Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
Vom Netzwerk:
abgegeben.
    W…
    Die Miesbacher Polizei kam immer gegen Abend geschlossen bei uns an und gab dann ihre Waffen im Saloon zur sicheren Aufbewahrung an der Theke ab – ganz so wie früher auch. Somit war ein gewisses Gleichgewicht hergestellt, und es gab auch keine ausrüstungstechnischen Vorteile beim Rankeln. Und währenddessen schraubten die Miesbacher Burschen draußen dem Polizeiwagen alle vier Räder ab.
    Fanden die Polizisten das dann lustig?
    Ganz ehrlich, ich glaub, ein bisschen schon. Aber da gab’s auch andere Situationen …
    Raus damit.

Kapitel 4: Zähne pflastern seinen Weg
oder: Tantiemen vom Zahnarzt
    Von Heinz Bründl und Tommy Krappweis
    Also, Heinz, wer stand wo? Du standst in der Mitte …?
    Ja, wir standen an der Theke, und ich stand in der Mitte. Ein Polizist stand links neben mir und ein anderer Typ rechts.
    Links von dir stand ein Polizist?
    Ja, das war noch in Miesbach, bei unserem Probelauf. Da war ja oft die Polizei da …
    … zum »Rankeln«.
    Nein, der wirkte eigentlich eher entspannt.
    Aber der andere Typ hat dann angefangen, mich zu beschimpfen. Da war natürlich auch der Alkohol verantwortlich, aber dann darf man eben nicht so viel saufen, wenn man es nicht verträgt. Ich weiß noch, wie der Polizist zu mir gesagt hat: »Sie müssen sich hier ja ganz schön was gefallen lassen.« Aber was sollte ich machen, als Geschäftsführer sollte man schon die Fähigkeit haben, ruhig zu bleiben. Und ruhig bleiben kann ich wirklich gut bis zu einem gewissen Punkt.
    Der war dann allerdings irgendwann überschritten. Nicht wegen der Beleidigungen, da steh ich drüber. Aber plötzlich spür ich schräg hinter mir eine Bewegung und wusste sofort: Da holt grad einer zum Schlag aus. Ich bin sofort ausgewichen, so dass er mich nur gestreift hat, und bevor ich nachdenken konnte, lag er auch schon am Boden, und ihm hat ein Schneidezahn gefehlt. Ich hatte einfach nur reflexartig reagiert, vermutlich wegen meiner Zeit als Boxer.
    Der Typ rappelt sich aber sofort wieder auf, holt noch mal aus, ich tauch unter dem Schlag weg, hinter mir macht’s »batsch«, und neben mir fällt der Polizist ins Bild.
    Da war der Polizist wohl nicht mehr so entspannt …
    Nein, war er nicht. Und er wollte wohl auch nicht nur rankeln.
    Der Beamte steht auf, seufzt und gibt mir dann in aller Seelenruhe sein Funkgerät. Dann zieht er sich die Jacke zurecht, dreht einmal den Kopf, um seinen Hals zu lockern … und dann serviert er dem Typen eine dermaßene Watschn, dass der sich fast zweimal um die Achse dreht. Es hat nur ein paar Sekunden gedauert, und schon rollen sich die zwei am Boden. Irgendwer brüllt »Schlägerei!«, und schon kommen alle angelaufen und feuern die beiden an.
    Arg viel mehr Wilder Westen geht eigentlich kaum.
    Ja, das stimmt. Das war schon echt wild.
    Du hast einmal gesagt, der Zahnarzt von Miesbach müsste dir eigentlich Tantiemen zahlen.
    Der hat gut an mir verdient.
    Es hatte sich dann auch irgendwann rumgesprochen, dass es da in diesem Saloon einen gibt, der irgendwie nie umfällt. Dafür aber eine hohe Trefferquote hat. Ich glaub, nach zwei Wochen war kaum einer in der Burschenschaft, dem nicht mindestens ein paar Zähne gewackelt haben. Die hatten angeblich sogar Wetten abgeschlossen, wer mich »packt«. Es war schon wirklich grenzwertig. Ich war dauernd auf der Hut, und meine Leute haben natürlich auch rund um die Uhr patrouilliert. Trotzdem haben die mich dann doch immer wieder erwischt, wenn grad niemand neben mir stand.
    Hat ihnen aber dann auch nix geholfen.
    Nein. Nix.
    Ich hatte dann nur die Chance, entweder wegzugehen oder eben zu schauen, wer gerade ausholt. Und dann schneller zu sein. Oft wurde auch mit irgendwas potenziell Schmerzhaftem ausgeholt, wie zum Beispiel mit Bierkrügen, Aschenbechern oder eben auch mit Stühlen, Brettern, was gerade da war. Dafür hab ich genau gewusst, wo ich hinhauen muss. Und so haben wir eben nachts nach der Sperrstunde beim Saubermachen auch immer mal wieder ein paar Schneidezähne rausgekehrt.

    Ich hab mir schon mal überlegt, ob ich vielleicht anstatt einer Trading Post lieber einen Barbershop hätte aufmachen sollen. Der Friseur hat ja damals auch die Zähne gezogen, und da war ich anscheinend recht geschickt drin.

    Aber etwa nach vier Wochen wurde es dann doch nervig. Es ging nur noch drum: »Wer packt den Dicken im Saloon?«, und ich hab das ganze Wochenende über Watschn verteilt. Klar, wenn dir drei so Burschen am Kragen hängen und du die

Weitere Kostenlose Bücher