Virus
eiligst den Rückzug an. Sie ging rasch in das Parkhaus und suchte, nachdem sie sich wieder in ihren Wagen gesetzt hatte, die Spendenliste für Markham aus ihren Unterlagen heraus. Genau wie es ihrer Erinnerung entsprach, war PAC, Physicians’ Action Congress, das »Aktionskomitee der Ärzte« oder mit vollem Namen »Aktionskomitee der Vereinigung von Ärzten zur politischen Interessenvertretung«, unter den unterstützenden Vereinigungen aufgeführt.
So sehr sie davor zurückschreckte, das Schicksal dadurch herauszufordern, daß sie sich ein weiteres Mal unmittelbarunter die Augen der Stadtpolizei begab, zwang sie sich, wieder auszusteigen und zum Regierungsgebäude zurückzukehren. Ein zweites Mal wartete sie geduldig in der Schlange, bis sie erneut vor demselben Beamten stand und fragte ihn dann, was er ihr über das PAC sagen könne.
Der Mann tippte den Namen auf seinem Computerterminal ein, wartete dann einen Augenblick und wandte sich schließlich Marissa zu. »Tut mir leid, dazu kann ich Ihnen gar nichts sagen. Es gibt keine Eintragung darüber.«
»Bedeutet das, daß es kein eingetragener Verein ist?«
»Nicht unbedingt. Es bedeutet lediglich, daß keine Eintragung im Staate Georgia erfolgte.«
Marissa bedankte sich ein weiteres Mal bei dem Mann und rannte dann aus dem Gebäude. Ihr Auto kam ihr wie ein Zufluchtsort vor. Sie saß ein paar Minuten lang einfach so da und dachte darüber nach, was sie jetzt als nächstes tun sollte. So viel war das an Informationen ja auch wieder nicht, was sie bisher herausbekommen hatte, und mit den Ebola-Ausbrüchen hatte das ja offenbar doch ziemlich wenig zu tun. Aber ihre Intuition sagte ihr, daß auf irgendeine merkwürdige Weise all das, was sie bisher in Erfahrung gebracht hatte, mit dem Auftreten des Ebola-Virus etwas zu tun haben mußte. Und wenn das so war, dann mußte diese seltsame Interessenvereinigung von Ärzten der Schlüssel dazu sein. Aber wie konnte sie etwas über eine Organisation herausbekommen, von der sie niemals vorher etwas gehört hatte? Ihr erster Gedanke war, in der Bibliothek des Medizinischen Instituts der Emory-Universität nachzuschauen. Vielleicht konnte jemand von den Bibliothekaren ihr weiterhelfen. Als sie aber dann daran dachte, wie unverhofft ihr Alice MacCabe über den Weg gelaufen war, befand sie, daß die Möglichkeit, dabei entdeckt zu werden, doch zu groß war. Es wäre sicher viel vernünftiger, für ein paar Tage aus der Stadt zu verschwinden. Aber wohin sollte sie gehen?
Als sie den Motor anließ, kam Marissa plötzlich eineIdee: die AMA, der amerikanische Ärzteverband! Wenn sie bei der AMA keine Informationen über eine Ärztevereinigung bekommen konnte, dann nirgends. Und Chicago klang nach Sicherheit. Sie fuhr in südlicher Richtung los, hinaus zum Flughafen, in der Hoffnung, daß die dürftige Bestückung ihres Reisekoffers noch für ein paar Tage vorhalten würde.
*
Joshua Jacksons schwere Limousine polterte über die Holzbohlen der den Parsons Creek überspannenden Brücke und bog dann mit quietschenden Reifen scharf nach links ab. Auf dem nun nicht mehr geteerten Weg schleuderten die Räder heftig kleine Steinchen an den Rand der baumbestandenen Zufahrt. Im Innern des Fahrzeugs war Jacksons Wut mit jeder zurückgelegten Meile gewachsen. Er hatte zwar nicht die geringste Lust gehabt, das Labor zu besuchen, aber noch viel weniger die Absicht, in Atlanta mit Heberling gesehen zu werden. Der Mann erwies sich als zunehmend unzuverlässig, ja schlimmer noch, als unberechenbar. Aufgefordert, für »ein bißchen Verwirrung« zu sorgen, löste der schließlich noch den Atomkrieg aus. Ihn zu beauftragen war sicher eine schlimme Entscheidung gewesen, aber es war nun einmal eine Tatsache, und man mußte damit irgendwie fertig werden.
Jackson bog auf den Parkplatz vor dem Laboratorium ein und parkte seinen Wagen gegenüber dem Mercedes von Heberling. Er wußte, daß der ihn mit einem Teil des Geldes gekauft hatte, das für technische Ausstattung vorgesehen gewesen war. Was für eine Verschwendung.
Jackson ging auf die Vorderfront des Gebäudes zu. Es präsentierte sich höchst eindrucksvoll, und Jackson wußte vielleicht besser als jeder andere, wieviel Geld es verschlungen hatte. Das »Aktionskomitee der Ärzte« hatte hier Dr. Arnold Heberling ein persönliches Denkmal gesetzt, aberwofür: für einen ungeheuren Haufen von Schwierigkeiten, weil Heberling ein Spinner war.
Mit einem klickenden Geräusch öffnete sich
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