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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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kreischte Angelhecht. Er gestikulierte irritiert mit den Armen herum, und eine seiner drei Kameras zoomte, um eine Großaufnahme seines verkniffenen, blassen Gesichts zu machen. »Ich bin ein Gelehrter, mein Herr. Meine Doktorwürde habe ich mir durch Forschungen auf dem Gebiet der taxonomischen Mikrobiologie erworben. Außerdem verbindet mich mehr als bloße wissenschaftliche Neugier mit dem Gebiet der Epidemologie. Die Masse ist das fruchtbarste Gebiet dieser Welt für Mikroorganismen. Viele von ihnen sind höchstwahrscheinlich schädlich für den Menschen. Insekten fungieren oft als Vektor für solche Lebensformen.«
    Beunruhigt und erschrocken legte Dickicht schützend einen Arm um die schmalen, grünen Schultern seines Begleiters. Das Chitin-Wesen verdrehte, während es unablässig kaute, seinen sehnigen Hals und warf Angelhecht mit einem seiner gelben Facettenaugen einen empörten Blick zu. Scheinberg und Starkbein fingen herzlich an zu lachen. Selbst Sanktanna Zwiegeboren erlaubte sich ein leises Lächeln. »Kein Grund zur Beunruhigung, Professor«, sagte Starkbein. »Meine Forschungen haben ergeben, daß diese besondere Spezies der Gottesanbeterin nur im östlichen Ausläufer von Aeo vorkommt. Sehen Sie die typischen Tupfer auf seinen Vorderarmen? Von diesem Wesen haben wir nichts zu befürchten.«
    »In der Tat, mein Herr«, sagte Angelhecht, sichtlich verlegen über das Gelächter der anderen. »Sie sind nicht zufällig Träger eines akademischen Grades?«
    Starkbein verzog das Gesicht. »Ich bin Forscher«, entgegnete er barsch. »Selbst die Akademie kann nicht auf die verzichten, die die praktische Arbeit tun.«
    »Hören Sie, Professor«, sagte Scheinberg, »wir alle sind Laien, aber ich gebe zu bedenken, daß Sie uns dennoch nicht unterschätzen sollten. Mein lieber Freund Nimrod hat so gut wie alle auf Träumerei vorkommenden Lebewesen klassifiziert, nicht selten unter Gefahr für Leib und Leben.«
    Alle sechs Kameras Scheinbergs konzentrierten sich in schmeichelhafter Weise auf Starkbein, der darüber sofort seinen Humor wiederfand. »Allrot Dickicht hier ist sowohl anerkannter Historiker wie auch geschätzter Poet. Selbst mein noch recht junger Freund Video-Kid hat bereits einige bemerkenswerte Artikel über Ketten- und Schlagwaffen für das Hüpfologie-Journal verfaßt und ist gleichzeitig einer der bekanntesten Kameraprogrammierer unseres Planeten. Es wäre sicher unpassend, würde ich meine eigenen Verdienste aufzählen, ich darf es vielleicht dabei belassen zu erwähnen, daß ich der Autor des Werkes Chemische Analog-Theorie der Körperpolitik bin. Und Zwiegeboren steht zwar noch als Fremde vor unseren Gestaden, aber ich bin davon überzeugt, daß sie ebenso talentiert und intelligent ist wie bezaubernd. Und da kommt auch schon das Frühstück.«
    Wir verließen die Brüstung des Balkons und gruppierten uns um den ovalen Holztisch. Scheinbergs Nahrungsprogrammierer Rätseling kam in seinem Rollstuhl durch die Tür und brachte den ersten Gang mit. Rätseling war an den Rollstuhl gefesselt, solange er darauf wartete, daß ihm mittels Klonen neue Beine wuchsen. Erst kürzlich hatte er beide durch den Angriff eines Riesenrochens verloren, während er durchs Riff geschwommen war. »Hallo, Rätseling«, rief ich ihm zu, »hab dich länger nicht gesehen.«
    Rätseling tat so, als hätte er mich nicht gehört, und reichte den ersten Gang: fingerlange Nervenmuscheln, in Brot gebacken und in einer roten Sauce schwimmend. Ich nahm meine Eßstäbchen und tauchte sie in die Schüssel. Die Muscheln waren einfach delikat.
    Sanktanna Zwiegeboren nahm ihre Eßstäbchen nicht auf, sondern starrte mich unentwegt an. Ein verwirrter Ausdruck lag auf ihrem breiten Gesicht voller Sommersprossen. Ich ließ sie von einer meiner Kameras aufnehmen. Scheinberg, dessen wachen, vorgewölbten Augen nichts entging, sprach sie an: »Meine liebe Sanktanna, entdecke ich da etwa Anzeichen von Heimweh in deinen reizenden Zügen? Selbst nach zwei Jahren auf einer Eininsel kann die Sehnsucht nach der alten Heimat immer noch unvermittelt stark auftreten. Erzähle uns doch, was dich zu uns geführt hat? Welche Macht auf Niwlind ließ dir keinen anderen Ausweg mehr erscheinen als das Exil?«
    Sanktanna griff sich mit einer automatischen Geste an den Kopf und strich dort ein Büschel dunkler, im Haar befestigter Federn glatt. Leise sagte sie: »Ich folge dem Pfad der Rechtschaffenheit, wohin er mich auch führen mag. Wenn ich auf ihm nach

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