchten Waldboden. Vielleicht war er nicht einmal aus seiner Ohnmacht aufgewacht. Oder er war zu schwach, um sich in einen Geist zurückzuverwandeln … Er würde dort langsam und qualvoll sterben und niemand würde je davon erfahren oder ihn gar finden. Es war noch schlimmer als bei Kaspar Hauser!
    »Luzie, was ist denn los, ist es wegen Serdan? Hast du ein schlechtes Gewissen? Lena hat dich gestern mit ihm gesehen. Ich weiß alles.« Sofie strich unbeholfen über meine Haare. »Ist nicht schlimm, ich bin dir nicht böse, ich wollte ihn sowieso nicht richtig, er guckt immer so finster … Außerdem hat mich Leon zu seiner Party eingeladen. Oder ist es wegen Seppo? Seppo und Kelly?«
    Ich schüttelte den Kopf und putzte mir die Nase, um Luft zu bekommen. Doch das Schluchzen wollte nicht mehr aufhören.
    »Mensch, Luzie, so kenne ich dich ja gar nicht. Sag doch was, wenigstens irgendwas …«
    »Will nicht weg«, brachte ich heulend hervor und beobachtete panisch, wie der Bus auf die Bundesstraße nach Ludwigshafen einbog. Nun gab es wirklich kein Zurück mehr. »Alles ist vorbei … alles …«
    »Ist ziemlich blöd für dich gelaufen, oder?«, erwiderte Sofie verständnisvoll. »Die nächste Klassenfahrt wird besser, bestimmt. Ich wäre auch gerne noch ein bisschen dort geblieben. Luzie, bitte, hör doch auf zu weinen. – Sie hört nicht auf! Macht irgendwas!« Sofie blickte fragend zu Serdan hoch, der mit Seppo zu uns auf die Rückbank gekrabbelt war, wo ich mich mit dem Kopf zum Fenster auf dem schmuddeligen Polster zusammenrollte. Ich wollte nichts und niemanden mehr sehen.
    »Sie steht bestimmt unter Schock. So ein verspäteter Schock«, mutmaßte Seppo und gab mir einen leichten Klaps auf den Rücken. »Manchmal kommt das ja verzögert.«
    »He, Katz, alles nicht so schlimm.« Das war Serdans Brummbärstimme. Ich schaute nicht hoch. »Wir werden jetzt mit offenen Karten spielen, es gibt keine Strafe, Herr Rübsam wird uns nicht verpfeifen, eigentlich ist doch alles gut. Oder?«
    Ich reagierte nicht und so ließen sie mich in Ruhe, ohne mir von

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