Virus
sicher.«
»Marissa, ist dir klar, daß das Labor das reinste Chaos ist, alle Tiere tot sind und jemand im Emory-Krankenhaus als Notfall behandelt werden mußte?«
»Es sind zwei Männer ins Labor gekommen und haben mich angegriffen!«
»Dich angegriffen?«
»Ja«, sagte Marissa, »du mußt mir das wirklich glauben.«
»Ich weiß tatsächlich nicht mehr, was ich glauben soll. Warum passiert dir das bloß alles?«
»Wegen der Ebola-Ausbrüche. Tad, weißt du, wer verletzt worden ist?«
»Ich glaube, einer der Techniker aus einer anderen Abteilung.«
»Warum stellst du denn nicht fest, wer das war. Und außerdem könntest du doch herausbekommen, wer außerdem noch letzte Nacht im Hochsicherheitslabor war.«
»Das wird wohl kaum möglich sein. Mir sagt hier inzwischen niemand mehr was, seit man weiß, daß wir befreundet sind. Wo steckst du denn überhaupt?«
»Ich bin hier am Flugplatz«, teilte ihm Marissa mit.
»Wenn das, was du da gerade von dem Überfall erzählt hast, wahr ist, dann wäre es besser, hierherzukommen und alles zu erklären. Du solltest nicht davonlaufen.«
»Ich laufe nicht davon«, betonte Marissa. »Ich fliege vielmehr nach Chicago zur AMA, um dort etwas über eine Vereinigung zu erfahren, die sich ›Aktionskomitee der Vereinigung von Ärzten zur politischen Interessenvertretung‹ nennt. Hast du mal davon gehört? Ich glaube, daß da ein Zusammenhang besteht.«
»Marissa, ich meine, du solltest sofort hierher ins CDC zurückkommen. Du bist in ganz ernsten Schwierigkeiten, falls du das nicht wissen solltest.«
»Das weiß ich durchaus, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das, was ich mir vorgenommen habe, wichtiger. Könntest du denn nicht beim Büro für biologische Sicherheit fragen, wer letzte Nacht noch im Hochsicherheitslabor war?«
»Marissa, ich bin nicht in Stimmung, um mich rumkriegen zu lassen.«
»Aber Tad, ich …« Marissa sprach nicht weiter – Tad hatte aufgelegt. Langsam hängte auch sie ein – sie konnte es ihm wirklich nicht verdenken.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Noch fünf Minuten, bis sie an Bord gehen mußte. Sie nahm ihre Gedanken zusammen und wählte Ralphs Privatnummer.
Beim dritten Klingeln nahm er ab. Im Gegensatz zu Tad war er besorgt und nicht wütend. »Mein Gott, Marissa, was ist denn bloß los. Sie stehen groß in der Abendausgabe. Sie sind in ernstlichen Schwierigkeiten, die Polizei von Atlanta sucht nach Ihnen!«
»Das kann ich mir denken«, sagte Marissa und war froh darüber, daß sie einen falschen Namen angegeben und bar bezahlt hatte, als sie ihren Flugschein gekauft hatte. »Ralph, haben Sie inzwischen einen guten Anwalt für mich gefunden?«
»Tut mir leid – als Sie danach fragten, war mir keineswegs klar, daß es sich um einen dringenden Fall handelt.«
»Zum dringenden Fall ist es inzwischen geworden. Aber ich werde für ein oder zwei Tage verreist sein«, sagte Marissa. »Ich wäre wirklich sehr froh, wenn Sie das morgen für mich erledigen könnten.«
»Was geht denn vor?« fragte Ralph. »Der Zeitung waren auch keine Einzelheiten zu entnehmen.«
»Wie ich Ihnen schon letzte Nacht sagte, will ich Sie da nicht hineinziehen.«
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein«, antwortete Ralph. »Warum kommen Sie denn nicht einfach hierher. Wir können über die ganze Geschichte reden, und morgen früh beschaffe ich Ihnen einen Anwalt.«
»Haben Sie jemals von einer Vereinigung gehört, die sich ›Aktionskomitee der Vereinigung von Ärzten zur politischen Interessenvertretung‹ nennt?« fragte Marissa und ging nicht weiter auf Ralphs Angebot ein.
»Nein«, sagte Ralph kurz. »Marissa, kommen Sie doch bitte her. Ich bin der Meinung, daß es besser ist, dasProblem offen anzugehen, was immer es sein mag. Wenn Sie jetzt davonlaufen, macht das keinen guten Eindruck.«
Marissa hörte, wie ihr Flug aufgerufen wurde.
»Ich fliege zur AMA, um dort etwas über die erwähnte Vereinigung herauszubekommen«, sagte sie noch rasch. »Ich rufe morgen wieder an. Ich muß mich jetzt sehr beeilen!« Sie hängte auf, nahm ihre Aktenmappe und das Buch und eilte zum Flugzeug.
KAPITEL 13
22. Mai
Bei der Ankunft in Chicago fand Marissa, daß sie es verdient hätte, sich durch ein gutes Hotel etwas zu verwöhnen, und freute sich, daß das Palmer House ein freies Zimmer für sie hatte. Sie riskierte die Vorlage ihrer Kreditkarte und ging sofort aufs Zimmer und ins Bett.
Am nächsten Morgen bestellte sie beim Zimmerservice Kaffee und
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